Aspartam - doch krebserregend?

Oktober 2023
Fotograf:in: Alexander Grey, Copyright: CC0 Unsplash

11 Süßstoffe sind in der EU zugelassen, einer davon ist Aspartam. Nun wurde der Süßstoff von der WHO als “möglicherweise krebserregend eingestuft. Bleiben Ernährungsforscher trotzdem gelassen und geben Entwarnung? Oder sollten wir lieber auf den Süßstoff verzichten? Alles dazu erfahrt ihr hier!

Was ist überhaupt Aspartam?

Unter Aspartam versteht man ein künstliches, kalorienarmes, weißes, geruchloses Pulver, das rund 200-mal süßer ist als Zucker selbst.

In Europa gilt Aspartam als Lebensmittelzusatzstoff, der Getränken oder Speisen absichtlich hinzugefügt wird, um eine bestimmte Funktion zu erfüllen, wie beispielsweise einen gewissen (süßlichen) Geschmack, eine bestimmte Farbe sowie eine spezielle Konsistenz oder Konservierung. Dabei findet es Verwendung in einer Großzahl von Produkten wie Desserts, Hustensaft, Vitamintabletten, Milchprodukten, Kosmetika, Zahnpasta, Kaugummis, Süßigkeiten und Getränken – vor allem in kalorienarmen oder solchen, die zur Gewichtskontrolle gedacht sind.

Angegeben werden muss der Süßstoff in der EU auf dem Etikett entweder unter seiner E-Nummer E 951 oder unter seinem Namen.

Wie gesund ist der Süßstoff?

Die internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der WHO hat Aspartam neuerdings als für den Menschen “möglicherweise krebserregend” eingestuft. Dies entspricht einer Einstufung in die IARC Gruppe 2b, die als “begrenzte Beweise für ein Krebsrisiko beim Menschen”, sowie “keine ausreichenden Beweise aus Tierversuchen” beschrieben wird.

Dabei umfasst die Klassifizierung der IARC:

  • Gruppe 1: sicher krebserregend für Menschen
  • Gruppe 2a: wahrscheinlich krebserregend
  • Gruppe 2b: möglicherweise krebserregend
  • nicht klassifizierbar

Zur Gruppe 1 gehören beispielsweise verarbeitete Fleischprodukte; rotes Fleisch ist Teil der Gruppe 2a, während Kaffee als “nicht klassifizierbar” eingestuft wird. Neben Aspartam befinden sich rund 320 weitere Substanzen in Gruppe 2b.

Worauf ist beim Konsum zu achten?

Bei der Aufnahme von Aspartam in gebrauchsüblichen Mengen, braucht man sich weiterhin keine Sorgen machen. Trotz der besorgniserregenden Einstufung des Süßstoffs als “möglicherweise krebserregend” haben zuständige Behörden die empfohlenen Aufnahmemengen nicht abgeändert.
40 Milligramm Aspartam pro Tag und pro Kilogramm Körpergewicht können laut des Bundesamts für Risikobewertung (BfR) weiterhin bedekenlos zu sich genommen werden.

Die Menge macht also das Gift: Die von der IARC vorgenommene Einstufung bedeutet nicht, dass für Verbraucher:innen im Regelfall ein tatsächliches Krebsrisiko besteht.
Zur Verdeutlichung: ein 70kg schwere erwachsene Person müsste mehr als 9 bis 14 Dosen Softdrinks mit Aspartam am Tag konsumieren, um diesen Wert zu überschreiten. Der Aspartamgehalt unterscheidet sich jedoch von Hersteller zu Hersteller. Beispielsweise enthält eine Coca Cola Zero oder light in etwa 130 mg Aspartam, was bedeutet, dass man am Tag mehr als 20 Liter trinken müsste, um an die empfohlene Höchstmenge zu stoßen.

Weiterhin erwähnenswert ist, dass sich die WHO-Agentur bei dieser neuen Einstufung des Süßstoffes nur auf begrenzte Evidenz, also wenige Nachweise, für die krebserregende Wirkung bei einer Form von Leberkrebs beruft.

Als Evidenz wurden drei Studien herangezogen, die alle eine nicht eindeutige Verbindung zwischen dem Leberkrebsrisiko und dem Trinken von künstlich gesüßten Getränken festgestellt haben. Die Evidenz in Tierstudien reicht - siehe oben - ebenso wenig aus, um eine strengere Einteilung vornehmen zu können.

Denn um mit Gewissheit sagen zu können, dass Aspartam eine eindeutige Gefahr für den Menschen darstellt, müssten klar biologische Mechanismen sowie konsistente Daten sowohl von Menschen- als auch von Tierstudien vorhanden sein.

Das konkrete Gesundheitsrisiko nach dem Verzehr bestimmter Stoffe wurde im Anschluss an die Einstufung durch die IARC vom WHO-Sachverständigungsausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe JEFCA bewertet und kam zu dem Schluss, dass es keine überzeugenden Beweise zur krebserregenden Wirkung von Aspartam gebe.

Weitere Auswirkungen von Aspartam auf den Menschen

In einer ersten großen Studie ihrer Art, haben israelische Forscher:innen nun festgestellt, dass der übermäßige Konsum von Aspartam Veränderungen im Mikrobiom hervorrufen: Sowohl die Zusammensetzung, als auch die Funktion des Darmmikrobioms verändern sich. Daraus ließ sich schließen, dass Aspartam Darmbakterien negativ beeinflussen kann: Sobald die Bakterien Enterococcus faecalis und Escherichia coli den Süßstoff im Darm aufnehmen, verändern sie sich und konnten dadurch die Darmwand durchdringen.

Sobald diese eigentlich nützlichen Bakterien den Darm verlassen, können sie großen Schaden verursachen. Wenn E.faecalis beispielsweise die Darmwand passiert und es schafft, in den Blutkreislauf zu gelangen, sammelt es sich in Leber, Milz und Lymphknoten an und kann eine Reihe von Infektionen verursachen.
Im Gegensatz zum erhöhten Krebsrisiko, reicht für diese Veränderung der Darmflora bereits eine physiologische Konzentration von 100 Mikrogramm - eine Menge, die leicht erreicht werden kann in der täglichen Nahrungsaufnahme.

Übrigens: Als Mikrobiom wird die Gesamtheit aller Mikroorganismen wie Viren und Bakterien bezeichnet, die den Menschen besiedeln.

Details zur Studie gibt es hier

Verzicht als Lösung

Um schädliche Auswirkungen und Veränderungen auf den Körper vorzubeugen, ist es am besten, gänzlich auf Süßstoffe zu verzichten und sich möglichst vom Zuckerkonsum zu entwöhnen.
Bereits nach relativ kurzer Zeit verändert sich dadurch auch das Geschmacksempfinden und das Verlangen nach Süßem wird nach und nach schwächer.

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