Unsere Flüsse, unsere Verantwortung: Schutz der Wasserwege

Flüsse sind nicht nur landschaftliche Schönheiten, sondern auch lebenswichtige Wasser-Adern unserer Umwelt, die für Mensch und Natur von entscheidender Bedeutung sind. Ihre Rolle als Trinkwasserquellen und als Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere, macht sie zu einem kostbaren Gut, das es zu schützen und zu erhalten gilt. In diesem Artikel werden wir die verschiedenen Aspekte der Bedeutung von Flüssen beleuchten und uns damit beschäftigen, wie wir als Gesellschaft dazu beitragen können, sie zu bewahren.

Gewässer in Deutschland

Insgesamt besitzt Deutschland 358.000 km² Grundwasser – davon 2.423 km² Seen, 14.450 km² Küstengewässer und stolze 137.030 km Flüsse! Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie ruft die Länder zur regelmäßigen Überprüfung unserer Gewässer auf und stellt somit – zumindest in der Theorie – sicher, dass sie sich in einem guten Zustand befinden. Dazu werden bei Oberflächengewässern der ökologische sowie chemische Zustand bewertet – beim Grundwasser werden die Menge und ebenfalls der chemische Zustand beobachtet. Besonders alarmierend: Das Grundwasser in etwa der Hälfte der untersuchten Standorte erreichte während der Dürrejahre von 2018 bis 2021 den niedrigsten Pegelstand seit 1990.
Insgesamt gibt es rund 30.000 Prüfstellen in Deutschland, an welchen diese Werte ständig überwacht werden.

Im Folgenden werfen wir einen Blick darauf, wie diese Gewässer auf unterschiedliche Weise von Mensch & Natur genutzt werden.

Bedeutung für die Umwelt

Lebensraum für Biodiversität: Flüsse gelten als die “Lebensadern” der Natur. Sie beherbergen eine erstaunliche Vielfalt von Pflanzen- und Tierarten. Von Fischen über Vögel bis hin zu Insekten und Wasserpflanzen sind Flüsse Hotspots der Biodiversität.

Am Flussufer tummeln sich viele Tiere, wie diese Gans, die das ruhige Wasser und den grünen Uferstreifen zu ihrem temporären Zuhause gemacht hat. Copyright: Bild von F. Muhammad auf Pixabay

Der Schutz dieser Lebensräume ist entscheidend für den Erhalt vieler Arten, von denen nicht wenige als gefährdet gelten, und von unschätzbarem Wert, um das ökologische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Eine Gefährdung dieser natürlichen Habitate entsteht beispielsweise durch den Bau von Staudämmen oder durch Flussbegradigung. Letztere setzt einen Eingriff in die Ufervegetation voraus, bei der Vegetation und Schutzräume von Tieren zerstört werden.

Wasserqualität: Flüsse spielen eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung der Wasserqualität und -regulierung. So tragen sie zur Filterung und Reinigung von Wasser bei und helfen, Überschwemmungen zu verhindern, indem sie überschüssiges Wasser ableiten und speichern.

Durch natürliche Prozesse wie die Filtration durch Mikroorganismen und Wasserpflanzen wird das Wasser auf natürliche Weise gesäubert. Copyright: Bild von ELLE RITTER auf Pixabay

Nährstofflieferanten: Flüsse transportieren Nährstoffe und Sedimente und tragen so zur Fruchtbarkeit der umliegenden Böden bei. Dies ist besonders für die umliegende Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung.

Bedeutung für den Menschen

Trinkwasserversorgung: Viele Gemeinden weltweit beziehen ihr Trinkwasser aus Flüssen. Die Qualität und lokale Verfügbarkeit von Flusswasser ist daher von zentraler Bedeutung für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung.

Viele Städte wurden an Flüssen erbaut, um eine zuverlässige Wasserquelle, Transportwege und wirtschaftliche Vorteile gewährleisten zu können. Copyright: Bild von Peter H auf Pixabay

Landwirtschaft: Flüsse ermöglichen die Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen, was wiederum die Produktion von Nahrungsmitteln und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen und somit unsere Versorgungssicherheit unterstützt.

Wirtschaftliche Bedeutung: Größere Flüsse dienen als Transportwege für den Handel und tragen zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Im alten Ägypten war es der Niel, bei den Römern der Tiber oder der Regen – Häfen und Flussufer-Gebiete waren schon immer wichtige Handelszentren. Man könnte also sagen: ein gesunder Fluss unterstützt die Wirtschaft und schafft in Folge dessen Arbeitsplätze.

Der Wasserweg wird gerne für den Gütertransport genutzt – hier zum Beispiel der Rhein. Copyright: Bild von 652234 auf Pixabay

Allerdings darf nicht vergessen werden, dass durch Abwasser, Landwirtschaft und Industrie viele Schadstoffe und zu viele fremde Nährstoffe ins Wasser gelangen, die ein Ökosystem und seine Bewohner langfristig überfordern können. Immerhin produzieren wir jährlich rund 10.000.000.000 m³ Abwasser.
All dies kann in erhöhten Sauerstoffmangel, übermäßigem Wachstum von Algen und einer langfristigen Schädigung der Tier- und Pflanzenwelt resultieren.

Erholung und Tourismus: Flüsse bieten zahlreiche Freizeitmöglichkeiten wie Schwimmen, Angeln, Bootfahren und Camping. Sie ziehen Touristen an und unterstützen die lokale Wirtschaft, wie etwa Campingplätze, Verleihe, Kioske und den Tourismus an einem Ort ganz allgemein.

