Wird das Wasser knapp?
Unsere Medien sind voll davon, dass wir weg von Kohle, Öl und Gas müssen. Energie wird teurer und dennoch müssen wir durch diese Energiewende. Aber hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass wir auch durch eine Wasserwende müssen? Unser Trinkwasser wird mit sinkendem Grundwasserspiegel knapper und die Preise steigen ebenfalls. Wenn du einen großen Garten bewässerst, liegst du vielleicht jetzt schon bei über 1000 Euro Wasserkosten pro Dürresommer!
Was hat sich verändert?
Zur anderen Seite regnet es im langfristigen Vergleich nicht weniger. Weswegen reicht diese Regenmenge heute nicht mehr aus? Wenn deine Pflanzen oder die des Bauern bereits früh im Jahr durchstarten, verbrauchen sie die Wasserreserven des Bodens. Das wärmere und sonnigere Wetter steigert die Verdunstung deutlich. Die Folge ist, dass dein Rasen vielleicht schon im Juni unter Trockenstress leidet.
Wieviel Wasser verbraucht wir?
Es gibt keine genauen Zahlen, wie viel Wasser ein deutscher Haushalt pro Jahr in den Garten leitet. Schätzungen gehen weit auseinander, das wäre aufgrund der regional unterschiedlichen Böden und Niederschläge erklärbar. Diese Schätzungen gehen davon aus, dass wir pro m² Gartenfläche rund 60 bis weit über 100 Liter reinstes Trinkwasser jährlich für die Bewässerung verwenden.
Nehmen wir deine Rasenfläche als Beispiel für die Rechnung: Die Empfehlung lautet, zweimal die Woche 15 Liter pro m² zu bewässern, wenn es sehr trocken ist. Auf sandigen Böden sollen es 20 Liter alle zwei Tage sein. Das wären pro trockener Sommerwoche stolze 3000 Liter für 100 m² Rasenfläche. Auf sandigen Böden sogar doppelt so viel.
Wenn du einen großen Garten anhand solcher Empfehlungen bewässerst, wäre das so viel wie ein Tanklaster voll Trinkwasser pro Woche.
Deine Wasserkosten steigen
In anderen Ländern wie Frankreich gehen Landwirte bereits auf die Straße, da ihnen die Felder verdorren. Die Wasseraufbereitung für Trinkwasser wird teurer, an ungünstigen Stellen gehen selbst Entsalzungsanlagen in Betrieb. Inzwischen wurde ein 53-Punkte-Plan aufgestellt, der unter anderem vorsieht, dass die Wasserkosten ab bestimmten Schwellwerten überproportional steigen. Würdest du in Frankreich wohnen, zahlst du für die ersten Kubikmeter einen kleinen Preis. Dein grüner Rasen kostet pro Kubikmeter jedoch deutlich mehr.
Auch in Deutschland wurde in einigen Dürremonaten regional das Abpumpen von Grundwasser beziehungsweise das Bewässern der Gärten über Tag untersagt. Es handelt sich um zaghafte Maßnahmen zur Sicherung der nötigen Grundversorgung mit Trinkwasser. Auch der Umweltschutz spielt bei diesen Maßnahmen eine Rolle.
Statistisch gesehen wird unser Trinkwasser in Deutschland seit 30 Jahren fast jedes Jahr etwas teurer, wir dürften jedoch am Anfang der Entwicklung stehen. Die Unterschiede sind je nach Region groß. Im deutschlandweiten Schnitt wird ein m³ Trinkwasser im Jahr 2024 rund 1,50 bis 2,50 Euro und ein m³ Abwasser rund 1,50 bis 3,50 Euro kosten. Vereinfacht gesagt: Mit jedem m³ sind zwischen 4 und 5 Euro weg.
Zu unserem Fallbeispiel: Für eine trockene Woche belaufen sich deine Wasserkosten für 100 m² Rasenfläche auf 13,5 bis 27 Euro. Stauden- und Gemüsebeete haben sogar einen noch höheren Wasserbedarf. Deine Wasserkosten summieren sich sehr schnell in den drei- oder vierstelligen Bereich, wenn du häufig bewässerst.
Es gibt die Möglichkeit, einen Gartenwasserzähler zu montieren. Für die entnommene Wassermenge fallen keine Abwasserkosten an. Dennoch sind auch 7 bis 14 Euro immer noch teuer genug, da es vielleicht über Monate zu wenig regnet und dein Garten vermutlich etwas größer ist.
Wie kannst du Trinkwasser im Garten sparen?
Du hast vermutlich schon eine moderne Toilettenspülung, einen sparsamen Duschkopf und eine moderne Spülmaschine. Wie im Haushalt, so gibt es auch für den Garten etablierte Möglichkeiten, um Wasser zu sparen.
