Die Rettung für unsere Meere? Wie Blubberblasen gegen Plastikverschmutzung vorgehen

Februar 2023
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TGBB® Logo 2020 (Blau) - Copyright: The Great Bubble Barrier®

Weltweit steigt die Plastikverschmutzung in unseren Gewässer pro Minute etwa um die Menge eines komplett beladenen Müllfahrzeugs. Pro Tag entspricht das 8 Milliarden Kilo Plastikmüll! Die Tendenz: steigend. Erschreckende Zahlen, die ein Unternehmen aus den Niederlanden ändern will. Eine energieeffiziente Lösung soll es sein, die Plastikmüll in Wasserstraßen ansammelt und entfernt, bevor er unsere Ozeane erreicht.

The Great Bubble Barrier ist ein junges und schnell wachsendes Start-up-Unternehmen mit Sitz im Norden von Amsterdam, das sich mit seinem 3-Komponenten-System seit 2017 für die Reinhaltung von Gewässern einsetzt.
Seine Technologie ist nicht nur äußerst bemerkenswert, sondern auch höchst effektiv gegen Plastikverschmutzung in Wasserstraßen! Ein Schleier aus Luftblasen, der Plastik im Wasser einfängt - Wie soll das überhaupt funktionieren?

Wir zeigen euch, was es damit auf sich hat!

Wie funktioniert The Great Bubble Barrier?

Illustration des diagonalen Blasenschleiers und Auffangsystems

Grob kann man das Barrieresystem in drei ineinandergreifende Hauptkomponenten unterteilen:

Der Blasenschleier
Durch einen perforierten (durchlöcherten) Gummischlauch am Boden des Wasserlaufs wird komprimierte Luft gepumpt, die durch die Öffnungen in das Wasser entweichen kann. Dadurch entstehen die typischen “Blubberblasen”, die nach oben steigen und einen anhaltenden Blasenschleier bilden. Dieser blockiert Plastikpartikel, die mit der Strömung fließen und befördert sie letztendlich an die Wasseroberfläche. Ein in Berlin durchgeführter Pilotversuch hat sogar gezeigt, dass der Blasenschleier Partikel von 1 mm - 1 m auffangen kann!
Damit diese auch die am Ufer gelegene Auffangsysteme erreichen, müssen die Rohre diagonal unter der Wasserstraße angebracht werden, mit der Strömungsdynamik übereinstimmen und direkt in die Auffangstation münden.

Die Luftzufuhr
Die Luft für die Blasen wird aus komprimierter Umgebungsluft bezogen. Dafür dienen elektrische Kompressoren, die an die jeweils ortsspezifischen Besonderheiten angepasst sind. Es wird möglichst versucht, das allumfassende System mit erneuerbarer Energie zu betreiben, jedoch kann dies je nach Stadt und Infrastruktur variieren.

Auffangsystem für den Wassermüll
Das Auffangsystem und der Blasenschleier sind so aufeinander abgestimmt, dass ein erfolgreiches Ansammeln und späteres Abschöpfen des Plastikmülls möglich ist. Praktisch am Ufer angebracht, erfolgt eine Entleerung, z.B. durch örtliche Dienste und im Anschluss eine Weiterverarbeitung oder Recycling.

Einsatzgebiete der Great Bubble Barrier

The Great Bubble Barrier in Amsterdam, Niederlande.

Das Unternehmen fokussiert sich vor allem auf Wasserstraßen, da hier das Problem schon an der Wurzel angegangen wird: Mit einer lokalen Installation des Systems in Wasserstraßen kann die weitere Verbreitung von Plastikmüll über nationale Grenzen hinweg eingedämmt werden.

Seit 2017 arbeitet das Unternehmen mit dem Europäischen Innovationskonzil im Rahmen des EIC Accelerator-Programms zusammen: Ein Programm für Finanzierung und Investitionen durch EIC-Fonds - für einzelne Neugründungen und kleine Unternehmen, um bahnbrechende Innovationen weiterzuentwickeln und zu verbreiten.

Nach fünf Jahren Forschung und Entwicklung wurde die erste Langzeit Bubble Barrier im November 2019 in den Kanälen von Amsterdam installiert (an einem der Abflüsse der in die IJ mündenden Kanäle). Darauf folgte eine weitere Bubble Barrier in Katwijk, eine Provinz in Südholland (2022). Weitere Städte in den Niederlanden und auf der ganzen Welt streben danach, diese Lösung in ihren Flüssen zu implementieren.

Auffangstation des Plastikmülls (Amsterdam)

Wie viel Plastikmüll kann The Great Bubble Barrier auffangen? Ergebnisse einer Studie in Kooperation mit der Plastic Soup Foundation berichten, dass das System in Amsterdam alleine durchschnittlich 85kg anorganischen Müll pro Monat auffängt!

