Globale Plastikkrise – Zahlen, Trends und Lösungsansätze

Dezember 2023
Fotograf:in: Naja Bertolt Jensen, Copyright: Unsplash

Angenommen, Plastik wäre ein eigenes Land, dann stünde es an fünfter Stelle der größten CO2-Emissionsquellen. Jährlich gelangen aufgrund des Kunststoffes rund 1,8 Milliarden Tonnen des klimaschädlichen Treibhausgases in die Atmosphäre.

Grenzenlose Plastikverschmutzung: Zahlen und Fakten

Von den 200 Millionen Tonnen Plastikmüll, die jedes Jahr produziert werden, werden nur 59% recycelt. Ein großer Teil der restlichen 41% landet früher oder später im Meer – global betrachtet sind es jährlich rund 11 Millionen Tonnen Plastikmüll. Zum einen entstehen so lebensbedrohliche Situationen für die marinen Ökosysteme, da sich Tiere oft in den Plastikteilen verfangen oder sie mit Nahrung verwechseln. Die Tiere empfinden ein Sättegefühl aufgrund des Fremdkörpers in ihrem Verdauungstrakt, der sie jedoch nicht mit Nährstoffen versorgen kann. So verhungern sie im Endeffekt bei vollem Magen, weil das Plastik ihren Hunger bereits gestillt hat.
Zum Anderen setzt der Zerfall des Kunststoffes zusätzlich die Treibhausgase Methan und Ethylen frei und kurbelt den Klimawandel damit weiter an.

Angesichts der bisherigen Entwicklungen wird die Plastikmasse im Meer im Jahr 2050 das Gewicht aller Fische übertreffen. Diese Prognose ist unzumutbar für die marinen Lebensräume und stellt sowohl die Fischerei als auch die Tourismusbranche vor eine beispiellose Herausforderung.

Eine vom WWF in Auftrag gegebene Studie besagt, dass sich die Summe allen Plastiks bis 2040 verdoppeln wird, sofern Veränderungen nicht postwendend umgesetzt werden. Geht man von diesen Werten aus, so trüge Plastik im Jahr 2040 Schuld an einem Fünftel der weltweit ausgestoßenen CO2-Emissionen.
Allein in Deutschland geraten pro Person jedes Jahr 4 Kilogramm Mikroplastik in die Umwelt.
80% des Plastiks in den Weltmeeren stammt vom Land, die restlichen 20% von Schiffen, die ihre Ladung verloren haben bzw. vom Fischfang.

In diesem Zusammenhang auch interessant: Gefährliche Geisternetzte im (Mittel-) Meer

Plastikmüll wird zu einem großen Teil unsachgemäß entsorgt, bzw. mangelt es oft an der zugrundeliegenden Infrastruktur. In vielen Gegenden Asiens z.B. wird man den Plastikmüll los, indem man ihn ins Meer kippt. 87% des fehlerhaft verwalteten Plastiks endet früher oder später in der Umwelt.

Mikroplastik: Unsichtbare Gefahr für die Gesundheit

Der Begriff Mikroplastik bezeichnet Plastik, das kleiner als 5 Millimeter ist. Unterschieden wird hier zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik. Primäres Mikroplastik wird bewusst im Kleinformat von weniger als 5 Millimetern hergestellt und dann z.B. Peelings oder Zahnpasten beigefügt. Zu primärem Mikroplastik zählt auch solches, das erst bei der Nutzung eines Produkts freigesetzt wird und in die Umwelt gelangt – ein Beispiel hierfür ist der Reifenabrieb bei der Nutzung eines Pkws. Sekundäres Mikroplastik kommt erst bei der Zersetzung von Makroplastikteilen zum Vorschein: Beispielsweise wenn Plastiktüten mit der Zeit zerfallen. Verantwortlich für ein Drittel des primären Mikroplastiks, das in unserer Umwelt endet, ist der Reifenabrieb. Damit belegt er Platz Nr.1 unter den 74 Quellen für primäres Mikroplastik – dicht gefolgt von der Abfallentsorgung, die auf Platz 2 liegt. An dritter Stelle steht der Abrieb von Asphalt. Der zehnte Platz wird aktuell von der Textilwäsche belegt – denn durch den Faserabrieb beim Waschvorgang gelangen kleinste Fasern ins Abwasser und von dort aus in die Umwelt, da die mikroskopischen Plastikpartikel nicht hundertprozentig gefiltert werden können.

