Britisches Start-Up erprobt neue CO₂-Reduktion auf See

19. Januar 2025
Copyright: ​​Image by Freddy from Pixabay

Jedes Jahr ist die weltweite Schifffahrt verantwortlich für mehrere hundert Millionen Tonnen CO₂-Emissionen – im Rekordjahr 2018 wurden in dieser Branche ganze 709,85 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Auch 2023 liegt mit den erschreckenden Werten von 706,32 Millionen Tonnen CO₂-Ausstoß nicht weit dahinter. Das entspricht etwa 3% der weltweiten Treibhausgasemissionen.

Eins ist also klar: Hier muss sich etwas ändern!

Umso bahnbrechender scheint also der erfolgreiche Test eines kompakten Onboard Carbon Capture Systems – CO₂-Abscheidungssystems auf Deutsch – des britischen Start-Up-Unternehmens Seabound:
In einem zwei Monate langen Versuch auf einer Strecke zwischen der Türkei und dem Persischen Golf gelang es dem britischen Containerschiff Sounion Trader, durch das an Bord installierte CO₂-Abscheidungssystem etwa eine Tonne freigesetztes CO₂ pro Tag wieder einzufangen.

Was zunächst nicht nach viel klingt, könnte bereits in den kommenden Jahren erheblich zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen beitragen und so den Weg für eine sauberere Schifffahrt ebnen.


Eine erfolgreiche Mission

Das innovative CO₂-Abscheidungssystem des britischen Start-Up-Unternehmens Seabound ermöglicht es, Kohlendioxid einzufangen und es durch sogenanntes Kalzium-Looping in Kalkstein umzuwandeln. Dieser Kalkstein kann anschließend sicher an Bord gelagert werden und soll später an Land recycelt werden, denn das CO₂ kann abgespaltet und entweder an die Chemie-Industrie verkauft oder im Untergrund gespeichert werden – Mehr zu Carbon Capture Methoden und Speichern findet ihr hier.

Zusätzlich fungiert das System es auch als sogenannter Scrubber – dabei handelt es sich um eine Abgasreinigungstechnologie die zur Reduktion von Schwefeldioxidemissionen verwendet wird.
Während der zweimonatigen Testzeit des Systems konnten sowohl CO₂-Emissionen mit einer Effizienz von 78% als auch Schwefeldioxidemissionen mit einer Effizienz von ganzen 90% eingefangen werden. Ein vielversprechender Schritt also in die richtige Richtung.

Der Weg dahin

Unterstützt wurde das Projekt unter anderem von globalen Schifffahrtsgesellschaften wie Hapag-Lloyd, Columbia Shipmanagement, Lomar Shipping und der Regierung des Vereinigten Königreichs.

Insbesondere Lomar Shipping und deren Unternehmen Lomarlabs, das mit innovativen Deep-Tech-Start-ups Möglichkeiten zur Einschränkung der Umweltverschmutzung durch Schiffe schaffen möchte, leisteten einen großen Beitrag zum Erfolg des Projekts.

Bereits im April 2023 begann die Zusammenarbeit des Start-Up-Unternehmens mit Lomarlabs, die in den anschließenden Monaten das Lomar Containership Sounion Trader als Versuchsobjekt zur Verfügung stellten. Bereits im Juni 2023 konnte das System dann auf dem Schiff installiert werden.


Wie geht es weiter?

Bereits 2025 sollen die ersten CO₂-Abscheidungssysteme auch an andere Unternehmen geliefert und dort verbaut werden. Man geht davon aus, bis 2026 etwa zehn Schiffe mit dem CO₂-Abscheidungssystem ausgestattet zu haben, nimmt sich aber vor, diese Zahl bis 2030 auf ganze 1000 Schiffe zu erweitern.
Zusätzlich möchte das Unternehmen sein System weiter ausbauen und verbessern, sodass es schlussendlich in der Lage sein wird, 50 Tonnen CO₂ pro Tag zu fangen.
So erhofft man sich dem Fortschreiten des Klimawandels Einhalt zu gebieten und zum Schutz der Umwelt und Meere beizutragen.


Anmerkung:
Unbestreitbar stellt das das CO₂-Abscheidungssystem von Seaboundnicht nur einen Fortschritt in kniefreundlicher Technologie dar, indem es einen wichtigen Teil dazu beiträgt dem enormen Ausstoß an CO₂ entgegenzuwirken.
Trotz allem sollte aber nicht vergessen werden, dass es sich bei dem wieder eingefangenen Kohlendioxid um Kohlendioxid handelt, das gar nicht erst produziert hätte werden sollen.

Der Fokus im Umweltschutz sollte also weiterhin auf der Einsparung von Ressourcen sowie der Substitution klimaschädlicher Verfahren liegen und nicht nur auf der Wiedergutmachung bereits verursachter Schäden und Fehler.


Einzelnachweise & Weblinks

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