In vielen Ländern geht wirtschaftliches Wachstum seit Langem mit steigenden Treibhausgasemissionen einher.
Uruguay hat es jedoch geschafft, Wachstum und Emissionen unabhängig voneinander zu gestalten. Wie das aussieht, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Zwischen Umweltschutz und wirtschaftlichem Wachstum
Uruguay ist eines der Länder, die schon jetzt stark von den Folgen des Klimawandels betroffen sind: Die Landwirtschaft, ein zentraler Wirtschaftszweig, leidet unter zunehmenden Dürren, Überschwemmungen, steigenden Temperaturen und extremen Wetterereignissen.
Um langfristig widerstandsfähig zu bleiben, konzentriert sich das Land auf nachhaltige Lösungen für die Forstwirtschaft, Lebensmittelproduktion, Energieversorgung, Wasserressourcen sowie den Gesundheitssektor.
Um wirtschaftliches Wachstum und die zukünftige Sicherheit des Landes auch in Zeiten des Klimawandels zu garantieren, vertraut Uruguay unter anderem auf die massive Nutzung erneuerbarer Energien – neben Wasserkraft setzt das Land zunehmend auf Solar-, Wind- und Biomasseenergie. Heute stammen über 90 Prozent des Stroms aus nachhaltigen Quellen. Doch das ist noch lange nicht alles.
Uruguays Erfolgsmodell: konkret
Uruguay setzt auf klare Klimapolitik mit starker Unterstützung von Unternehmen und Zivilgesellschaft. Besonders wichtige Projekte werden dabei von der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) begleitet:
- Institutionelle Strukturen
Seit 2009 steuert das Nationale Klimaschutzsystem unter dem Umweltministerium die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Es umfasst unter anderem die Nationale Klimapolitik, Klimaschutzpläne (NDC) für verschiedene Sektoren und langfristige Strategien. Die IDB unterstützt Uruguay technisch bei der Umsetzung seiner Klimaziele.
- Transparenz und Daten-Generierung
In Lateinamerika ist das Land Vorreiter bei der transparenten Darlegung ihrer Klimadaten. Mit Unterstützung der IDB wurden unter anderem ein öffentliches Datenportal geschaffen. Dieses umfasst unter anderem Treibhausgas-Inventare, eine historische Energiebilanz sowie die Klimaziele und Maßnahmen des Landes.
Konkret unterstützt die IDB das Land mit diversen Projekten:
- 2022 organisierte sie einen Wettbewerb für offene Klimadaten, um Wissenschaftler*innen und Kommunikator*innen zur Nutzung dieser Daten zu motivieren.
- Ein Projekt zur detaillierten Vermessung der Urwälder hilft dabei, Fortschritte beim Klimaanleihen-Index (BIICC) zu messen.
- 2024 verbesserte die IDB im Rahmen des Programms „Wissen für Ergebnisse“ die Effizienz der Datenverwaltung im Energiesektor.

- Klima-Finanzierung
Das Wirtschaftsministerium integriert den Klimaschutz seit 2020 in die Finanzpolitik. Dazu gehören eine nachhaltige Finanzierungsstrategie, der 2022 eingeführte Klimaanleihen-Index (BIICC) und neue Kreditprogramme mit der IDB. Uruguay nimmt zudem an regionalen Plattformen für nachhaltige Finanzen teil.
Strategische Partnerschaften mit der IDB beinhalten:
- Energie & Infrastruktur: Förderung grüner Wasserstoffprojekte und Anpassungspläne für den Energiesektor. Nach der schweren Dürre 2022–2023 entwickelt Uruguay nun mit der IDB ein Katastrophenschutzprotokoll.
- Städte & Landwirtschaft: Unterstützung für nachhaltige Wohnprojekte, eine Roadmap für Holzbauweise und die Entwicklung einer Umweltbilanz für die Viehzucht.
- Soziale Entwicklung: Ausbau des Pflegesystems mit Klimaschutzmaßnahmen und grünen Finanzierungsoptionen für Unternehmer*innen.
Uruguays Zweite NDC: Mehr Ehrgeiz im Klimaschutz
Im Dezember 2022 legte Uruguay seinen zweiten Nationalen Klimaschutzbeitrag (NDC: Nationally Determined Contributions) vor und maximierte dabei seine Ambitionen deutlich. Generell verfolgt das Land weiterhin das Ziel der Emissionsstabilität und Klimaneutralität.
Wichtige Neuerungen dabei waren:
- Erstmals wurden absolute, bedingungslose Emissionsziele für drei Haupttreibhausgase festgelegt: Bis 2030 sollen CO₂-Emissionen 9.267 Gg (das entspricht 9.267.000 t) nicht überschreiten.
Zum Vergleich: Im Jahr 2020 emittierte Deutschland in etwa 786 Millionen Tonnen reines CO2. Für Methan liegt die Grenze bei 818 Gg, für Lachgas bei 32 Gg. - Die Emissionsintensität der Rindfleischproduktion soll weiterhin sinken, während der Schutz des gesamten heimischen Waldes und die Förderung der Kohlenstoffspeicherung beibehalten werden sollen.
- Die Treibhausgase Hydrofluorkohlenwasserstoffe (HFCs) wurden neu in die Reduktionsziele aufgenommen, mit einem angestrebten Rückgang um 10 % bis 2030, im Einklang mit dem Kigali-Amendment des Montrealer Protokolls. Das Amendment verpflichtet die Unterzeichnerstaaten zur schrittweisen Reduktion von klimaschädlichen Fluorkohlenwasserstoffen, um den globalen Temperaturanstieg zu begrenzen.
- Im Hinblick auf Adaption an den Klimawandel setzt Uruguay verstärkt auf Klimarisikomanagement, die Bewertung von Schäden und Verlusten sowie die Analyse klimabedingter Migration.
Die Entwicklung der NDC erfolgte im Rahmen des Nationalen Klimaschutzsystems mit Beteiligung verschiedener Fachgruppen (z. B. Gender, Bildung, Kommunikation). Zudem konnten Bürger*innen über eine digitale Plattform Vorschläge einbringen.
Zu den zentralen Anpassungsbereichen gehören unter anderem Landwirtschaft, Biodiversität & Ökosysteme, Städte & Infrastruktur, Küstenschutz und vieles mehr.
- https://climatepromise.undp.org/what-we-do/where-we-work/uruguay
- https://climateknowledgeportal.worldbank.org/country/uruguay
- https://www.adaptation-undp.org/explore/latin-america-and-caribbean/uruguay
- https://blogs.iadb.org/sostenibilidad/en/uruguays-commitment-to-climate-action-a-story-of-success/