Ob als Rührei, Spiegelei oder gekocht - Eier essen wir gerne in jeder Form. Auch beim Backen und Kochen sind sie eine beliebte Zutat! Im Jahr 2021 lag der Pro-Kopf-Verbrauch laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bei rund 238 Stück pro Person. Doch je nachdem von welchem Produzenten sie stammen, gibt es große Unterschiede in der Qualität der Eier.
Öffnet beim Einkaufen immer den Eierkarton und lest euch den aufgedruckten Strichcode auf den Eiern durch. Hier erfahrt ihr, was der Code euch über die Herkunft und Haltebedingungen verraten kann.
Wie liest man den Code?
Die Codenummer, die auf jedem Ei im Supermarkt aufgedruckt sein muss, verrät uns, wo das Ei ursprünglich herkommt und wie die Henne, die es gelegt hat, gehalten wird. Hier können wir also bereits Rückschlüsse darauf ziehen, ob die “Produktion” dieses Eies fair und nachhaltig abgelaufen ist.
Die Codenummer setzt sich aus gleich drei Segmenten zusammen. Die Buchstaben und Zahlen stehen für:
- Haltungsform
- Herkunftsland
- Kennnummer des Erzeugers, bestehend aus:
- Bundesland
- Betriebsnummer
- Stallnummer
Für uns Konsumenten sind vor allem die Haltungsform und das Herkunftsland relevant. Die Haltungsform klärt darüber auf, unter welchen Bedingungen die Legehennen leben.
Die vier Haltungsformen:
Die erste Nummer im Code lässt uns wissen, aus welcher Haltungsform das Ei stammt:
0 = Ökologische Erzeugung („Bio-Eier“)
1 = Freilandhaltung („Freilandeier“)
2 = Bodenhaltung
3 = Kleingruppenhaltung („Käfigeier“)
Die Kürzel der Produktionsländer:
Das Herkunftsland zeigt an, aus welchem Land innerhalb der Europäischen Union die Eier stammen. Hier kann abgeschätzt werden, wie die Lebensbedingungen in den anderen Ländern für die Tiere sind und wie weit die Lebensmittel bereits transportiert wurden, um bei uns im Supermarkt zu landen. Folgende Kürzel besitzen die Länder:
DE = Deutschland
AT = Österreich
NL = Niederlande
IT = Italien
etc.
Die Kennnummer der Bundesländer:
Wenn euer Ei aus Deutschland (DE) ist , dann gibt eine Zahl von 01 bis 16 euch darüber Auskunft, aus welchem Bundesland es stammt. Diese befindet sich direkt nach dem Kürzel “DE”. Hier könnt ihr die Zuordnung abgleichen:
Die Haltungformen auf dem Prüfstand
Code 0: Ökologische Haltung
Wohnraum:
In Deutschland leben heute laut dem Umweltinstitut München e.V. knapp 3,5 Millionen Hühner in ökologischer Haltung.
Der Aufdruck “0” im Code bedeutet, dass bei den Bio-Eiern höchste Standards erfüllt werden und die Produktion strikt nach strengen Regeln stattfindet. Wir können uns darauf verlassen, dass die Hennen in offenen Ställen mit Auslauf leben.
Pro Quadratmeter dürfen sechs Tiere gehalten werden, weitere sechs auf einer Stange darüber. In einem Stall dürfen insgesamt bis zu 3.000 Hennen wohnen, wobei neben dem Stall ein durchgehend verfügbarer Auslauf für die Tiere bereitsteht. Hier bekommen die Hennen immerhin vier Quadratmeter Platz pro Tier zugesprochen.
Wenn man sich das einmal vor Augen hält, wird klar, dass das auch gar nicht mal so viel Freiraum ist – und das bei der besten Haltungsstufe!
Nahrung:
Beim Futter kommt es nun zur größten Unterscheidung zwischen Freiland und Bio-Hühnern. Haltungsstufe 0 verpflichtet zur Versorgung mit Bio-Futter, während die Futterzusammensetzung bei anderen Haltungsstufen kaum reglementiert ist.
