Warum ist es eigentlich so wichtig, sich saisonal zu ernähren? Na wo soll man da nur anfangen…
Die klimatischen Bedingungen Deutschlands, wie Temperatur, Niederschlag und Tageslänge bestimmen maßgeblich, welche Früchte und Gemüsesorten zu den verschiedenen Jahreszeiten geerntet werden können. Im Supermarkt allerdings findet man das ganze Jahr über ein ähnliches Sortiment an Obst und Gemüse vor – Das funktioniert, weil die Äpfel aus Neuseeland und die Avocados aus Chile kommen. Aber der Import von Lebensmitteln aus entfernten Regionen trägt zum Wassermangel in Ländern wie z.B. Chile und dem rasanten Fortschritt der globalen Klimakrise bei.
In diesem Kontext stellt der Kauf von saisonalen Produkten aus der Region eine Win-Win-Situation dar:
Zum einen unterstützt man lokale Produzenten und zum anderen reduziert man die Umweltbelastung durch den Transport von Lebensmitteln über weite Entfernungen.
In puncto Nachhaltigkeit
Saisonale Produkte sind nachhaltiger, weil sie vor Ort geerntet und vermarktet werden und keine langen Transportwege auf sich nehmen müssen, nur um dann bei uns im Regal zu enden. Die Umweltbelastung minimiert sich also allein wegen der Einsparung von CO2-Emissionen aufgrund der kürzeren Lieferroute.
Zusätzlich dazu schont man Ressourcen, indem man saisonal einkauft, da die Hersteller auf aufwendige Verpackung der Produkte für die lange Reise verzichten können. Das wiederum bedeutet, dass man sich die energieintensive Herstellung und den anfallenden Abfall des Verpackungsmaterials spart.
Dazu kommt, dass saisonale Ware nicht in beheizten Gewächshäusern gezogen werden muss, sondern unter freiem Himmel reifen kann. Ohne den zusätzlichen Energieverbrauch zur Temperaturregulierung oder Beleuchtung verursacht saisonale Freilandware 30-mal weniger CO2 als solche, die aus beheizten Gewächshäusern stammt.
Schon einmal von importiertem Wasserrisiko gehört? Deutschland – als drittgrößte Importnation – trägt in gewisser Weise auch Verantwortung für ihre Handelspartner, die Exportnationen: Neben Gütern importiert man sozusagen auch das Wasserrisiko der Herkunftsländer. Dass in vielen Ländern ein akuter Wassermangel herrscht, ist der westlichen Welt kein Geheimnis – umso mehr wächst die Verantwortung, auch bei importierter Ware auf Nachhaltigkeit zu achten. Denn viele der Herkunftsländer sind nicht so gut aufgestellt, wie wir selbst, wenn es um Verfügbarkeit und Verwaltung von Wasser geht. Der Anbau von Avocados, die man bei uns im Supermarkt findet, trägt zum Beispiel erheblich zum Wassermangel in Chile bei.
Nichtsdestotrotz ist importierte Ware nicht per se umweltschädlicher als die hiesige – auch regionale Produkte, die wochenlang im Kühlhaus gelagert werden, können eine erschreckende schlechte Klimabilanz aufweisen. Es kann sogar passieren, dass ein importierter Apfel aus Neuseeland, der einmal um die halbe Welt gereist ist, umweltfreundlicher ist als ein Apfel aus der Region, der einige Monate gelagert wurde, um ihn auch außerhalb der Saisonzeit anbieten zu können. Also am Besten nicht nur auf die Herkunft achten, sondern gleichzeitig auch immer den Saisonkalender im Blick behalten.
In puncto Gesundheit
Saisonale Produkte sind gesünder, weil sie meist weniger stark mit Pestiziden behandelt werden, importierte Ware dagegen stammt oft aus Regionen die im Anbau nicht den EU-Richtlinien entsprechen und kann Pestizide enthalten, deren Anwendung hierzulande bereits verboten ist, und dies noch dazu in gefährlich hohen Konzentrationen.
Rückstände von Pestiziden verschmutzen Böden und Wasser und sind giftig – denn das Abtöten von Schädlingen ist ihre Aufgabe – so gefährden sie die Biodiversität und auch die Gesundheit der Bäuer:innen sowie der Verbraucher:innen. Global betrachtet leiden jährlich circa 385 Millionen Menschen an Pestizidvergiftungen.
Besonders deutlich wird das am Beispiel der Importware aus China. Rund 70% aller Äcker dort sind mit Schwermetallen oder Pestiziden kontaminiert – trotzdem importiert Deutschland jedes Jahr enorme Mengen an Obst und Gemüse aus dem Reich der Mitte. Chinesische Importware erregt immer häufiger Aufsehen, zu viele Proben werden positiv auf Pestizide oder gar Schwermetalle getestet. Aufgrund mangelnder Kontrolle der Importware ist das wohl auch nur die Spitze des Eisberges.
