Umweltbewusste Ernährung ohne Verzicht auf Genuss

März 2024
Fotograf:in: Sander Dalhuisen, Copyright: Unsplash

Schon gewusst? Die eigene Ernährung kann einen großen Einfluss auf die Umwelt nehmen. Der Wasserverbrauch und die Schadstoffemissionen, die durch die Landwirtschaft entstehen, die Überfischung von Gewässern sowie die Zerstörung von Lebensräumen für neue Anbauflächen sind nur einige der schwerwiegenden Auswirkungen, die unser Konsumverhalten mit sich bringt. In Deutschland z.B. trägt der Ernährungssektor mit 25% maßgeblich zu den landesweiten Treibhausgasemissionen bei. Mit einer bewussten Ernährungsweise können wir also viel Positives bewirken.

Fleischkonsum reduzieren – macht das Sinn?

Spoiler: Ja, eine pflanzenbasierte Ernährung wirkt sich in vielerlei Hinsicht positiv auf die Umwelt aus. Aber sehen wir uns das doch erstmal genauer an…

Pflanzliche Lebensmittel schonen kostbare Ressourcen

Zum einen ist der Wasserverbrauch, der bei der Produktion tierischer Lebensmittel entsteht, enorm: Für ein Kilogramm Rindfleisch wird rund 14-mal mehr Wasser verbraucht, als für die gleiche Menge an Weizen anfallen würde. Bei Rindfleisch sind es 16.000 Liter, bei Weizen 1150 und bei Gemüse sogar nur 322 Liter pro Kilogramm.
Das liegt natürlich auch daran, dass bereits eine Menge Ressourcen allein für die Bewässerung des Tierfutters (meist Weizen und Soja) benötigt werden. Außerdem wird auch das Regenwasser, das auf den Weidegrund fällt, mit einberechnet – ein Teil des Wassers wird also nicht wirklich “verbraucht”, da es auf direktem Weg in den Wasserkreislauf zurückgeführt wird.

Wasserverbrauch im Vergleich.

Allerdings liegt auch der Anteil des sogenannten “grauen Wassers" bei der Fleischproduktion deutlich höher als beim Anbau pflanzlicher Lebensmittel. Graues Wasser ist die Bezeichnung für die Menge an Wasser, die es braucht, um verschmutztes Wasser so weit zu verdünnen, bis die Wasserqualität den gesetzlichen Richtlinien entspricht. Auch der Anteil an Grundwasser, das es benötigt, Rindfleisch herzustellen, ist weitaus größer.

Dazu kommt, dass die Herstellung tierischer Lebensmittel weitaus mehr Fläche in Anspruch nimmt. Je nach verwendetem Futtermittel benötigt man für die Produktion von nur einem Kilogramm Rindfleisch zwischen 27 und 49 Quadratmeter Boden. Für dieselbe Menge Kartoffeln oder Weizen braucht es weniger als die Hälfte. Durch vegetarische Ernährung wird also weniger Natur zerstört, da weniger Fläche für den Anbau von Monokulturen genutzt wird, was wiederum zum Erhalt der Biodiversität beiträgt.

Die Auswirkungen auf das globale Klima

Oft sind es Regenwälder, die der Umwandlung in landwirtschaftlich genutzte Flächen zum Opfer fallen. Das ist nicht nur problematisch, weil zahllose Arten ihren Lebensraum verlieren, sondern auch, weil gesunde Regenwälder große Mengen an CO2 absorbieren. Zerstören wir diese Kohlenstoffsenken, beschleunigen wir damit an einer weiteren Stelle den Klimawandel.
Besonders für den Sojaanbau werden gigantische Flächen abgeholzt, wobei 98% des Sojas weltweit zu Tierfutter weiterverarbeitet wird. Wir Menschen konsumieren lediglich 2% davon.

Die gesundheitlichen Vorteile

Der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zufolge sollte man den Fleischkonsum für eine ausgewogene Ernährung auf 300-600 Gramm pro Woche reduzieren. 2020 betrug der Fleischkonsum in Deutschland pro Kopf allerdings mehr als ein Kilogramm pro Woche und 57,3 Kilogramm pro Jahr. Den Verzehr von Fleisch zu beschränken und stattdessen mehr pflanzliche Produkte in den Speiseplan einzuführen, macht also nicht nur umwelttechnisch Sinn, sondern wirkt sich auch positiv auf die eigene Gesundheit aus.

Überfischung der Weltmeere

Fisch ist eine erstklassige Eiweißquelle und steckt voller herzgesunder Fette. Allerdings werden dem WWF zufolge 35% der kommerziell genutzten Fischbestände als “überfischt” eingestuft und ganze 57% als “maximal genutzt” klassifiziert. Als Verbraucher:innen haben wir jedoch ein Mitspracherecht – denn wenn wir bevorzugt nachhaltig gefangenen Fisch kaufen und auf bedrohte Arten verzichten, müssen sich die Anbieter nach und nach anpassen. Gütesiegel wie das von MSC oder ASC schaffen Transparenz über die Umstände, unter denen der Fisch im Supermarktregal gefangen wurde. Auch der WWF-Fischratgeber kann zur Orientierung behilflich sein.