So kam es 2011 zum großen Dioxin-Skandal, als herauskam, dass unter anderem dem Hühnerfutter technische Fette aus industrieller Produktion beigemengt worden sind. Als Folge mussten in Niedersachsen Zehntausende Eier auf dem Sondermüll entsorgt und 8.000 Legehennen geschlachtet werden. 100.000 weitere Eier waren zu diesem Zeitpunkt aber schon im Verkauf gelandet.
Tierwohl:
Auch das recht verbreitete Schnabelstutzen ist bei Bio-Hühnern verboten. Diese Praktik wird häufig bei Massentierhaltung angewandt, damit die dicht gedrängten Tiere sich nicht selbst oder andere Hühner verletzen können. Anders als bei anderen Haltungsarten darf so ein Eingriff bei Bio-Hühnern nur aus tatsächlichen medizinischen Gründen erfolgen.
Code 1: Freilandhaltung
Wohnraum:
Rund 7 Millionen Legehennen leben in Deutschland in Freilandhaltung.
“Freiland” klingt ja erstmal ganz gut – auch hier dürfen Hennen nicht nur in Käfigen gehalten werden, sondern ausschließlich in Ställen mit angrenzendem Auslauf.
Im Unterschied zu den Bio-Hühnern, teilen sich hier statt sechs, gleich neun Hühner einen Quadratmeter im Stall. Im Auslauf stehen, ebenso wie bei Code 0, vier Quadratmeter pro Huhn zur Verfügung.
Code 2: Bodenhaltung
Wohnraum:
Ganze 25 Millionen Legehennen in Deutschland leben in so genannter Bodenhaltung.
Bodenhaltung klingt auch erst einmal gar nicht so schlecht – man hat die Vorstellung, dass die Tiere frei herumlaufen können. Das entspricht allerdings nicht den Tatsachen. Auch hier teilen sich gleich neun Hennen einen Quadratmeter. Es gibt außerdem keinen Auslauf an der frischen Luft, sondern nur einen Scharrbereich mit Streu – die Hennen verbringen ihren “Auslauf” genau wie die gesamte Lebenszeit im geschlossenen Stall.
Der “Boden” bei Bodenhaltung meint nicht immer nur einen schön eingestreuten Stallboden, sondern beschreibt oft auch mehrere Etagen mit Stangen, in denen es auch mal dazu kommt, dass sich rund 18 Hühner einen Quadratmeter Stallgrundfläche teilen.
Dieses Stapeln von Hühnern, wie in einem Regal, nennt sich “Volierenhaltung”. Dabei sitzen die Tiere meist auf Gitterrosten, denn die sind pflegeleicht – der Kot fällt einfach hindurch nach unten.
Nahrung:
Anders als bei Bio- oder Freilandhaltung haben Hennen keinen Auslauf und somit auch nicht die Möglichkeit, draußen frisches Futter zu sammeln, wie z.B. Würmer. Was und wie viel der Hersteller den Tieren verfüttert, bleibt vollkommen ihm überlassen.
Code 3: Kleingruppenhaltung, ehemals Käfighaltung
Wohnraum:
Etwa 4,5 Millionen Hennen leben in Deutschland immer noch in Käfighaltung. Die Haltung von Legehennen in konventionelle Legebatterien wie man es von der Käfighaltung kennt, wurde zum 01. Januar 2010 in Deutschland verboten.
Heute erfolgt die Haltung in sogenannten Kleingruppen. Laut BMEL “ zeichnet sich [dieses Haltungssystem] insbesondere dadurch aus, dass die Tiere etagenweise in kleinen Gruppen von etwa 65 Tieren gehalten werden”. Statt 550 Quadratzentimeter (= 0,055 Quadratmeter) wie früher, hat jedes Huhn jetzt nun “ganze” 890 Quadratzentimeter (= 0,089 Quadratmeter) für sich.