Obst und Gemüse versorgen uns mit lebensnotwendigen Mikronährstoffen wie Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Laut aktuellen Erkenntnissen wird eine ausgewogene Ernährung als Prophylaxe verschiedenster Krankheiten angesehen. Das Problem importierter Früchte allerdings liegt eben darin begründet:
Importierte Früchte werden unreif geerntet, weit bevor sie ihren maximalen Nährstoffgehalt entfalten können. Die restlichen Vitamine etc. nehmen während der Reise, die bei einer neuseeländischen Kiwi beispielsweise rund 5 Wochen dauern kann, stetig ab, denn die Mikronährstoffe sind in der Regel licht-, sauerstoff- oder hitzeempfindlich.
Selbst bei heimischem Spinat fällt der Vitamin C Gehalt bei einer Lagerung in Raumtemperatur binnen zweier Tagen auf 20%, bewahrt man ihn hingehen im Kühlschrank auf, so sinkt er zwar nur auf 70%, verliert aber trotzdem viele wichtige Nährstoffe. Auch Dosen- & Tiefkühlprodukte enthalten mehr Nährstoffe als unreif geerntetes Import-Obst oder -Gemüse. Tiefkühlgemüse ist, entgegen seines Rufes, enorm vitaminreich, denn wenn die Produkte direkt nach der Ernte verarbeitet und schockgefrostet werden, sind ihre Stoffwechselvorgänge nur pausiert.
Entgegen der vielfach vertretenen Meinung kann man sich selbst im Winter saisonal und gleichzeitig abwechslungsreich ernähren, denn zahlreiches Wintergemüse steckt voller essentieller Nährstoffe. Weißkohl, Grünkohl, Spitzkohl, Chicoreé und Winterkresse reifen in den Wintermonaten, ebenso wie Wurzelgemüse: Selbst im Januar kann Rote Bete, Knollensellerie und Rettich geerntet werden.
Unser Saisonkalender für jeden Monat bietet dir einen Überblick – so lässt sich der Essensplan spielend einfach umgestalten!
- https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/saisonkalender-obst-und-gemuese-frisch-und-saisonal-einkaufen-17229
- https://www.deine-gesundheitswelt.de/balance-ernaehrung/regionale-ernaehrung
- https://www.dak.de/dak/fitwoch/tipp-122-saisonale-ernaehrung-2134610.html#/
- https://gesundheitswelt.allianz.de/gesundheit-ernaehrung/essen-trinken/saisonal-einkaufen.html
- https://www.weekend.at/entertainment/importiertes-obst-ungesund/44.277.602
- https://www.marienapo.eu/hiv/hiv-und-ernaehrung/hiv-und-ernaehrung-vitaminverlust-bei-obst-und-gemuese/
- https://www.ifeu.de/fileadmin/uploads/Reinhardt-Gaertner-Wagner-2020-Oekologische-Fu%C3%9Fabdruecke-von-Lebensmitteln-und-Gerichten-in-Deutschland-ifeu-2020.pdf
- https://www.bund.net/umweltgifte/gefahren-fuer-die-gesundheit/?utm_term=bund-niedersachsen
- https://www.oekotest.de/essen-trinken/Frisches-Obst-und-Gemuese-Wie-klimaschaedlich-ist-der-Verzehr-im-Winter_11616_1.html
- https://www.wwf.de/aktiv-werden/tipps-fuer-den-alltag/tipps-fuer-ernaehrung-und-einkauf/regional-und-saisonal-essen-global-denken
- https://suchdichgruen.de/nachhaltige-lebensmittel/saisonale-lebensmittel/a196/saisonkalender-fuer-den-januar/
- https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article115177291/Bis-zu-70-Prozent-der-Aecker-in-China-verseucht.html
- https://agriculture.ec.europa.eu/farming/crop-productions-and-plant-based-products/fruit-and-vegetables/garlic_de
- https://www.wwf.de/themen-projekte/fluesse-seen/wasser-politik-maerkte/wasserrisiko
- https://www.sueddeutsche.de/stil/oeko-ratgeber-zu-aepfeln-weit-gereist-oder-lange-gelagert-was-ist-besser-1.3989628
- https://www.sueddeutsche.de/leben/pestizide-im-gemuese-deutsche-ware-ist-sauberer-1.481252
- https://www.focus.de/finanzen/news/etikettenschwindel-in-fernost-china-fruechte-auf-deutschen-fruehstuecksbroetchen_id_3695795.html
- https://www.deutschlandfunk.de/chinas-boeden-sind-offenbar-stark-verseucht-100.html
- https://utopia.de/news/wie-verbotene-pestizide-trotzdem-auf-unseren-tellern-landen/
- https://www.wwf.de/fileadmin/user_upload/002WWF_Studie_Wasserrisiko_Deutschland.pdf