Tiefseebergbau bezeichnet den Abbau von Rohstoffen am Meeresboden, insbesondere in der Tiefsee, also Wassertiefen von über 200 Metern. Der Abbau erfolgt mithilfe von automatisierten Maschinen, die den Meeresboden absuchen, Rohstoffe einsammeln und diese dann an die Oberfläche transportieren.
Was wird abgebaut?
Diese Rohstoffe, wie Metalle, Mineralien und seltene Erden, sind oft in Form von Manganknollen, massivsulfidischen Ablagerungen oder kobaltreichen Krusten zu finden. Massivsulfidische Ablagerungen sind mineralreiche Ansammlungen auf dem Meeresboden, die durch hydrothermale Aktivitäten an heißen Quellen (sog. Schwarze Raucher) entstehen. Sie enthalten wertvolle Metalle wie Gold, Silber oder Zink.
Die Rohstoffe spielen eine wichtige Rolle bei der Produktion von Technologien wie Smartphones, E-Scootern, Batterien und erneuerbaren Energien. Kupfer beispielsweise ist für elektrische Leitungen in Windkraftanlagen und Solarzellen unverzichtbar. Auch Metalle wie Nickel und Kobalt werden in Batterien für Energiespeicher oder Elektrofahrzeuge verwendet.
Die Manganknollen sind kleine, steinartige Gebilde und besonders begehrt, da sie reich an Metallen wie Kupfer, Mangan, Nickel und Kobalt sind. Diese Rohstoffe liegen oft in internationalen Gewässern, sodass ihr Abbau streng von Organisationen wie der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) geregelt wird.
Beispiel und Perspektiven des Tiefseebergbaus
Ein bekanntes Beispiel für Tiefseebergbau ist das Explorationsprojekt in der Clarion-Clipperton-Zone im Pazifik. In dieser Region liegen riesige Manganknollen-Felder, die bereits von mehreren Unternehmen untersucht werden. Ziel ist es, diese Rohstoffe zu fördern, um den steigenden Bedarf der Industrie zu decken.
Der Tiefseebergbau bietet einerseits Potenzial, um der steigende Nachfrage nach seltenen Metallen nachzukommen, ohne dass auf Landflächen massive Umweltschäden entstehen. Zudem könnte er dazu beitragen, die Abhängigkeit von einzelnen Rohstofflieferanten zu verringern.
Andererseits gibt es auch enorme Herausforderungen: Der Abbau birgt das Risiko, empfindliche Ökosysteme auf dem Meeresboden dauerhaft zu zerstören.
Die Manganknollen beispielsweise wachsen extrem langsam, mit einer Wachstumsrate von ca. 1 bis 10 Millimeter pro Million Jahre. Da dieser Prozess so enorm langsam ist, gelten Manganknollen praktisch als nicht erneuerbare Ressource im Kontext menschlicher Zeiträume.
Viele Tiefseebewohner leben in einzigartigen Lebensräumen, die bisher kaum erforscht sind. Zudem könnten aufgewirbelte Sedimente das Ökosystem in den umliegenden Gewässern beeinträchtigen.
Insgesamt stellt der Tiefseebergbau also eine vielversprechende, aber kontroverse Technologie dar. Während er Ressourcen für wichtige Technologien bereitstellen könnte, sind die möglichen Umweltschäden noch nicht abschätzbar. Eine sorgfältige Abwägung zwischen Nutzen und Risiko sowie strenge internationale Regulierung sind entscheidend, um die Zukunft der Tiefsee und ihre einzigartige Vielfalt zu erhalten.