E-Scooter Pro und Contra: Zwischen Boom und Bedenken

10. Juni 2024
Fotograf:in: JavyGo, Copyright: CC0 Unsplash

Seit 2019 haben E-Scooter einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Sie bieten eine bequeme Fortbewegungsmöglichkeit für jedermann, die durch die Möglichkeit, sie nach der Fahrt nahezu überall abzustellen, nur noch lukrativer wird.
Die Frage nach ihrer Nachhaltigkeit hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, darunter, ob sie dazu beitragen, Autofahrten zu ersetzen oder lediglich kurze Spaziergänge zu substituieren.

Und nicht nur die Nachhaltigkeit der Scooter führt noch Kritikpunkte mit sich, sondern auch die allgemeine Omnipräsenz der Scooter ist nicht ohne Schattenseiten geblieben. Immer wieder tauchen Berichte über gefährliche Vorfälle auf, bei denen E-Roller-Akkus explodieren oder Lithium-Ionen-Akkus Feuer fangen. Der VBV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen) warnt eindringlich vor diesen Risiken und verweist auf zwei alarmierende Gutachten, die einen unzureichenden Sicherheitsstandard aufzeigen. Angesichts dieser Erkenntnisse fordert der Verband die öffentlichen Verkehrsbetriebe dazu auf, ihre Sicherheitsrichtlinien zu überdenken und anzupassen.

Eine Frage der Sicherheit – Warum die Scooter in Bussen verboten sind

In vielen europäischen Städten gibt es bereits ein Scooter-Verbot in den öffentlichen Verkehrsmitteln, einige werden wohl noch nachziehen!

Seit Anfang April 2024 verbietet München die Mitnahme von E-Scootern in U-Bahn, Tram und Bus, gefolgt von Augsburg am 8. April.

Und das aus gutem Grund: Der VDV weist darauf hin, dass die in den Tretrollern verwendeten Lithium-Ionen-Akkus bisher nicht den erforderlichen Sicherheitsstandards entsprechen. In einigen europäischen Metropolen wie London, Madrid und Barcelona kam es bereits zu Bränden und Explosionen in öffentlichen Fahrzeugen, was das Leben vieler gefährdete. Dieses Risiko bestehe dementsprechend auch in Deutschland, betont der VDV. Daher sei es derzeit nicht ratsam - egal ob verboten oder erlaubt - solche Fahrzeuge in Bussen und Bahnen mitzuführen.
So plant nun auch Nürnberg ähnliche Maßnahmen, während bereits in fünf Großstädten Nordrhein-Westfalens ein solches Verbot seit Anfang März besteht. Hamburg geht sogar noch weiter und hat die Nutzung von E-Scootern im Nahverkehr bereits seit dem vergangenen Sommer untersagt.

Betrifft das Verbot auch E-Bikes?

Da sie die relevanten Sicherheitstandards erfüllen, sind E-Bikes in öffentlichen Verkehrsmitteln weiterhin erlaubt.

Derzeit beziehen sich die lokalen Verbote nur auf Elektro-Roller.

E-Bikes, E-Rollstühle und E-Seniorenmodelle sind explizit von diesen Verboten ausgenommen, da sie bereits strengere Sicherheitsnormen für ihre Batterien erfüllen. Dennoch gibt es Einschränkungen bei der Mitnahme von Fahrrädern durch lokale Verkehrsbetriebe, insbesondere zu Stoßzeiten, wenn die Züge bereits überfüllt sind. Die Deutsche Bahn erlaubt beispielsweise nur Pedelecs (Fahrräder mit elektrischer Tretunterstützung bis 25 km/h), jedoch keine S-Pedelecs (Tretunterstützung bis 45km/h). In den meisten Fällen ist jedoch ein zusätzliches Fahrradticket erforderlich, und eine frühzeitige Buchung wird empfohlen.

Allgemeine Gefahren durch die Scooter - Verletzungen und mehr

Seit der Einführung von E-Scootern im Straßenverkehr hat sowohl ihre Nutzung als auch die Anzahl der Unfälle deutlich zugenommen. Allein im Jahr 2022 wurden in Deutschland über 8000 Unfälle mit Verletzten registriert, im Vergleich zu etwa 5500 im Jahr zuvor, was einem Anstieg von 49 Prozent entspricht. Über 1000 Personen erlitten dabei im Jahr 2022 schwere Verletzungen.

