DR Kongo: Ein unterschätzter Akteur im Klimawandel

03. Oktober 2025
Die DR Kongo gilt es unbedingt zu schützen.
Die DR Kongo gilt es unbedingt zu schützen. - Fotograf:in: Dieuvain Musaghi, Copyright: Unsplash

Die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) ist ein zentralafrikanischer Staat, der das Potenzial hat, das Klima unseres Planeten langfristig zu stabilisieren. Mit ihren riesigen Regenwäldern und einzigartigen Moorlandschaften trägt die DR Kongo große Verantwortung im Kampf gegen den Klimawandel. Doch diese Ökosysteme sind bedroht: Armut und politische Krisen sind nur zwei der Herausforderungen, mit denen das Land zu kämpfen hat. Damit die DR Kongo ihre Rolle als Klimaschützer wahrnehmen kann, braucht sie internationale Aufmerksamkeit und Unterstützung.

Weit über die Landesgrenzen hinaus: die Rolle der DR Kongo im Klimaschutz

Die DR Kongo beherbergt den größten Teil des Kongobeckens – ein riesiges tropisches Waldgebiet. Die Kongo-Regenwälder sind nach dem Amazonas-Regenwald die größten zusammenhängenden Regenwälder der Welt und für die Stabilität des Weltklimas von zentraler Bedeutung: obwohl die Regenwälder des Kongobeckens flächenmäßig kleiner sind als die des Amazonas-Regenwaldes, binden die Bäume schätzungsweise ein Drittel mehr CO2.

Doch der Wald schrumpft alarmierend schnell: schreitet die Abholzung in diesem Tempo voran, könnte der Regenwald bereits in den nächsten hundert Jahren verschwunden sein – und sich von einem Schutzschild für das Klima in eine gigantische CO₂-Quelle verwandeln.
Der Grund dafür liegt zum einen bei der Energieknappheit: Schätzungen zufolge besitzt weniger als ein Viertel der kongolesischen Bevölkerung Zugang zu Elektrizität. Für viele ist Holzkohle daher die einzige zugängliche Energiequelle. Diese wird jedoch oft illegal und mit schädlichen Methoden gewonnen.
Zum anderen müssen immer mehr Waldflächen landwirtschaftlichen Nutzflächen weichen, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren.

Neben den Waldgebieten beherbergt das Kongobecken auch die sogenannte „Cuvette Centrale“ – das größte tropische Moor der Welt.
Moore werden im Klimadiskurs oft übersehen, sind jedoch äußerst effiziente CO₂-Speicher. Allein im Torfmoorwald des Kongobeckens liegen schätzungsweise 29 Milliarden Tonnen CO₂ gebunden – so viel, wie die ganze Welt in drei Jahren freisetzt.
Moorböden machen nur drei Prozent der gesamten Landmasse unserer Erde aus, doch sie binden doppelt so viel CO2 wie alle Wälder zusammen – das gilt jedoch nur für intakte Moore. Wenn ein Moor austrocknet, entweicht der im Torf gespeicherte Kohlenstoff und die Region mutiert zur CO2-Quelle. Noch erhaltene Moorgebiete müssen deshalb unbedingt geschützt und die entwässerten Moorböden soweit möglich wiedervernässt werden.

Das Land der Wiedersprüche

Die DR Kongo ist außergewöhnlich reich an Bodenschätzen und gleichzeitig eines der ärmsten Länder der Welt. Doch das ist nicht das einzige Paradox: Dank der fruchtbaren Böden und günstigen Umweltbedingungen könnte der zentralafrikanische Staat theoretisch bis zu zwei Milliarden Menschen ernähren – fast ein Viertel der Weltbevölkerung. Dennoch sind heute rund 28 Millionen Kongoles*innen von akuter Hungersnot (IPC-Phase 3 und höher) betroffen.

Das Problem verstehen

Die DR Kongo wird immer noch stark von ihrer Vergangenheit beeinflusst: Kolonialzeit, politische Konflikte und diktatorische Herrschaft haben ein schwaches staatliches Gefüge hinterlassen, in welchem informelle Wirtschaftsstrukturen dominieren und die Infrastruktur unzureichend entwickelt ist.

Seit vielen Jahrzehnten ist die DR Kongo von mehreren, sich überlagernden Krisen geprägt: Bewaffnete Konflikte und Gewalt, wiederkehrende Vertreibungen von mehreren Millionen Menschen, humanitäre Notlagen durch Hunger, Armut und Epidemien (Ebola, Cholera, Masern, Covid-19) – und die Umstände sind heute nicht weniger alarmierend.
Besonders schlimm ist die Situation in den Konfliktzonen im Osten der DR Kongo: Seit mehreren Monaten stehen die Städte Bukavu und Goma unter der Kontrolle der paramilitärischen Gruppe M23, deren Soldaten zahllose Kriegsverbrechen an der kongolesischen Bevölkerung begangen haben. Insbesondere Frauen und Mädchen sind zunehmend sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt – konkret wird alle vier Minuten eine Frau oder ein Mädchen vergewaltigt
Im Jahr 2025 allein wurden im Zuge dieser Konflikte 660.000 Menschen vertrieben. Sie verloren dabei nicht nur ihr Zuhause, sondern auch ihren Viehbestand und ihre Lebensgrundlage.
Auch die Lebensmittelproduktion in der Provinz Nord-Kivu, einer bedeutenden Anbauregion, ist durch die anhaltende Gewalt und die massiven Vertreibungen schwer beeinträchtigt.

Unter diesen Umständen ist Klimaschutz kaum umsetzbar und hat für die betroffene Bevölkerung im Angesicht dieser tiefgreifenden menschlichen Tragödien verständlicherweise keine Priorität. Doch der Rest der Welt sollte die Bedeutung der DR Kongo für den Schutz unseres globalen Klimas nicht aus den Augen verlieren.

Einzelnachweise & Weblinks:

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