Merinowolle ist das Nonplusultra wenn es um Funktionskleidung für Outdoor Sportarten geht, denn sie ist atmungsaktiv, temperaturregulierend und wirkt antibakteriell, was bedeutet, dass sie auch nach mehrmaligem Tragen keinen unangenehmen Geruch entwickelt.
Doch nicht alles, was glänzt, ist Gold – tierschutzrechtlich steht die Herstellung der Naturfaser unter heftiger Kritik, denn die Schafe, die die begehrte Merinowolle produzieren, werden dabei auf schreckliche Weise misshandelt.
Mulesing – Qualvolle Verstümmelung von Lämmern
80% der Merinowolle, die weltweit im Umlauf ist, stammt aus Australien, doch 70% der in Australien produzierten Wolle stammt von gemulesten Schafen. Das sogenannte Mulesing ist eine Prozedur, die die Merinoschafe vor dem Befall von Fliegenmaden bewahren soll. Doch die Grausamkeiten, die zwei bis zehn Wochen alte Lämmer dabei ertragen müssen, kann das wohl kaum rechtfertigen.
Verheerender Fliegenbefall bei Merinoschafen
Merinoschafe haben zuchtbedingt sehr viele Hautfalten – denn je mehr Haut, desto mehr Wolle und dementsprechend auch Profit für die Farmer:innen. In den Hautfalten der Schafe nisten sich die sogenannten Schmeißfliegen jedoch gerne ein, weil es dort feucht und warm ist. Sind die Maden der Fliege geschlüpft, beginnen sie, das Schaf quasi bei lebendigem Leibe zu fressen, denn sie ernähren sich von dem Gewebe ihres Wirtes. Bleibt die Stelle unbehandelt, können die Schafe innerhalb weniger Tage sterben.
Das ist fatal für die Schafzüchter:innen, die in erster Linie am Profit interessiert sind.
Um ein solches Desaster zu vermeiden, werden die Lämmer gemulest: Hierfür werden ihnen die Beine zusammengebunden, ehe sie rücklings in einer speziellen Apparatur fixiert werden. Dann wird ihnen die Haut rund um den After- und Vulvabereich abgetrennt, da diese Stelle aufgrund der Ansammlungen von Exkrementen und Urin bei den Schmeißfliegen besonders beliebt ist.
Die Tierkinder müssen diese Qual meistens ohne jegliche Betäubung durchstehen. Selbst danach werden ihnen keine oder wenn überhaupt nur schwache Schmerzmittel verabreicht.
Zwar bildet sich nach diesem schmerzvollen Eingriff ein glattes Narbengewebe, auf dem kein Fell mehr wachsen kann – das verhindert, dass die Schafe dort von den Schmeißfliegen befallen werden. Dennoch entschuldigt dies die Gräueltaten, die den jungen Lämmern hier angetan werden, bei weitem nicht – zumal auch der Umgang mit den Schafen während des Eingriffes oft von Gewalt geprägt ist.
So kannst DU zum Schutz der Merinoschafe beitragen
Dank des langjährigen Engagements verschiedener Tierschutzorganisationen verhängte Neuseeland 2018 ein Verbot für diese Praktik. Auch in Südafrika wurde Mulesing abgeschafft. Doch es entscheidend, dass auch der globale Marktführer dem Beispiel Neuseelands und Südafrikas schleunigst folgt. Hier könnt ihr eine Petition unterzeichnen, die an die australische Regierung adressiert ist.
Tierfreundliche Alternativen
Es ist auch wichtig zu wissen, dass Mulesing bei weitem nicht die einzige Tortur ist, der Tiere für die Wollproduktion systematisch unterzogen werden. Auch Schwanzkürzungen und Kastrationen, die ohne Betäubung stattfinden, sind in der Wollindustrie nicht unüblich. Zudem kann auch das bloße Scheren großes Leid verursachen; es gibt genug Aufzeichnungen, die zeigen, wie die in Panik verfallenen Tiere getreten und gewaltsam fixiert werden. Nicht nur für Schafe, sondern auch für Ziegen, Alpakas und Kaninchen stehen Misshandlungen an der Tagesordnung. Bei Angorakaninchen ist es beispielsweise üblich, die Tiere ausgestreckt an einem Holzbrett zu fesseln, um sie zu scheren.
Zum Glück gibt es heutzutage zahlreiche tierleidfreie Alternativen wie Bio-Baumwolle, Modal & Co. Man hat also immer die Wahl, sich gegen australische Wolle gemulester Schafe zu entscheiden. Zwar sind vegane Wollalternativen immer die sicherere Wahl, doch wenn man unbedingt echte Merinowolle möchte, sollte man mindestens nach der Herkunft fragen. Stammt die Wolle z.B. aus Neuseeland oder Südafrika, kann man davon ausgehen, dass kein Mulesing stattgefunden hat. Behaltet das also bei eurem nächsten Einkauf im Hinterkopf, denn mit einer bewussten Kaufentscheidung kann man tatsächlich etwas bewirken!