Schon vor 20.000 Jahren galten Asiens Regenwälder alsHeimat der Orang-Utans und auch heute schwingen sie sich noch durch die Baumwipfel. Die liebenswerten und mit uns verwandten Einzelgänger sind Asiens letzte große Menschenaffen und die größten Baumsäugetiere der Welt. Mit ihren unglaublichen Kletterkünsten sind sie an das Leben in den hohen Baumwipfeln des Regenwaldes angepasst und tragen außerdem einen großen Teil zur Erhaltung des dortigen Ökosystems bei. Nicht nur lichtet sich durch die Klettertouren der Affen das Blätterdach etwas, um Licht auch auf tiefer gelegene Pflanzen zu werfen, sondern sie tragen auch dazu bei, dass die Samen der von ihnen verzehrten Früchte im Wald verteilt werden und für das Entstehen neuer Bäume sorgen.
Doch Orang-Utans sind eine bedrohte Art. Nur noch 120.000 Orang-Utans konnten 2021 verzeichnet werden und bereits seit geraumer Zeit stehen sie auf der roten Liste der IUCN unter der Kategorie „vom Aussterben bedroht“.
Genauso wie ihr Lebensraum, welcher sich vor rund 20.000 Jahren noch vom Himalaya und Südchina bis in den Süden nach Java erstreckte und sich heutzutage nur noch auf Borneo und Sumatra beschränkt, schwindet ihr Artbestand in erschreckender Geschwindigkeit. Schätzungen nach zufolge könnten Orang-Utans in freier Natur in wenigen Jahrzehnten ausgestorben sein.
Doch was sind die Gründe für den gewaltigen Rückgang dieser wundervollen Art und was kann man tun, um zu helfen?
Ihr möchtet mehr über die faszinierende Affenart lernen? Hier geht's zu unserem Steckbrief der Orang-Utans mit einigen interessanten Fakten.
Verlust des Lebensraumes
Der Name Orang-Utan, welcher im Malaiischen “Waldmensch” bedeutet, weist uns bereits auf eine der essentiellsten Tatsachen diese Tiere betreffend hin: Der Wald ist nicht nur ihr Lebensraum, sondern ihre Heimat. Sie sind auf den Wald angewiesen. Und dennoch ist eine der gravierendsten Bedrohungen für die intelligenten Tiere, der großflächige Verlust ihres Lebensraumes. Ein Verlust, der wie so vieles die Schuld der Menschen ist.
Immer mehr Regenwald fällt unseren wirtschaftlichen Errungenschaften und dem industriellen Wachstum zum Opfer. Regenwälder überall auf der Welt werden abgeholzt, gerodet, trockengelegt oder gar vergiftet für die Gewinnung von Holz, Kohle, wertvollen Metallen oder Palmöl.
Besonders Palmöl, welches heutzutage in nahezu unzähligen Produkten im Supermarkt zu finden ist, wird größtenteils in gigantischen Plantagen angebaut, für deren Monokulturen der natürliche Lebensraum der Orang-Utans und vieler weiterer Lebewesen vernichtet wird. Alleine für die Menge an Palmöl, die jedes Jahr in Deutschland durch Brotaufstriche (wie z.B. Nutella) konsumiert wird, werden für den Anbau etwa 20.000 Fußballfelder Regenwald in Beschlag genommen. So importierte Deutschland 2015 beispielsweise etwa 1,3 Millionen Tonnen von insgesamt 32,5 Millionen Tonnen produziertem Palmöl aus Indonesien oder Malaysia.
Nicht nur kommen bei den Rodungen des Waldes unermesslich viele Tiere durch die Feuer ums Leben, sondern auch danach müssen sie um ihr Überleben kämpfen. Ein so großflächiger Verlust ihrer Heimat führt unweigerlich zu einem erhöhten Risiko von Konkurrenzverhalten zwischen einzelnen Tieren, da sie sich auf viel kleinerem Raum zusammengedrängt finden, als es für die Tiere natürlich ist. Auch die Suche nach Nahrung wird erheblich erschwert.
Ebenso machen neue Bauprojekte wie beispielsweise der Bau eines Wasserkraftwerkes auf Sumatra besonders den Tapanuli — einer der drei Orang-Utan Arten — zu schaffen.
Tödliche Konflikte mit Farmern und Plantagenarbeitern
Immer wieder kommt es auf den Plantagen im Regenwald zu Auseinandersetzungen zwischen Orang-Utans und den dortigen Arbeitern. Orang-Utans, die sich auf die riesigen Plantagen verirren und eigentlich als recht zurückhaltende und menschenmeidende Tiere gelten, werden von den Plantagenarbeitern als Schädlinge wahrgenommen und erschossen. Jährlich sterben so etwa zwei bis drei Tausend Orang-Utans auf Ölpalm-Plantagen oder in Konflikten mit Kleinbauern. Als Grund für die Ermordung der Tiere wird regelmäßig der Schutz der Ernte genannt.
