Europäische Wildkatze in Deutschland

Dezember 2023
Die Europäische Wildkatze
Die Europäische Wildkatze - Copyright: Wikicommons

Der ein oder andere hat vielleicht in seiner Kindheit die “Warrior Cats”-Bücher gelesen. Kriegerische Katzenclans, die aus Waldkatzen und entlaufenen Hauskatzen bestehen. Doch eigentlich leben in Europa tatsächlich echte Wildkatzen, die nicht direkt mit unseren Samtpfoten daheim verwandt sind. Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) ist eine faszinierende und zugleich bedrohte Spezies in Deutschland. Einst in weiten Teilen Europas beheimatet, ist ihr Bestand stark zurückgegangen, was hauptsächlich auf Lebensraumverlust und menschliche Eingriffe zurückzuführen ist. Wir klären in diesem Artikel darüber auf, wie es heute um die Wildkatze in Deutschland steht und was getan werden muss, um ihr Verbreitungsgebiet wieder auszuweiten.

Hauskatze oder Wildkatze?

Links Wildkatze, rechts Hauskatze
Links Wildkatze, rechts Hauskatze

Im Frühjahr und Sommer werden nicht selten junge Wildkatzen in Tierheimen oder Auffangstationen abgegeben. Grund dafür ist die hohe Verwechslungsgefahr mit ausgesetzten Hauskatzen. Wanderer finden kleine Kätzchen ohne Mutter im Wald und nehmen sie fürsorglich mit. Doch die Mutter der Jungtiere ist oft eigentlich nur auf der Jagd oder versteckt sich vor den Menschen. Die spätere Wiederauswilderung der jungen Katzen ist zeitintensiv und birgt viele Risiken. Wildkatzen können sich Krankheiten bei Hauskatzen einfangen und daran sterben. Daher gilt: grau getigerte Kätzchen besser im Wald lassen und sich zügig von ihnen entfernen, damit das Muttertier sich wieder ihren Jungen annähern kann. Doch wie kann man nun eine Wildkatze von Hauskatzen unterscheiden?

Unsere Hauskatzen stammen von der Falbkatze ab, einer afrikanischen Katzenart, die von den Römern und Griechen nach Europa gebracht wurde. Unser Schmusetiger zeichnet sich durch seinen meist eher schlanken Körperbau, starke Musterung und spitz zulaufenden Schweif aus. Die Wildkatze hingegen lebte schon in den europäischen Wäldern lange bevor die Nachfahren der Falbkatzen in den europäischen Siedlungen als Mäusefänger genutzt wurden. Sie ist deutlich kräftiger und breiter als eine Hauskatze, von graubrauner Farbe und ihr Muster ist etwas verwaschener. Das hervorstechendste Merkmal bildet jedoch ihr Schweif. Der ist buschig, kräftig und endet stumpf. Zudem zieren zwei bis drei breite schwarze Streifen die Schweifspitze. In Deutschland ist der Prozentsatz an Hybriden von Wild- und Hauskatzen sehr gering, was auch wünschenswert ist. Die Vermischung der beiden kann für die Wildkatzen nämlich einen enormen Nachteil in der Natur bedeuten.

Verwechslungsgefahr Wildkatze
Verwechslungsgefahr Wildkatze

Die Europäische Wildkatze ist durch ihr tarnendes Fell perfekt an ihre Heimat, die Laub- und Mischwälder angepasst. Sie bevorzugt Buchen- und Eichenwälder, Totholz und ursprüngliche, wilde Waldflächen mit vielen Versteckmöglichkeiten als Lebensraum. Genau dort tummelt sich nämlich ihre bevorzugte Beute: Mäuse aller Art. Hin und wieder finden auch Vögel, große Insekten und Eidechsen ihren Weg auf den Speiseplan der nachtaktiven Katzen.

Status und Bedrohung

Trotz äußerlicher Ähnlichkeiten mit Hauskatzen ist die Europäische Wildkatze eine eigenständige Spezies mit besonderen Bedürfnissen. In Deutschland wird ihr Bestand auf nur noch einige tausend Tiere geschätzt und sie gilt als stark gefährdet. Ihr Lebensraum wurde durch den Ausbau von Siedlungen, Straßen und landwirtschaftlichen Flächen stark reduziert. Die Zerschneidung von Wäldern und das Fehlen von verbindenden Korridoren haben ihr Überleben weiter erschwert. Obgleich in den letzten Jahren immerhin ein leichter Wiederanstieg der Bestände verzeichnet werden kann, fallen die meisten Wildkatze noch immer der direkten Konfrontation mit dem Menschen zum Opfer. Die Unfälle ereignen sich meist bei stark verbundenen Straßennetzen und Schnellstraßen, an denen leider immer wieder die leblosen Körper von Wildkatzen am Straßenrand gefunden werden.