Die Problematik der nicht umweltgerechten Entsorgung von Plastik ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass selbst wir Menschen jede Woche im Schnitt 5 Gramm Mikroplastik aufnehmen, so lautet die Angabe einer WWF Studie. Zur Verbildlichung: eine Kreditkarte wiegt 5 Gramm. Es wird darauf hingewiesen, dass die Literatur, die dieses Thema näher beleuchtet, sehr begrenzt ist und man die fehlenden Daten daher gelegentlich durch Schätzungen ersetzen musste, was die Genauigkeit der Ergebnisse beeinträchtigt haben könnte. Dennoch werden die Befunde als realistisch angesehen.
Die Studie hat ergeben, dass ein Mensch innerhalb einer Woche allein durch das Trinken von Wasser (Leitungs- und abgepacktes Wasser) 1769 Plastikpartikel in einer Größe von 0-1 Millimeter zu sich nimmt. 94,4% des US-amerikanischen Leitungswassers enthält Plastikfasern, in Europa sind es “nur” 72,2%. 10 Mikroplastikteilchen werden durch Bier aufgenommen, 11 durch Salz und 182 durch Schalentiere (Schalentiere werden samt ihres Verdauungstraktes gegessen).

Die Frage, wie sich der Konsum von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit auswirkt, bleibt weiterhin unbeantwortet. Die Chemikalien und Zusatzstoffe, die manchen Arten von Plastik beigemischt werden, sind potenziell gesundheitsgefährdend und können die Fortpflanzungsfähigkeit und Fruchtbarkeit beeinträchtigen sowie Mutationen oder Krebserkrankungen hervorrufen. Bei Tieren wurde bereits beobachtet, dass eine hohe Konzentration von Plastik im Körper das Immunsystem schwächen und die Fortpflanzung beeinträchtigen kann. 88% der Meerestiere und Seevögel, die bis dato untersucht wurden, tragen Schäden von der Plastikverschmutzung. Je nachdem, wie scharfkantig die Partikel sind, könnten sie möglicherweise auch die Darmwand und anderes Gewebe schädigen. Aufgrund der Menge an verschiedensten Plastiktypen und der Vielzahl an Wegen, wie sie in den menschlichen Organismus gelangen können (sowohl Böden, Nahrung, Wasser als auch die Luft sind kontaminiert) ist es schwierig, genaue Aussagen über die Risiken zu treffen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befasst sich aktuell mit eben diesen Fragen.

Globale Herausforderung, lokale Verantwortung: Petitionen und Initiativen

Um die Plastikkrise nachhaltig lösen zu können, müssen die Staaten zusammenarbeiten und sich gemeinsame Ziele setzen. Der WWF hat in diesem Sinne eine Petition gestartet, die der Politik zeigen soll, wie entscheidend ein ambitioniertes internationales Abkommen für unsere Zukunft ist und dass dies von der Bevölkerung unterstützt wird und gewollt ist. Den Link zur Petition findet ihr hier. Sowohl der WWF als auch Greenpeace haben weiterhin Projekte ins Leben gerufen, die weltweit und an verschiedenen Stellen ansetzen. Mit GPS-Trackern möchte Greenpeace der rechtswidrigen Entsorgung von Plastikmüll entgegentreten, denn ohne entsprechende Kontrollen kann diesen Machenschaften kaum ein Ende bereitet werden. Hier gelangt ihr zu dem Projekt von Greenpeace. Beim WWF könnt ihr ein Projekt unterstützen, das mitunter in Vietnam die Infrastruktur zur nachhaltigen Entsorgung von Abfall vorantreibt, sodass der Plastikmüll gar nicht erst in die Umwelt gerät.

In diesem Zusammenhang könnte euch auch das Folgende interessieren:

  • https://www.wwf.at/neue-wwf-studie-zeigt-die-unglaublichen-kosten-der-plastik-krise/
  • https://wwfint.awsassets.panda.org/downloads/plastic_ingestion_web_spreads_1.pdf
  • https://www.stmelf.bayern.de/bildung/hauswirtschaft/wie-kann-ich-mikroplastik-beim-waschvorgang-reduzieren/index.html
  • https://www.deutschlandfunk.de/risikofaktor-mikroplastik-was-machen-kunststoff-partikel-im-100.html
  • https://www.deutschlandfunk.de/klimawandel-plastikmuell-im-meer-verursacht-treibhausgase-100.html#
  • https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/was-ist-mikroplastik
  • https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Hintergrundpapier-Mikroplastik.pdf
  • https://www.umsicht.fraunhofer.de/content/dam/umsicht/de/dokumente/publikationen/2018/kunststoffe-id-umwelt-konsortialstudie-mikroplastik.pdf
  • https://presseportal.greenpeace.de/206836-uber-eine-million-tiere-sterben-jahrlich-an-plastikmull-im-meer
  • https://www.wwf.de/spenden-helfen/fuer-ein-projekt-spenden/stopp-die-plastikflut
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