Jagd auf Orang Utans - die Anziehungskraft des Exotischen
Eine weitere Gefahr für Orang-Utans stellen Wilderer dar, die die Tiere bewusst erschießen, um anschließend ihr Fleisch teuer verkaufen zu können.
Auch gilt es für viele Menschen als Symbol ihres Vermögens, Status oder Ansehen möglichst außergewöhnliche Tiere präsentieren zu können. Je exotischer die Tiere, desto besser. Kein Wunder also, dass auch Orang-Utans zu beliebten Sensationen in privaten Haushalten zählen — sogar Michael Jackson hatte einen Orang-Utan in seinem Privatzoo.
Und obwohl der Handel mit Orang-Utans in Indonesien eigentlich seit 1990 gesetzlich verboten ist, trägt auch der illegale Verkauf gefangener Jungtiere erheblich zur weiteren Reduzierung der Orang-Utan Population bei.
Bereits beim Fang der zu verkaufenden Jungtiere werden unzählige Orang-Utans getötet. Orang-Utan Mütter, welche ihre Kinder vor den Menschen schützen wollen, werden nicht selten von den Bäumen geschossen und auch viele Jungtiere selbst sterben bei den Fangversuchen entweder an Verletzungen oder auch bei Stürzen vom Baum. Durchschnittlich verlieren für jedes auf dem Schwarzmarkt verkaufte Jungtier etwa 6 Affenmütter mit ihren Kindern ihr Leben.
Diejenigen Tiere, welche erfolgreich eingefangen wurden, leiden in der folgenden Gefangenschaft nicht selten an viel zu kleinen Käfigen oder Kisten und unter einem Leben, in welchem sie nicht zuletzt durch Vermenschlichung Ungerechtigkeiten erfahren: Orang-Utans, denen zum Amüsement der Besitzer Kleidung angezogen werden, welche gar rauchen oder Klavier spielen lernen sollen, sind leider keine Seltenheit. Doch diese fehlerhafte Behandlung der Tiere, welche zur Belustigung ihrer Besitzer beitragen soll und die nicht selten aus Unwissenheit oder Ignoranz der Menschen entsteht, steht einer artgerechten Haltung der Tiere im Wege und fügt ihnen immensen Schaden zu. Auch sogenannte Tiershows, in denen die Affen die umstehende Menge mit außergewöhnlichen Tricks beeindrucken sollen, sind weit von dem entfernt, was der Natur dieser wundervollen Tiere entspricht.
Nur langsame Regeneration der Population möglich
Erschwerend dazu kommt außerdem hinzu, dass Orang-Utans erst verhältnismäßig spät geschlechtsreif werden (Männchen mit etwa 14 Jahren) und sich dementsprechend erst spät im Leben fortpflanzen. Dies steht leider einem schnellen Aufbau und einer Erholung des Artbestands im Weg.
Was kann man tun um zu helfen?
Glücklicherweise gibt es inzwischen einige Auffangstationen, die sich der Verpflegung kranker Orang-Utans oder auch dem Aufziehen und Auswildern von Jungtieren annehmen und weitere Schutzprojekte, sowohl für die Affen als auch zum Schutz des Regenwaldes.
Doch gibt es auch etwas, das jeder Einzelne von uns tun kann, um gegen das Aussterben dieser liebenswerten Tiere zu kämpfen? Ja, gibt es.
Zum einen gibt es reichlich Spendenaktionen, welche ihre Einnahmen dem Schutz der Orang-Utans und dem Fortbestand dieser Affenart widmen. (Hier geht es zu einer der Spendenaktionen des WWF).
Und zum anderen gibt es, abgesehen davon, dass jede Bemühung im Alltag zum Klimaschutz auch auf indirektem Wege den Orang-Utans hilft, außerdem einige konkrete Sachen, auf die man alltäglich achten kann. So kann es beispielsweise durchaus einen Unterschied machen, im Supermarkt darauf zu achten, welche Produkte man kauft und was diese beinhalten. Gerade wenn es um Palmöl geht, gibt es inzwischen einige alternative Angebote, die weitaus weniger umweltschädigend sind. Auch der Kauf heimischer Produkte anstelle importierter Güter kann dem Klima, unserem Ökosystem und indirekt auch Orang-Utans und vielen weiteren Tieren helfen.
- https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/orang-utans
- https://www.orang-utans-in-not.org/projekte/orang-utan-kids/orang-utans-das-sind-wir/warum-sind-sie-vom-aussterben-bedroht/
- https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/artenschutz/rote-liste/neue-orang-utan-art-sumatra-menschenaffe-stark-bedroht-100.html
- https://www.tagesschau.de/wissen/klima/borneo-orang-utans-101.html
- https://www.prowildlife.de/aktuelles/hintergrund/palmoel-orang-utans/
- https://www.geo.de/geolino/natur-und-umwelt/19981-rtkl-borneo-wie-orang-utan-babys-einer-auffangstation-hilfe-finden