Die Proteste von Klimaaktivist:innen der Bewegung Extinction Rebellion bleiben umstritten, erregen aber aus eben diesem Grund vermehrt Aufmerksamkeit: Sie kleben sich auf Straßen fest oder verunstalteten Kunstwerke in Museen, indem sie berühmte Gemälde mit Soße und Kartoffelbrei bewerfen - denn ziviler Ungehorsam ist nunmal aktuell das am effektivsten bewertete Mittel, um auf sich und sein Anliegen aufmerksam zu machen.
Worin liegen die Absichten der Extinction Rebellion?
Die globale Bewegung Extinction Rebellion, was so viel wie “Aufstand gegen das Aussterben” bedeutet, stammt ursprünglich aus Großbritannien. Das Ziel von Extinction Rebellion ist es, die “Klimakatastrophe abzuwenden und das voranschreitende Massenaussterben zu stoppen”. Aufgrund dessen verlangen die “Rebellen” nach einem offenem Umgang mit dem Klimawandel. In ihrer Kampagne fordern sie, dass die politischen Entscheidungsträger die Klimakrise als die akute Bedrohung anerkennen, die sie tatsächlich darstellt, sofortige Maßnahmen ergriffen werden und einen Bürgerrat einberufen werden soll, nach dessen Beschlüssen von da an gehandelt werden soll.
Im Kern geht es darum, sich selbst und das Gesellschaftssystem fortwährend in Frage zu stellen und dabei Veränderungen gegenüber aufgeschlossen zu bleiben. Sie vertreten die Meinung, dazu verpflichtet zu sein, zu rebellieren, solange das System ignorant und rücksichtslos ist. Ziviler Ungehorsam sei lediglich historisch betrachtet das effektivste Mittel, auf Missstände aufmerksam zu machen und Reformen einzuführen.
Welche Strategie verfolgen die Aktivist:innen?
Extinction Rebellion wurde durch Proteste bekannt wie der, der sich im britischen House of Commons ereignete: Aktivist:innen, die sich als Teilnehmer:innen einer geführten Tour ausgaben, klebten sich um den Speaker’s Chair herum aneinander fest. Ihre Absicht war es, die Forderung nach einem Bürgerrat durchzusetzen. Acht Personen wurden an diesem Tag verhaftet.
Welche Erfolge verzeichnet Extinction Rebellion?
Tatsächlich waren einige Proteste von Erfolg gekrönt: Kalt gelassen haben ihre Aktionen wohl kaum jemanden und die Aufstände, bei denen sich Aktivist:innen an Kunstwerken oder auf Straßen festklebten, verbreiteten sich rasch über alle Medienplattformen. 2022 wurde dann der erste Bürgerrat in Berlin abgehalten. Der Senat gab eine Stellungnahme zu dessen Ergebnissen ab und nahm 42 der insgesamt 47 Vorschläge in das neue Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK 2030) auf.
“The Big One”
Weil dennoch nach wie vor kaum Veränderungen in dem Verhalten der Regierung zu erkennen seien, verlange es nach jahrelangen, oft vergeblichen Protesten nach drastischeren Maßnahmen, denn die Zeit drängt - so die Klimaaktivist:innen. Sie haben jetzt bekannt gegeben, dass sie die Strategie wechseln werden. Sie wollen von nun an den politischen Entscheidungsträgern direkt mehr Druck machen. Was das bedeutet, wird “The Big One" erstmals demonstrieren. Der Protest soll sich am 21. April ereignen. Extinction Rebellion ruft 100.000 Personen dazu auf, das britische Parlament Tag für Tag zu umstellen, um eine Atmosphäre zu schaffen, die unmöglich ignoriert werden kann. Nicht nur Klimaaktivist:innen soll hier eine Bühne geboten werden, dieser Protest wurde für alle sozialen Bewegungen geschaffen. Die Zahl 100.000 ist so bedeutend, weil es die Zahl an Befürwortern einer Petition ist, die dazu führt, dass diese im Parlament angehört wird.
Extinction Rebellion: Climate activists arrested after protest in Commons chamber - BBC News, abgerufen am 15.01.2023
„Taktiken weiterentwickeln“: Britische Extinction Rebellion lässt von Straßenblockaden ab, abgerufen am 15.01.2023
Berliner Klimabürger:innenrat Dokumentation, abgerufen am 15.01.2023
Extinction Rebellion , abgerufen am 20.01.2023
The Big One - Extinction Rebellion UK , abgerufen am 20.01.2023