Hier einige Stichpunkte:
- Wassertonnen mit Regensammler an die Dachrinne anschließen
- Wasserzisterne im Bodengrund versenken und Regenwasser einleiten
- Regenwasser in speziellen Kiesbecken versickern lassen – Grundwasser auffüllen
- auf trockenen Flächen Trockenrasen aussäen
- Neupflanzungen auf trockenresistente Pflanzen ausrichten
- Neupflanzungen dann, wenn 14 Tage Regenwetter angesagt wird
- Bodengrund durch Mulch feucht halten – Platzregen sickert ein
- nur ganz früh oder spät gießen
- punktuell dort gießen, wo sich bereits Trockenstress einstellt
- Bäume bei Bedarf mit Bewässerungssäcken bewässern
- empfindliche Pflanzen mit eingegrabenen „Ollas“ (Krüge aus Ton) bewässern
- auf das Gießen überall dort verzichten, wo es nicht weh tut
- Gartendusche anstelle des Pools und das Wasser zum Gießen wieder auffangen
Diese Anregungen kannst du in Investitionen und Strategien unterscheiden. Für eine reine Strategie brauchst du keine Anfangsinvestition. Wenn du zum späten Abend nur dort gießt, wo sich Trockenstress abzeichnet, kannst du das wie gewohnt mit deinem alten Wasserschlauch erledigen.
Würde es dir auch um die Gesamtkosten gehen, wären einige der Investitionen ohnehin fragwürdig. Für eine große unterirdische Zisterne brauchst du die Baugenehmigung, einen Bagger und Handwerker, die das alles akkurat durchführen. Und immer, wenn du richtig viel Wasser benötigst, ist die Zisterne leer, da es wochenlang nicht regnet. Einfacher wäre es, ein paar Regentonnen an das Fallrohr der Regenrinne zu stellen und mit einem Regensammler anzuschließen.
Auch Kiesbecken zum Versickern von Regenwasser sprengen zuerst die Kosten, haben dann aber gleich zwei große Vorteile. Wer dieses Regenwasser nicht als Abwasser in die Kanalisation leitet, spart sich die Gebühr. Zur anderen Seite profitieren tief wurzelnde Pflanzen wie Sträucher, Hecken und Bäume, wenn das Grundwasser aufgefüllt wird.
Ganz andere Strategie – der Schattengarten
Neben allen genannten Ideen geht es auch ganz anders. Du kannst gezielt einen Schattengarten anlegen oder deinen Garten nach und nach beschatten. Es gibt viele Pflanzen, die wenig Wasser verbrauchen, tief wurzeln und sich hervorragend als Schattenspender eignen. Ein beliebtes Beispiel ist der schnell wachsende und flexible Kiribaum, der auch Paulownia oder Prinzessinnenbaum genannt wird.
Bevor du hohe Bäume pflanzt, solltest du den Bebauungsplan für dein Siedlungsgebiet prüfen. Du darfst eine maximale Höhe nicht überschreiten und je nach Höhe ist ein Mindestabstand zu den Nachbargrundstücken einzuhalten. Demnach wäre der mitteltief wurzelnde Spitzahorn ein toller Baum, der jedoch mit 30 Metern Höhe ausscheidet. Nicht zu hoch wachsende Bäume mit breiter Krone wären also denkbar.
Oder du stellst großflächige Pergolas auf und pflanzt zu den Eckpfeilern Rebstöcke. Wein beispielsweise wirft im Winter sein Laub ab und lässt das Licht durch. Nach dem Anwachsen wird er jedoch im Sommer zum effektiven Schattenspender. Wein wurzelt weit über 10 Meter tief in den Boden hinunter und zieht sich sein Wasser selber.
Auch bei Bäumen wären Tiefwurzler zu bevorzugen. Diese sollen dir unter der breit wachsenden Krone Platz lassen. Wer Vögel mag, pflanzt die Eberesche, bekannt als Vogelbeere. Die ersten 20 Jahre wächst der Baum relativ schnell und die Wurzeln gehen tief runter. Auch wenn es untypisch ist, kannst du die Eberesche wie einen Kirschbaum erziehen – du kannst in der Krone auf passender Höhe gesunde Seitentriebe stehen lassen und die Höhe einkürzen. Schon bleibt die Eberesche auf passender Höhe und bildet mit breiter Krone viel Streuschatten.
Solange die untere Etage deines Gartens nur wenig Sonne abbekommt, brauchst du nur noch sehr wenig gießen. Außerdem ist es im Hochsommer angenehm, im kühlen Garten zu sitzen. Die gesamte obere Etage deiner Vegetation wirkt durch die Verdunstung kühlend!
Die vermutlich beste Strategie – genügsame Bepflanzung
Das Schöne an unseren Kulturpflanzen ist, dass sie sich in ganz unterschiedliche Richtungen veredeln lassen. Der Begriff „Trockenrasen“ ist dir vielleicht neu. Es handelt sich um genügsame Rasensorten, die etwas tiefer wurzeln. Reicht das mal nicht, kannst du auf den kahl werdenden Stellen im Herbst und Frühjahr nachsäen. Für schattige Lagen, wie unter einer bewachsenen Pergola, wäre jedoch ein „Schattenrasen“ die bessere Wahl. Diesen sähst du am besten im Frühjahr.
Auch bei den Stauden, Sträuchern, Hecken und Bäumen gibt es Pflanzenarten, die der Trockenheit trotzen. Das gilt nicht unbedingt für die ersten Jahre nach der Neupflanzung. Sobald diese Pflanzenarten jedoch einmal gut angewachsen sind, gehen sie einem nicht mehr ein.
Denk nicht nur an die Umwelt oder deinen Geldbeutel – wie viel Zeit sparst du über die Jahre, wenn du bei hochsommerlichem Wetter nicht gießen musst?
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