Das Aussterben der Dinosaurier markiert das Ende der Kreidezeit vor rund 65 Millionen Jahren. Eine weniger bekannte Tatsache der Dinosaurier-Ära ist, dass das Verschwinden der Dinosaurier ein Prozess war, der, eingeleitet durch fatale Naturphänomene, nicht plötzlich alles Leben vernichtete, sondern eine lange Zeit andauerte. Erdgeschichtlich betrachtet macht das keinen Unterschied, aber auf unsere heutige Situation bezogen verändert das die Wahrnehmung völlig: Wir haben keinen Spielraum mehr, keine Zukunft, um Entscheidungen aufzuschieben, denn wir erleben ein solches Artensterben in exakt diesem Moment:
42.100 Arten sind Ende des letzten Jahres von der Weltnaturschutzunion IUCN als “bedroht” eingestuft worden - das ist ein neuer Rekordwert. Dem Living Planet Report von 2022 zufolge hat die Anzahl der auf der Erde lebenden Wirbeltiere seit 1970 um 69% abgenommen.
Wir stecken mitten im größten Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier. Seit dem 17. Jahrhundert ist vor allem menschliches Handeln der Grund für diese Entwicklungen. Ebenso wie bei den letzten fünf Massensterben sind auch heute unter anderem verheerende Umweltereignisse, besser bekannt als der menschengemachte Klimawandel, die Ursache.
Retrospektive: Wir schreiben das Jahr 2022
Für viele Arten war auch 2022 kein gutes Jahr, für einige aber geht es langsam wieder aufwärts.
Vom 14. bis zum 25. November 2022 fand die Konferenz des Washingtoner Artenschutzabkommens “CITES” in Panamá City statt. CITES zählt zu den wichtigsten internationalen Naturschutzabkommen und reguliert den globalen Handel von fast 6.000 wilden Tierarten und 32.800 Pflanzenarten. Im Fokus lagen Beschlüsse über den Schutz von Haien, Rochen, tropischen Baumarten, Meeresschildkröten, Tigern, Elefanten und Nashörnern.
Eine bereits überfällige, aber bedeutende Entscheidung wurde getroffen: 90% der gehandelten Hai- und Rochenarten stehen nun unter dem Schutz von CITES. Ein Drittel der 1.200 weltweit bekannten Arten ist bereits auf der roten Liste der IUCN vermerkt, weshalb Handel mit denen, die unter die 90% fallen, von jetzt an nur geduldet wird, solange die Bestände nicht bedroht werden.
Gute Neuigkeiten aus Nepal: 2022 wurden 355 Tiger gezählt, das sind dreimal mehr als im Jahr 2009. Entsprechende Rückmeldungen kommen auch aus Indien, Bhutan, China und Russland: Zahlreiche Aktionen über die vergangenen Jahre zeigten Erfolge und die Bestände erholen sich langsam wieder. Du kannst WWF dabei unterstützen, Tiger zu schützen, indem du diesem Link folgst.
Australien: Buckelwale wurden von der Liste bedrohter Arten genommen. Vor der australischen Küste verzeichnet man 40.000 Individuen, und das, obwohl der Bestand vor nicht allzu langer Zeit nur 1.500 Tiere umfasste. Die größten Gefahren warten jedoch auf den Wegen in die Antarktis auf die Wale: Fischerei, Schifffahrt, Plastik- und Schadstoffbelastung stellen ein größeres Problem dar als jemals zuvor.
Brasilien: Seit dem Jahr 2000 gab es keine wild lebenden Spix-Ara mehr. Ein Artenschutzverein in der Nähe von Berlin sorgte sich noch rechtzeitig um ein Nachzuchtprogramm und konnte im Sommer des vergangenen Jahres acht Exemplare in ihrer ehemaligen Heimat, in Brasilien, auswildern.
Auch die USA und die Kapverdischen Inseln, die die wichtigsten Brutgebiete der unechten Karettschildkröte bilden, melden Erfolge: So viele Nester wie aktuell gezählt werden gab es schon seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr. Auf den Kapverden gibt es im Vergleich zu 2015 20-mal mehr Nester.
Das ist möglich geworden, weil Wilderei zunehmend verfolgt und die Brutplätze besser geschützt werden. Die Karettschildkröte läuft jedoch weiterhin Gefahr, wie so viele andere Arten auch, wegen des Klimawandels ein für alle Mal auszusterben.