Im Zusammenhang mit Fischfang könnte euch auch das folgende interessieren: Bottom Trawling - globale Auswirkungen und Kontroversen

Milchalternativen

Was die Schadstoffemissionen angeht, kann die Kuhmilch leider nicht punkten: Mit 3,2 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Liter liegt Kuhmilch nämlich weit hinter den pflanzlichen Alternativen. Hafermilch verursacht pro Liter nur 0,9 CO2-Äquivalente und Mandelmilch sogar nur 0,7. Auch im Hinblick auf den Flächenbedarf und den Wasserverbrauch steht Kuhmilch nicht gerade gut da – aus denselben Gründen, aus denen tierische Produkte weniger nachhaltig sind als rein pflanzliche. Das bedeutet nicht unbedingt, dass man voll und ganz auf eine vegane Ernährung umsteigen muss, sondern lediglich, dass man nicht immer zu tierischen Produkten greifen muss. Denn vegane Optionen sind eine erstklassige Ergänzung und Bereicherung für die herkömmliche Ernährungsweise. Wenn man es nicht übertreibt, können Milch, andere Milchprodukte und Eier für eine gesunde Nährstoffzufuhr sorgen. Der Umwelt zuliebe sollte man diese Produkte allerdings nur in Maßen zu sich nehmen.

Mehr zu pflanzlichem Milchersatz findet ihr hier: Milch ohne Moo: Pflanzliche Power am Weltpflanzenmilchtag

Saisonal und regional einkaufen

Wenn man sich an der Jahreszeit orientiert ernährt und beim Einkaufen auf Regionalität achtet, lassen sich lange Transportwege und die damit einhergehenden Emissionen vermeiden und Energie sparen, weil zum Beispiel im Winter keine Gewächshäuser für den azyklischen Anbau von Erdbeeren beheizt werden müssen. Doch nicht nur das Klima profitiert davon – saisonale Produkte aus der Region verfügen auch über einen besseren Vitamingehalt und sind gesünder.

Hier weiterlesen: Verantwortungsvoller Genuss: Saisonalität bei Lebensmitteln

Bei der Essensplanung kann euch unser Saisonkalender weiterhelfen – für jeden Monat findet ihr hier eine Liste der Obst- und Gemüsesorten, die gerade Saison haben und die jeweiligen Rezepte dazu.

In unserem Branchenverzeichnis findet ihr lokale Anbieter, Wochenmärkte und vieles mehr.

Lebensmittelverschwendung reduzieren

In Deutschland fallen jedes Jahr rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an – darunter auch einiges, was durchaus noch genießbar wäre.

Jetzt weiterlesen: Alles zum Containern - von Definition bis mögliches Gesetz

Oft rutschen Lebensmittel im Kühlschrank nach hinten, wo sie dann vergessen werden und auch entlang der Lieferkette werden viele Lebensmittel verschwendet. Eine bessere Einteilung und sorgfältiges Vorausplanen können dabei helfen, die Lebensmittelverschwendung zumindest im eigenen Haushalt möglichst gering zu halten.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum und das Verbrauchsdatum werden oft als Synonyme verstanden, dabei gibt es hier einen wichtigen Unterschied: Das Mindesthaltbarkeitsdatum “mindestens haltbar bis…” bedeutet lediglich, dass es bis zu dem Ablauf dieses Datums eine Garantie auf das Produkt gibt – und nicht, dass es ab da nicht mehr genießbar ist. Es sollte also nicht als Aufforderung verstanden werden, das Produkt zu dem angegebenen Datum zu entsorgen. Wenn das Produkt nicht verdorben aussieht, riecht oder schmeckt, gibt es keinen Grund dafür, dass es im Müll landet.
Das Verbrauchsdatum, oder auch “zu verbrauchen bis”, hingegen gibt tatsächlich Auskunft darüber, ab wann das Lebensmittelprodukt zu einer Gefahr für die Gesundheit werden kann, z.B. weil sich in der Zwischenzeit Keime auf dem frischen Fleisch oder Fisch gebildet haben könnten.

Auch Überbleibsel wie trockenes Brot, Nudelreste, braune Bananen und überreifes Gemüse lassen sich weiterverarbeiten und müssen nicht sofort entsorgt werden. Aus altbackenem Brot etwa lässt sich ein Ofenschlupfer, eine köstliche Mehlspeise, zaubern, die Nudeln vom Vortag können in einem Nudelauflauf noch einmal serviert werden. Braune Bananen ergeben ohnehin das beste Bananenbrot, weil sie deutlich süßer schmecken und überreifes Gemüse kann einer Suppe beigemischt werden. Das schont gleichzeitig auch den Geldbeutel.

  • https://www.gesundheit.gv.at/leben/ernaehrung/klima-ernaehrung/tipps.html
  • https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/leben/ernaehrung/klimafreundliche-ernaehrung-1124170
  • https://www.regenwald.org/themen/fleisch-soja/fragen-und-antworten-zu-soja
  • https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/fischerei/ueberfischung
  • https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/15000-liter-wasser-fuer-ein-kilo-rindfleisch/
  • https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/lebensmittelverschwendung_node.html
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