Die Käfige sind meist mit einem kleinen Platz zum Eier legen, einer Sitzstange und einem provisorischen Scharrbereich ausgestattet. Gitterstäbe haben die Tiere trotzdem noch vor der Nase – Auslauf gibt es keinen.
2015 hat der Bundesrat beschlossen, dass auch diese Haltungsart in erweiterten Käfigen bis Ende 2025 abgeschafft werden soll – es bleibt zu hoffen, dass diese Ziele eingehalten werden.
Nahrung:
Wenn man sich die Lebensqualität der Legehennen ansieht, braucht man nicht mehr lange über die Qualität ihres Futters nachdenken. Auch deshalb sollten auch wir besser keine Code-3 Eier essen.
Wir nehmen ohnehin viel davon unwissentlich zu uns. Die Eier verkaufen sich nicht gut und werden deshalb gerne in Lebensmittel gemischt, um so durch die Verarbeitung des Eies die Kennzeichnungspflicht zu umgehen. So können Käfigeier zum Beispiel in einer Packung Eiernudeln oder einem Pizzateig enthalten sein.
Die Tricks der Industrie
Wie immer, gilt es also auch beim Eierkauf, sich vor den Tricks mancher Verkäufer zu schützen.
Code auf dem Karton ist nicht gleich Code auf dem Ei:
Sehen wir zum Beispiel einen Karton mit dem Aufdruck „0-DE-0946211“, scheint es sich um Bio-Eier aus Deutschland zu handeln. Aber aufgepasst – es gilt der Aufdruck auf dem Ei selbst! Der Code auf der Verpackung weist nur den Herstellungsort der Verpackung aus, nicht den der enthaltenen Eier.
Seht deshalb nie nur auf der Verpackung nach, sondern werft einen Blick in den Karton und checkt die Codes auf den Eiern selbst.
Bunte Eier:
Bereits vorgekochte, bunte Eier gibt es nicht nur zu Ostern! Oft finden wir sie das ganze Jahr über neben den rohen Eiern im Regal, oder beim Bäcker, Metzger oder sogar im Feinkostladen auf der Theke. Man glaubt es kaum – auch hier handelt es sich bereits um "verarbeitete" Lebensmitteln, weshalb eine Kennzeichnungspflicht entfällt.
Wenn ihr nicht gerade im Bioladen einkauft, könnt ihr davon ausgehen, dass es sich bei diesen Eiern um schlechte Qualität, bzw. Haltungsform handelt.
Wenn ihr noch mehr darüber erfahren wollt, wie das Leben der Hennen in den jeweiligen Haltungsstufen aussieht, könnt ihr euch dieses Video von Galileo ansehen:
Gut zu wissen
Nach dem neuen Gesetz vom 01. Januar 2022 müssen männliche Küken jetzt entweder aufgezogen werden oder das Geschlecht noch im Brutei bestimmt und dort aussortiert werden. Dem schrecklichen Töten männlicher Tiere (durch Gas oder Schredder) die nicht als Legehenne taugen, soll somit endlich ein Ende gesetzt werden.
Schlechte Nachrichten:
Die Kritik an der neuen Regelung: bereits ab dem siebten Bruttag kann ein Embryo Schmerz empfinden. außerdem gilt diese Regelung nur für die Aufzucht Deutschland, nicht für importierte Ware. Achtet deshalb immer auf das Herkunftsland und seid euch so sicher, dass ihr über die Lebensbedingungen der Tiere, deren Eier ihr kauft, Bescheid wisst.
Gute Nachrichten:
In Deutschland gibt es dank zahlreicher Initiativen inzwischen Produzenten, die männliche Küken als "Bruderhähne" aufziehen. Achtet beim Einkauf auf die Verpackung und sucht nach einer entsprechenden Aufschrift, wie etwa dem Logo “ohne Kükentöten”.
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