Die größte Gefahrenquelle für Wildkatzen: Straßen
Die größte Gefahrenquelle für Wildkatzen: Straßen

Je nach Geschlecht fällt das Streifgebiet der Wildkatze unterschiedlich groß aus. Weibchen haben mit 300 bis 800 Hektar einen deutlich kleineren Radius, in dem sie sich bewegen – Männchen hingegen streifen in einem Gebiet von bis zu 3.000 Hektar umher. Diese sind leider nie unmittelbar miteinander verbunden, sondern häufig von Straßen durchzogen, die eine unmittelbare Gefahr für die einzelgängerischen Katzen darstellen. Auch Holzstapel der Forstwirtschaft sind eine Todesfalle, da sich die Katzen dort gerne verstecken. Bei der Verladung der Holzstapel sterben vor allem weniger agile Jungtiere.

Maßnahmen zum Schutz und zur Erweiterung des Verbreitungsgebiets

Der Schutz der Europäischen Wildkatze erfordert koordinierte Anstrengungen auf verschiedenen Ebenen. Eine wichtige Maßnahme ist die Erhaltung und Wiederherstellung von geeigneten Lebensräumen. Dies könnte durch die Schaffung von naturnahen Wäldern, die Vernetzung bestehender Lebensräume und die Reduzierung der Fragmentierung durch Straßenbau und andere menschliche Aktivitäten erfolgen. Beispielsweise können vermehrt Überquerungshilfen an Straßen gebaut werden, um der Wildkatze das Übersetzen zu erleichtern. Außerdem wird daran geforscht, wie sich die Wildkatze verbreitet, welche Gebiete und Verstecke sie bevorzugt und welche neuen Lebensräume sie in den letzten Jahren für sich erschlossen hat. Hier findet ihr eine Karte mit nachgewiesenen Wildkatzen-Sichtungen!

Diese Maßnahmen hätten auch positive Nebeneffekte. Die Wälder wären durch ihre Diversität beständiger gegenüber dem Klimawandel und andere Tier- und Pflanzenarten würden sich ebenfalls wieder stärker in deutschen Wäldern ansiedeln. Naturschutzorganisationen und staatliche Stellen setzen vermehrt auf Aufklärung und Sensibilisierung, um die Öffentlichkeit für den Schutz dieser faszinierenden Raubkatze zu begeistern. Jede:r Einzelne kann einen Beitrag leisten, um die Europäische Wildkatze zu schützen. Dies kann durch die Unterstützung von Naturschutzorganisationen, die Förderung von Maßnahmen zum Erhalt von Lebensräumen und die Aufklärung Anderer über die Bedeutung des Schutzes dieser Tiere geschehen. Darüber hinaus ist es wichtig, die Wildkatze nicht zu stören, falls man ihr in freier Wildbahn begegnet. Ein weiterer vorausschauender Move ist die Kastration der eigenen Stubentiger mit Freigang. So können sich die Gene nicht vermischen und womöglich das Aussterben der ursprünglichen Wildkatze verhindert werden.

  • https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/wildkatze/europaeische-wildkatze/
  • https://www.bund.net/bund-tipps/detail-tipps/tip/wildkatze-entdeckt-was-ist-jetzt-zu-tun/
  • https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/projekt-vorsicht-wildkatze/
  • https://www.wildkatzenwegeplan.de/
  • https://www.bund.net/tiere-pflanzen/wildkatze/projekt-wildkatzenwaelder-von-morgen
  • https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/flyer-wildkatzenwaelder-von-morgen/?wc=22144
  • https://www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/wildkatzenschutz-paarungen-mit-hauskatzen-vermeiden/?wc=22144
  • https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/wildkatze
Du findest den Artikel spannend? Dann teile ihn doch gerne!
Das könnte dich auch interessieren
Scan4Chem: Eine App gegen besorgniserregende Chemikalien

Scan4Chem: Eine App gegen besorgniserregende Chemikalien

Mit dieser App kannst du deine Einkäufe auf besorgniserregende Chemikalien hin testen.

Der Weltbodentag: Eine Hommage an unseren Planeten

Der Weltbodentag: Eine Hommage an unseren Planeten

Was ist der Weltbodentag und wer wird "Boden des Jahres" 2023?