In der Taimyr-Region der russischen Arktis gibt es aktuell nur noch 250.000 Rentiere, eine erschreckende Zahl, denn 2014 waren es noch 417.000 und vor rund 20 Jahren sogar noch eine Millionen. Gegen Klimawandel und die Wilderei haben sie alleine einfach keine Chance mehr. Genau deshalb sind sie auf unsere Hilfe angewiesen!
Die Kaiserpinguine sind unter den ersten, die die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen…. Man rechnet bis zum Jahr 2100 damit, zwischen 80 und 100 Prozent der Kolonien zu verlieren. Schon allein durch Zerstörung ihres Lebensraumes aufgrund der Erderwärmung wird die Situation ernst, aber auch ihr Nahrungsangebot verringert sich mit der Zeit aufgrund der wärmeren Meeresströmungen.
Auch für Dugongs spitzt sich die Situation weiter zu. In Neukaledonien gibt es nicht einmal 900 erwachsene Exemplare, in ostafrikanischen Gewässern gibt es nunmehr lediglich 250 von ihrer Art. Diese Entwicklungen sind darin begründet, dass Grundschleppnetzfischerei und die globale Meeresverschmutzung das Seegras – das die Nahrungsgrundlage der Dugongs bildet – immer seltener werden lässt.
Eine tickende Zeitbombe - Die Verbindung verstehen
Einmal abgesehen vom Klimawandel ist das Massenaussterben das größte gegenwärtige Risiko für die Erde und damit auch für uns Menschen. Schließlich ist es nicht so, als könnte uns dieses Schicksal nicht auch ereilen - spätestens, wenn die natürlichen Ressourcen endgültig verbraucht sind.
Die Ironie liegt darin, dass der Mensch dies zum Teil selbst zu verantworten hat, da er sich, obwohl die Risiken schon lange bekannt sind, jeden Tag dafür entscheidet, alles beim Alten zu belassen und weiterhin auf Kosten der Umwelt zu leben.
Menschen zerstören Lebensräume für Landwirtschaft, Bergbau und Wohnsiedlungen, beuten die natürlichen Ressourcen aus, überfischen die Meere, erzielen Profit durch Wilderei, tragen zur Erderwärmung und der Umweltverschmutzung bei und schleppen neue Arten in fremde Länder ein, die ansässige Lebensformen verdrängen.
Nicht zu vergessen: Allein in jedem Quadratkilometer der Meeresoberfläche finden sich 13.000 Plastikpartikel und jedes Jahr werden es rund 10 Millionen Tonnen mehr.
Lebensraumzerstörung steht auf Platz eins der Ursachen des Artensterbens, dicht gefolgt von Übernutzung der Ressourcen. All das geschieht, weil der Mensch die Grenzen der Erde nicht achtet.
Insbesondere in Ländern des globalen Südens gelangt viel Abfall direkt oder über Flüsse ins Meer, einfach weil dort kaum oder mangelhafte Entsorgungssysteme bestehen. WWF setzt sich in Vietnam vor Ort für die verantwortungsvolle Entsorgung von Abfall ein. Hier gelangst du direkt zur Spendenaktion.
- https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Infografik-Wie-gelangt-der-Muell-ins-Meer.pdf
- https://www.spektrum.de/news/erdgeschichte-das-sechste-massenaussterben/1889650
- https://www.ardalpha.de/wissen/weltall/astronomie/dinosaurier-asteroid-aussterben-dino-meteorit-100.html
- https://www.wwf.de/themen-projekte/artensterben
- https://www.wwf.de/themen-projekte/artenschutz/gewinner-verlierer
- https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/welche-abfallmengen-befinden-sich-in-den-meeren#:~:text=Laut%20%E2%81%A0UN%E2%81%A0%2DUmweltprogramm,Plastikm%C3%BCllpartikel%20auf%20jedem%20Quadratkilometer%20Meeresoberfl%C3%A4che.
- https://www.wwf-junior.de/tiere/rote-liste-bedrohte-tiere-und-pflanzen#:~:text=Von%20fast%201200%20Haien%2D%20und,Wei%C3%9Fe%20Hai%20und%20der%20Geigenrochen.
- https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten