Afrikanische Schweinepest: Globale Bedrohung für Schweinebestände

Juli 2024
Fotograf:in: Suzanne Tucker, Copyright: CC0 Unsplash

Ein Blick in die Vergangenheit – die Geschichte der Afrikanischen Schweinepest

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist in der Region südlich der Sahara in Afrika endemisch (= sie ist dauerhaft in dieser geografischen Region vorkommend), wo sie auch ursprünglich entdeckt wurde (daher auch der Name).
Von 1995 bis 2007 war die ASP in Europa nur auf Sardinien beschränkt. 2007 kam es jedoch zu Ausbrüchen in Georgien, von wo aus sich die Seuche auch auf Nachbarländer Osteuropas ausbreitete und sowohl Haus- als auch Wildschweine befiel. 2014 wurden die ersten Ausbrüche innerhalb der Europäischen Union gemeldet, die Wildschweine in den baltischen Staaten und Polen betrafen. Seitdem hat sich die Seuche auf weitere EU-Länder und benachbarte Nicht-EU-Länder ausgebreitet, und in den letzten Jahren kam es zu Ausbrüchen in Asien, Ozeanien und einigen amerikanischen Ländern.

Am 10.09.2020 wurde in Deutschland erstmals ASP bei Wildschweinen nahe der deutsch-polnischen Grenze in Brandenburg festgestellt.
Im Jahr 2021 wurde die Afrikanische Schweinepest dann erneut bei Hausschweinen in Brandenburg entdeckt. Die zunehmende Verbreitung der Seuche verursachte große Besorgnis unter Landwirten.

ASP – was ist das überhaupt?

Die Afrikanische Schweinepest ist eine virale Erkrankung, die Hausschweine und Wildschweine befällt und häufig zum Tod der betroffenen Tiere führt. Ursprünglich nur in Afrika vorkommend, hat sie sich in den letzten Jahren auch in Europa verbreitet.
Obwohl das Virus für den Menschen ungefährlich ist, verursacht es in vielen Ländern erhebliche wirtschaftliche und soziale Probleme.
In betroffenen Regionen entstehen massive finanzielle Verluste durch den Verlust von Tieren, Restriktionen bei der Bewegung von Schweinen und Wildschweinen sowie deren Produkte und des Weiteren durch die Kosten für Maßnahmen zur Kontrolle der Seuche.
Die Ausrottung kann bis zu mehreren Jahre dauern, da derzeit weder Impfstoffe noch Heilmittel existieren.
Typische Symptome sind Fieber, Fressunlust, Schwäche, Fehlgeburten, Blutungen, Atemprobleme, Bewegungsstörungen und plötzliche Todesfälle – in der Regel sterben infizierte Tiere innerhalb einer Woche.

Für infizierte Tiere endet ASP in der Regel innerhalb kurzer Zeit mit dem Tod

ASP – Ausbreitung

Gesunde Tiere stecken sich meist durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren über Blut, Sperma oder Sekrete an, oder durch indirekten Kontakt durch den Verzehr von Produkten infizierter Tiere sowie den Kontakt mit kontaminierten Kleidungsstücken, Fahrzeugen oder Ausrüstungen. Auch Bisse von infektiösen Weichzecken gelten als Ursache.
Menschen können das Virus ebenfalls verbreiten, nachdem sie Kontakt mit infizierten Tieren hatten. Die Schweinepest kann auch durch kontaminierte Lebensmittel wie Fleisch, Wurstwaren und Tierfutter übertragen werden. Dies erklärt die schnelle Ausbreitung des Virus über große Gebiete.

ASP – Die aktuelle Lage

Im Jahr 2023 wurden bei Hausschweinen die meisten Ausbrüche seit 2014 verzeichnet, wie aus einem aktuellen epidemiologischen Bericht der EFSA (European Food Safety Authority) hervorgeht. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Ausbrüche bei Wildschweinen dabei um 10 %.

Am 15.06.2024 wurde das ASP-Virus erstmals bei einem Wildschwein im Landkreis Groß-Gerau in Hessen festgestellt. Infolgedessen wurden Restriktionszonen eingerichtet, die neben Groß-Gerau auch den Main-Taunus-Kreis, Darmstadt-Dieburg, Offenbach-Land sowie die Städte Frankfurt, Darmstadt und Wiesbaden umfassen.

Später, am 09.07.2024, wurde das Virus auch bei einem Wildschwein im Landkreis Alzey-Worms in Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Aufgrund der Nähe zum Seuchengeschehen in Hessen wird ein Zusammenhang vermutet. Die Restriktionszonen in Rheinland-Pfalz betreffen nicht nur den Landkreis Alzey-Worms, sondern auch die Stadt Mainz und den Landkreis Mainz-Bingen. Niedersachsen ist derzeit von diesen Restriktionszonen nicht betroffen.
Bislang ist es gelungen, die weitere Verbreitung der Tierseuche zu verhindern.

Wie kann ein Ausbruch verhindert werden?

Gegen einen möglichen Ausbruch der ASP kann jede:r einzelne von uns einen Beitrag leisten!

Man sollte sich fragen, ob es nicht längst überfällig ist – für eine andere Art der Landwirtschaft, sowohl auf dem Acker als auch im Stall. Monokulturen auf unseren Feldern begünstigen nämlich die Vermehrung von Wildschweinen – und somit die potentielle Ausbreitung der ASP, da Wildschweine ein Erregerreservoir darstellen. Die Schweinepest ist jedoch kein Problem der Wildschweine, sondern ein Problem der Massentierhaltung von Hausschweinen. Tierseuchen wie die Schweinepest zeigen uns die Risiken der Massentierhaltung auf.

Allein durch Jagd lassen sich die seit Jahren wachsenden Wildschweinbestände weder kurzfristig noch dauerhaft auf ein Normalmaß reduzieren. Es braucht mehr Vielfalt auf den Feldern, was vor allem eins bedeutet: deutlich weniger Mais und Raps. Die enorme Zunahme des Anbaus von Energiepflanzen wie Mais und Raps ist nämlich ein Hauptfaktor für die wachsenden Bestände der Wildschweine, welche durch die fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft bedingt sind.
Diese Pflanzen bieten das ganze Jahr über reichlich Mastfutter und Deckung für Wildschweine. Zudem tragen milde Winter, die eine Folge des spürbaren Klimawandels sind, zu den ohnehin günstigen Lebensbedingungen der Wildschweine bei. Für eine langfristige Reduktion der Wildschweinpopulationen müssen diese Aspekte berücksichtigt werden. Ohne eine Veränderung in der Landwirtschaft ist eine nachhaltige Regulierung der Wildschweinbestände nicht möglich.

Mehrjährige und vielfältige Fruchtfolgen tragen des Weiteren zum Klimaschutz bei, fördern die biologische Vielfalt und helfen dabei, die Wildschweinpopulation zu kontrollieren.

Das Virus wurde erst durch menschliches Handeln auf den eurasischen Kontinent gebracht und dort über große Entfernungen verbreitet. Daher sollte der Schwerpunkt auch auf den menschlichen Verbreitungswegen liegen. Dazu gehören Kontroll- und Aufklärungsmaßnahmen sowie praktische Schritte wie das Einzäunen von Rastplätzen entlang von Fernstraßen und die flächendeckende Installation von wildtier-sicheren Mülltonnen.

Maßnahmen in der Tierhaltung

In der Schweinehaltung ist die Einhaltung der Biosicherheitsmaßnahmen gemäß der Schweinehaltungshygieneverordnung (SchHaltHygV) unerlässlich. Da keine wissenschaftlichen Belege für unterschiedliche Eintragsrisiken je nach Haltungsform existieren, gelten diese Maßnahmen für alle Haltungsformen gleichermaßen. Der Fokus sollte auch hier auf den menschlichen Einfuhrpfaden liegen.


Grundsätzlich gilt also: Der Schwerpunkt sollte vom Wildschwein auf den Menschen verlagert werden.

Jede:r Einzelne kann dazu beitragen, die Verbreitung der Schweinepest zu verhindern: Bringt keine Fleisch- oder Wurstwaren, die Schweinefleisch enthalten, aus dem Ausland mit, verfüttert keine Speisereste an Tiere und füttert keine Wildtiere, insbesondere keine Wildschweine und entsorgt tierische Speisereste wie Fleisch nur im Restmüll, nicht im Biomüll oder Kompost.

  • https://www.agrarheute.com/markt/tiere/asp-deutschland-faelle-ueberblick-572954
  • https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tiergesundheit/tierseuchen/asp.html#:~:text=F%C3%A4lle%20der%20Afrikanischen%20Schweinepest%20bei,Ausbreitung%20der%20Tierseuche%20verhindert%20werden.
  • https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/sonstiges/27548.html
  • https://blog.wwf.de/schweinepest/?newsletter=infonewsletter%2FHausliste%2F2024%2F07%2F13%2Fkakaosektor%2Fplastik%2F225505&utm_medium=email&utm_campaign=kakaosektor&utm_source=infonewsletter&ecmId=5X1IGLGU-GA213AX&ecmEid=5XELKDO0-5X1IGLGU-78D13BR&ecmUid=56MPM4J5-102N1576
  • https://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/african-swine-fever
  • https://www.sueddeutsche.de/wissen/afrikanische-schweinepest-kloeckner-ansteckung-1.5027058?isSubscriber=false
  • https://tierseucheninfo.niedersachsen.de/startseite/anzeigepflichtige_tierseuchen/klauentiere/afrikanische_schweinepest/afrikanische_schweinepest/afrikanische-schweinepest-207148.html
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