In einem Flussbad wie dem Valentinsbad in Regenstauf könnt ihr die unberührte Idylle der Flusslandschaft genießen und entweder alleine oder in Gesellschaft im gesunden Flusswasser entspannen. Wer es weniger nass mag, der kann eine gemütliche Tour mit dem Schiff buchen und die Landschaft von weiter oben genießen. Auf der Donau könnt ihr von den meisten Häfen aus eine kleine Rundfahrt buchen oder den Wasserweg gleich als Reisemittel in die nächste Stadt nutzen! Beliebte Reiseziele sind Sehenswürdigkeiten sind etwa das Kloster Weltenburg in Kelheim oder die Domstadt Passau mit ihren drei aufeinandertreffenden Flüssen.

Schon gewusst? Die Donau ist der zweitlängste Fluss in Europa und durchquert oder grenzt an insgesamt zehn Länder!

Ob Campen am Wasser oder eine gemütliche Fahrt mit dem Dampfer auf dem Neckar – als Touristen lieben wir Flüsse. Copyright: Bild von LeBaillif auf Pixabay

Was können wir tun?

Als Gesellschaft haben wir die Verantwortung, unsere Flüsse zu schützen und vor schädlichen Einflüssen zu bewahren. Folgende Maßnahmen können wir selbst dazu ergreifen:

Bewusstseinsbildung: Informiere dich über die ökologische Bedeutung der Flüsse und teile dieses Wissen auch mit anderen, um das gesellschaftliche Bewusstsein für ihre Wichtigkeit zu schärfen.

Umweltfreundliches Verhalten: Große Unternehmen unterliegen strengen Regularien, damit sie ihre Abfälle korrekt entsorgen und keine schädlichen Chemikalien in unsere Flüsse geleitet werden. Außerdem gilt es, Wasser zu sparen und genutztes Wasser gegebenenfalls wieder aufzubereiten.

Ein Chemiewerk am Rhein in Ludwigshafen. Copyright: Bild von Christian Supik (Fotografie) + Manuela Supik (Design) auf Pixabay

Als Einzelperson können wir Umweltauswirkungen reduzieren, indem wir beim Wandern, Badeurlaub oder auf dem Boot keine Abfälle im Wasser entsorgen und aufpassen, keine Gegenstände wie Müll oder Glasflaschen im Flussgebiet zurückzulassen.

Teilnahme an Gemeinschaftsaktionen: Beteilige dich auch an örtlichen Umweltprojekten zur Flussreinigung und -renaturierung. Hilf mit, indem du auch andere Leute für das Thema sensibilisiert und Fluss-Besucher freundlich darauf hinweist, wenn sie ihren Müll liegen lassen.

Wer sich in der Umwelt eine Auszeit nimmt, sollte auch der Natur ein bisschen Erholung gönnen. Copyright: Bild von Marcos Aguilar auf Pixabay

Soziale & Politische Unterstützung: Unterstütze politische Maßnahmen und Gesetze sowie auch Umweltorganisationen, die den Schutz von Flüssen fördern. Du kannst Vereinen beitreten oder sie durch Spenden oder ehrenamtliche Arbeit unterstützen.

Ausblick für unsere Gewässer

Es ist alarmierend, dass sich laut Prüfstellen tatsächlich nur noch sehr wenige Oberflächengewässer aktuell in einem “guten ökologischen Zustand” befinden – in einem wirklich guten chemischen Zustand befindet sich kein einziges mehr. Das größte aktuelle Problem ist die Verseuchung durch Quecksilber, welches durch die Verbrennung von Öl und Kohle freigesetzt wird und über die Luft in die Gewässer gelangt. Hinzu kommen Chemikalien aus der Industrie, während durch Starkregen Schadstoffe aus Siedlungs- oder Industrieflächen in den Boden gespült werden und im Grundwasser versickern.

Schon gewuss? Das Quecksilber im Boden ist nicht nur bei uns in Deutschland ein großes Problem – in diesem Artikel erfährst du, was es mit dem aktuellen Delfinsterben im Amazonasgebiet auf sich hat.

Auch der Klimawandel mischt mit: Durch die anhaltende Hitze steigen die Temperaturen in unseren Flüssen und Seen messbar an, was die Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringt.

In diesem Artikel erfährst du mehr über die Auswirkungen der Hitze auf unsere Meere!

Tiere und Pflanzen, die sich nicht anpassen können, sterben aus. Gleichzeitig führt die hohe Verdunstung zu einer immer geringer werdenden Wassermenge und reduziert den Lebensraum drastisch – viele Flüsse trockneten über die heißen Monate mit ausbleibendem Regen sogar aus.

Es wird deutlich, dass ein Umschwenken auf grüne Energie und nachhaltige Industrie unerlässlich ist, um unsere blauen Lebensadern langfristig zu erhalten, auf die wir in so vielerlei Hinsicht angewiesen sind!

Bisher konnte den negativen Auswirkungen bereits einiges entgegengesetzt werden. So wird vielerorts auf moderne Kläranlagen gesetzt, oder durch eine Umstellung auf ökologischen Landbau und optimierten Düngereinsatz auf die chemische Ausgeglichenheit in den Böden Acht gegeben. Dadurch soll der Eingriff in die Gewässer durch Nährstoffüberschuss und Pestizide verringert werden.

Unsere Gewässer und Flüsse brauchen mehr Raum und Ruhe, um ihre vielfältigen Lebensräume wieder ungestört ausbilden zu können! Natürliche Auen mit üppiger Vegetation können uns so beispielsweise im Kampf gegen Hochwasser unterstützen oder helfen, Dürreperioden zu überstehen.