Die zunehmenden Unfallzahlen verdeutlichen, dass E-Scooter potenziell gefährlicher sind, als sie auf den ersten Blick erscheinen Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Unfälle der Polizei gemeldet werden und die Dunkelziffer daher schwer einzuschätzen ist.

In der Regel verunglücken besonders junge Menschen mit den Scootern - knapp 40% der Unfallopfer sind unter 25. Etwa zwei von drei Verunglückten sind männlich.
Auch ereignen sich Unfälle mit E-Scootern nach polizeilichen Aussagen vor allem dann, wenn die Fahrer:innen die Straße oder den Gehweg falsch nutzen, unter Alkoholeinfluss fahren oder zu schnell unterwegs sind.

Zusätzlich stellen Konflikte beim Abbiegen, Kreuzen, Wenden und Rückwärtsfahren eine weitere Gefahr während der E-Scooter-Fahrt dar.

Crashtests mit E-Scootern wurden durchgeführt, um ihre Gefährlichkeit zu untersuchen. Dabei wurde ein Dummy auf einen E-Scooter gestellt und gegen eine Kante fahren lassen – ein typischer Unfallverlauf also. Die Ergebnisse waren eindeutig: E-Scooter sind mit erheblichen Risiken verbunden. Kollidiert man mit einer Kante, wird der Körper in die Höhe katapultiert, und es besteht die Gefahr, über den Lenker zu fliegen. Selbst bei geringen Geschwindigkeiten von etwa 10 km/h können dabei bereits schwere Verletzungen an Kopf und Knien auftreten.

Fazit: Es ist wahrscheinlich, dass das Verbot von E-Tretrollern nicht dauerhaft bestehen bleibt. Sobald die Sicherheitsstandards vollständig geklärt und erfüllt sind, soll eine Mitnahme von E-Scootern wieder möglich sein. Auch die Unternehmen haben Interesse daran, dass Fahrgäste ihre Mobilität flexibel gestalten können, einschließlich der Nutzung von E-Scootern.

Kommentar: Was sagen die Umwelt und unsere Körper zur Thematik?
Die Auswirkungen sind vielschichtig: Die Umwelt leidet unter der zusätzlichen Belastung durch jedes neue Elektrogerät im Alltag. Unsere Gesundheit steht ebenfalls auf dem Spiel: Wer so bewegungsfaul ist, sich für den kurzen Weg zur Bahn oder zum Einkaufen auf einen E-Scooter zu verlassen, bewegt sich vermutlich auch am restlichen Tag kaum. Statt in stetig neue Erfindungen wie E-Scooter oder E-Bikes zu investieren, sollten Gelder doch wohl eher in die Förderung sportlicher Aktivitäten der Allgemeinbevölkerung fließen.

  • https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/E-Scooter-Bald-in-Bussen-und-Bahnen-in-SH-verboten,escooterverbot100.html
  • https://www.merkur.de/deutschland/nordrhein-westfalen/dortmund-duisburg-verkehrsunternehmen-verbannen-e-scooter-bus-bahn-rheinbahn-dvg-dsw21-duesseldorf-zr-92852354.html
  • https://www.merkur.de/verbraucher/verbot-bus-bahn-oeffentliche-verkehrsmittel-explosionsgefahr-verkehrsbetriebe-e-scooter-92993759.html
  • https://utopia.de/e-roller-kommentar-139508/
  • https://utopia.de/ratgeber/e-scooter-verbot-in-bus-und-bahn-und-was-ist-mit-e-bikes_674059/
  • https://www.merkur.de/verbraucher/mobilitaet-e-scooter-gelsenkirchen-nrw-verleihfirmen-bolt-tier-gerichtsbeschluss-93022946.html
  • https://www.merkur.de/bayern/nuernberg/escooter-wut-bayern-raus-aus-dem-oepnv-nuernberg-geht-schritt-weiter-93021687.html
  • https://www.adac.de/news/verkehr-e-scooter-mitnahmeverbot-nahverkehr/
  • https://utopia.de/ratgeber/sind-e-scooter-gefaehrlich-das-sagt-der-crash-test_526564/

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