Lebensmittelverschwendung: Wie viel wir retten können!

09. Februar 2025
Copyright: Erstellt mit Dall-E

Angaben des Statistischen Bundesamts zufolge fallen in Deutschland entlang der Lebensmittelversorgungskette jährlich beinahe 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an.


Wo entstehen die Lebensmittelabfälle?

Die Angaben des Statistischen Bundesamtes berechnen sich aus sämtlichen Lebensmittelabfällen, die entlang der Lebensmittelversorgungskette anfallen. Dazu zählen Speisereste sowie nicht verkaufte Lebensmittel und auch die nicht genießbaren Teile von Lebensmitteln wie beispielsweise die Schalen von vielen Obst- und Nussarten und Knochen oder sogar Kaffeesatz. Auch alle Lebensmittelverluste entlang der Produktions- und Lebensmittelkette werden mit einkalkuliert.
Ausgenommen werden Verluste während oder vor der Ernte sowie beim Schlachten, da die Produkte zu diesem Zeitpunkt noch nicht als fertige Lebensmittel eingestuft werden.

Nimmt man die Zahlen etwas genauer unter die Lupe, so setzen sich die 10,9 Millionen Tonnen aus folgenden Angaben zusammen:

  • 2% – (0,2 Mio. Tonnen) des Abfalls entstehen durch die Primärproduktion
  • 15% – (1,6 Mio. Tonnen) in der Verarbeitung
  • 7% – (0,8 Mio. Tonnen) im Handel
  • 17% – (1,9 Mio. Tonnen) in der Außer-Haus-Verpflegung

Den größten Anteil macht jedoch der Verlust in privaten Haushalten aus: Ganze 59% (6,6 Mio. Tonnen) an Lebensmittelabfällen fallen jährlich in deutschen Haushalten an.

Umgerechnet bedeutet das, dass Verbraucher*innen, also jede*r einzelne von uns, im Durchschnitt etwa 78 kg Lebensmitteln im Jahr wegwerfen. Eine viel zu große und recht beunruhigende Zahl.

Dass eine gewisse Menge an Lebensmittelabfällen entlang der Produktions- und Lebensmittelkette unvermeidbar ist, dürfte nachvollziehbar sein. Die schiere Menge an Lebensmittelabfällen und die damit einhergehende Lebensmittelverschwendung ist aber, gerade in Bezug auf die momentanen Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz und hinsichtlich vielerorts herrschender Lebensmittelknappheit, problematisch.

Die Rolle der Großhändler

Besonders in der Kritik stehen Lebensmittelabfälle, die durch große Unternehmen bzw. Supermärkte entstehen und sich grundsätzlich vermeiden ließen.
So kommt es nämlich vor, dass Supermärkte Lebensmittel wegschmeißen, noch bevor sie ihr eigentliches Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht haben. Manchmal geschieht das schon ganze fünf Tage vor Ablauf der Garantie, die das Mindesthaltbarkeitsdatum setzt.

Supermärkte begründen dieses Vorgehen damit, dass sie befürchten, fast abgelaufene Lebensmittel könnten den Verkauf frischerer Produkte hemmen oder sogar Kund*innen abschrecken.
Dass diese Vorgehensweise aber nicht besonders nachhaltig ist, liegt auf der Hand – vor allem, wenn man bedenkt, dass viele Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) noch einwandfrei genießbar sind. Schließlich garantiert das MHD lediglich, dass ein Produkt bis zu diesem Zeitpunkt seine optimale Qualität behält, nicht aber, dass es danach sofort schlecht ist.

Viele greifen trotzdem lieber zu Produkten mit einer längeren Haltbarkeit – ein Verhalten, das absolut nachvollziehbar ist, aber leider zur Lebensmittelverschwendung beiträgt.

Eine Alternative bietet aber ein von vornherein bewusster Umgang mit den Lebensmitteln, damit diese nicht vorschnell entsorgt werden müssen. Seitens der Konsumer*innen lohnt sich hier insbesondere vorausschauendes Einkaufen. Legt man sich beispielsweise am Anfang der Woche einen Plan zurecht, kann man sich sicher sein, dass die Produkte innerhalb der nächsten paar Tage aufgebraucht werden und so schadet es keineswegs, im Supermarktregal nach Produkten zu greifen, deren MHD eine Haltbarkeit innerhalb dieser Zeitspanne garantiert. So rettet man diese Produkte möglicherweise vor dem unnötigen Entsorgtwerden.
Zudem kann man bei sich zuhause einfach vor dem Wegschmeißen einen Qualitätscheck der Lebensmittel durchführen, anstatt vielleicht noch genießbare Lebensmittel nur aufgrund der Angaben des MHD zu entsorgen.

Schon gewusst?
Supermärkte in Frankreich sind im Übrigen dazu verpflichtet, nicht-verkaufte Lebensmittel entweder zu spenden oder, sollten sie nicht mehr als essbar gelten, als Kompost in die Landwirtschaft oder Futtermittelproduktion zu übergeben.

Fehlende Ressourcen? Gerechtere Verteilung!

Weltweit hungern Millionen Menschen, während Supermärkte genießbares Obst und Gemüse wegen kleiner Makel aussortieren. Das Problem ist nicht Ressourcenmangel, sondern ungerechte Verteilung.

Auch in Deutschland reicht das Angebot an Tafeln und Hilfsorganisationen nicht aus: 962 Tafeln versorgen rund 2 Millionen Menschen, doch viele haben dennoch nicht genug zu essen.


Lösungsansätze gegen Lebensmittelverschwendung und Hunger

Angesichts dieser Zahlen stellt sich die Frage: Wie können wir als Gesellschaft Lebensmittelverschwendung reduzieren und gleichzeitig gegen Hunger vorgehen?

Einige Menschen greifen zum sogenannten „Containern“, um genießbare, aber weggeworfene Lebensmittel zu retten – warum Containern aber nicht die beste Idee ist, erklären wir in diesem Artikel.

Doch es gibt weitere, nachhaltigere Möglichkeiten, aktiv zu werden:

  • Bewusster einkaufen: Plane Mahlzeiten gezielt, um weniger Lebensmittel wegzuwerfen.
  • Mindesthaltbarkeitsdatum hinterfragen: Viele Produkte sind auch nach Ablauf noch genießbar!
  • Lebensmittel retten: Apps wie „Too Good To Go“ oder „Foodsharing“ bieten Möglichkeiten, überschüssige Lebensmittel zu nutzen.
  • Politisches Engagement: Setze dich für Gesetze ein, die Supermärkte dazu verpflichten, genießbare Lebensmittel zu spenden statt wegzuwerfen.

Jede*r Einzelne kann einen Beitrag leisten – und gemeinsam können wir eine nachhaltigere und gerechtere Lebensmittelverteilung erreichen!

Einzelnachweise & Weblinks

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