Bubble Barrier Porto Region

Im Sommer 2022 begann der Aufbau einer neuen Luftblasenbarriere in der Region Porto in Portugal. Sie soll verhindern, dass die Plastikverschmutzung aus den Flüssen in den Atlantik übergeht. Das System wird im Rahmen des Projekts MAELSTROM errichtet, einem von der EU ko-finanzierten Projekt zur Verringerung der Auswirkungen von Meeresmüll in Küstenökosystemen.

Weitere Vorteile von The Great Bubble Barrier

The Great Barrier Wall in Katwijk, Südholland.

Keine Einschränkungen für den Schiffsverkehr:
Schiffe können problemlos durch die Blasenbarriere und profitieren davon allemal! Denn auch Schiffe werden durch Plastikpartikel behindert: Sie können bei dauerhaftem Kontakt Schäden hinterlassen oder sogar die Turbinen verstopfen. Durch das Auffangsystem kann hier Abhilfe geschaffen werden.

Aufsicht rund um die Uhr:
Das System kann ohne eine Aufsicht vor Ort funktionieren, da ein Monitoring remote möglich ist.

Erhöhte Sauerstoffkonzentration:
Blasenschleier erhöhen den gelösten Sauerstoff in ihrer Umgebung, was dem aquatischen Ökosystem zugutekommt.

Sichere Durchquerung für Fische:
Fische und andere Lebewesen können leicht durch den Blasenschleier sowie das Auffangsystem schwimmen und werden dadurch nicht behindert. Bei der Blasenbarriere wird so viel Plastik wie möglich, mit so wenig Luft wie möglich eingefangen. Dennoch wird das Verhalten der Fische in der unmittelbaren Umgebung des Systems in Zusammenarbeit mit Ökologen weiterhin beobachtet.

Ganze Bandbreite:
Der Blasenschleier erstreckt sich für einen möglichst “guten” Fang über die ganze Flussbreite sowie dessen Tiefe.

Schnell anpassungsfähig:
Das System kann im Einsatzgebiet auf die dort vorhandenen Infrastrukturen zugeschnitten werden. Somit ist also keine Änderung der bereits existierenden Infrastruktur nötig.

Die Gefahren von Plastikmüll in unseren Gewässern: Warum die Beseitigung so wichtig ist

Die enorme Verschmutzung durch Plastik wirkt sich lebensbedrohlich auf unzählige Lebewesen aus.

Lebewesen wie Fische, Meeresschildkröten, Vögel, aber auch winziges Zooplankton werden durch die Plastikverschmutzung stark in ihrem Lebensraum eingeschränkt und belastet.

Ozeane machen 72% der Erdoberfläche aus und sind unter anderem unsere wichtigsten Sauerstofflieferanten, die jedoch von Müll verschmutzt werden. Plastik ist biologisch nicht abbaubar - es zersetzt sich lediglich und zerfällt in kleine Teile. Die Plastikpartikel absorbieren auf ihrem Weg in das Meer alle möglichen Giftstoffe aus den Abwasserkanälen und den verschmutzten Gebieten, die sie durchqueren. Sie werden zu regelrechten Giftbomben. Diese Stoffe werden in den Körpern der Tiere oder Organismen freigesetzt, die das Plastik versehentlich als Nahrung aufnehmen.

Viele vor wenigen Jahren noch makellose Strände lassen sich heute nur noch in der Anwesenheit von Müllbergen besuchen.

Plastik, das in unseren Gewässern und Ozeanen landet, kann an jedem Strand gefunden werden: Durch die Strömungen erreicht es irgendwann einen Andockpunkt, wo es sich festsetzt. Sicherlich habt ihr schon das ein oder andere Bild von Stränden gesehen, die nun vielmehr einer Müllhalde gleichen. Nicht zuletzt gibt es deshalb inzwischen unzählige Projekte, die sich mit der Müllbeseitigung von Stränden beschäftigen!

Doch Wissenschaftler:innen sind immer noch dabei, herauszufinden, wo sich das ganze Plastik in den Meeren versteckt und schließlich ansiedelt. Denn nur ein Bruchteil des Plastikmülls landet an unseren Stränden - es herrscht ein regelrechter “Plastikregen” in den Meeren: Beispielsweise fand man vermehrt Plastikflaschen in einer Tiefe von 3500 Metern und Mikroplastik sogar bis zu 5000 Meter unter der Meeresoberfläche!

Auch sogenannte “Plastiksuppen”, die sich herausbilden, enden für viele Lebewesen lebensbedrohlich: Die meisten Tiere verheddern sich in den großen Plastikschleifen und können sich nur schwer befreien, was oft einen qualvollen Tod zur Folge hat.

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