SDG 14 Leben unter Wasser

Oktober 2023
Copyright: United Nations, Sustainable Development Goal 14LifeBelowWater, als gemeinfrei gekennzeichnet, Detail

Die 17 SDGs

Die 2016 von den Vereinten Nationen (UN) in Kraft tretende 2030-Agenda beschäftigt sich intensiv mit der Lösung der derzeit verheerendsten Probleme unseres Planeten. Die Agenda setzt sich aus insgesamt 17 Nachhaltigkeitszielen, auch SDGs (sustainable development goals) genannt, zusammen. Ein jedes dieser Nachhaltigkeitsziele befasst sich mit einem anderen Bereich der in der Agenda aufgeführten Probleme und Themen.
So beschäftigt sich das 14. Nachhaltigkeitsziel mit dem “Leben unter Wasser”.

Hier geht es zu einem allgemeinen Überblick der SDGs.


Schutz der Ozeane

Die Ozeane bilden das größte Ökosystem unseres Planeten – ein nicht allzu abwegiger Fakt, wenn man bedenkt, dass etwa zwei Drittel, also rund 70% der Erde von den Weltmeeren bedeckt sind. Sie dienen als Lebensraum für unzählige Meeresbewohner und regulieren einen Großteil des globalen Klimasystems. Ganze Wetterphänomene und große klimatische Veränderungen lassen sich auf die Einflüsse der Meere zurückführen. Abgesehen von der Beeinflussung von Regen- und Trockenzeiten weltweit, tragen die Ozeane auch anderweitig maßgeblich zur Regulierung unseres Klimas bei. So werden beispielsweise ganze 23% der jährlich ausgestoßenen CO2 Schadstoffe von den Meeren absorbiert.

Mehr darüber, wie die Wetterphänomene unsere Erde beeinflussen, könnt ihr im Artikel “Die ungewisse Zukunft bedeutender Meeresströmungen” nachlesen.

Die Gewässer unserer Erde sind in Gefahr – Zu den größten derzeit zu bekämpfenden Problemen zählen beispielsweise ein starker Anstieg der Wassertemperaturen, der im Übrigen auch nahe mit der bereits erwähnten Aufnahme von Treibhausgasen zusammenhängt (mehr dazu hier). Des weiteren schädigt vermehrtes Algenwachstum, welches besonders durch den hohen Eintrag von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor ins Wasser hervorgerufen wird, die Meere immens. Es führt beispielsweise zu mangelndem Sauerstoffgehalt unter Wasser, was katastrophale Auswirkungen für ganze Küstenbereiche mit sich bringen kann.
Dieser langsam aber sicher fortschreitende Prozess kann anhand der "toten Zonen" beobachtet werden. So werden Gebiete bezeichnet, die es durch einen zu geringen Sauerstoffgehalt den Fischen und anderen Meeresbewohnern unmöglich machen, dort zu (über)leben. Zwischen den Jahren 2008 bis 2019 ist die Anzahl der toten Zonen von 400 auf ganze 700 unbewohnbare Gebiete angewachsen.

Diese und viele weitere Probleme, wie die Verschmutzung unserer Weltmeere durch Plastik oder die Risiken illegaler Fischerei sind Themen des 14. SDGs. Denn eines ist klar: Ohne gesunde Ozeane kann es langfristig betrachtet auch kein gesundes Leben an Land mehr geben.

Ziel von SDG 14

Das 14. Nachhaltigkeitsziel beschäftigt sich besonders mit dem Schutz von Gewässern und Meeren und dem Erhalt der dort lebenden Flora und Fauna. Ein Besonderes Augenmerk gilt der Schonung bereits bedrohter Habitate zum Erhalt der Biodiversität. Dabei sieht das SDG einen ganzheitlichen Ansatz vor, der auf internationaler Zusammenarbeit basiert.

Probleme und Lösungsansätze

SDG 14.1 Meeresverschmutzung

Das Unterziel 14.1 sieht vor, die von uns Menschen ausgehende Verschmutzung unserer Meere bis 2025 erheblich einzuschränken.
Dies bezieht sich zum einen auf die hohe Nährstoffbelastung der Meere, die zu großen Teilen durch die Landwirtschaft verursacht wird, aber auch durch die exzessive Verschmutzung und vermüllung unserer Ozeane durch Plastik und andere Abfälle zustande kommt.

Menge an Plastikmüll in unseren Ozeanen Stand 2018.
Menge an Plastikmüll in unseren Ozeanen Stand 2018.

Eines der erschreckendsten Beispiele für die Belastung der Meere durch Plastik Müll bietet der “Große Pazifische Müllteppich”, der nach Angaben der Organisation The Ocean Cleanup aus mehr als 1,8 Billionen Plastikteilen bestehen soll, etwa 80.000 Tonnen wiegt und mit etwa 1,6 Millionen Quadratmetern Größe eine Fläche, dreimal so groß wie Frankreich abdeckt.

Eine wahrlich beängstigende Vorstellung, die sich leider jedoch nur allzu gut in die Welt der Fakten einfügen lässt: Jedes Jahr landen nämlich ganze 5-12 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren, wobei es sich übrigens bei 89% dieses Abfalls um umherschwirrende Plastiktüten oder andere Einwegartikel handelt.


Plastikmüll
Dieses Bild ist zwar AI generiert, aber genau so sieht es leider in manchen Küstenregionen aus.

Diese Verschmutzung birgt zahlreiche Gefahren für unzählige Meeresbewohner, die sich damit konfrontiert sehen und das umher treibende Plastik leicht mit Nahrung verwechseln können – eine Gefahr, die im Übrigen nicht selten tödlich endet. So ist beispielsweise der Tod jeder fünften Meeresschildkröte auf die von uns verursachte Plastikflut zurückzuführen. (Mehr zur Bedrohung und zum Schutz von Meerestieren gibt es hier).

Nicht nur Meerestiere leiden übrigens an den gesundheitlichen Risiken verschluckter Plastikartikel – häufig landet nämlich eben dieses Plastik, welches wir im Meer entsorgt haben, durch die Aufnahme des Plastiks von Fischen und anderen Tieren wieder auf unseren Tellern und gelangt so auch in unseren Körper. Meist in Form von Mikroplastik.

Junger Albatross
Dieses Bild von dem Mageninhalt eines toten Albatross-Jungvogels zeigt, was für katastrophale Auswirkungen unser Plastikmüll in den Weltmeeren verursachen kann. Dieser Jungvogel wurde von den Elterntieren mit Plastik gefüttert.

SDG 14.2 Küstensysteme

Dieses Unterziel widmet sich dem Aufbau einer nachhaltigen Bewirtschaftung von Meeres- und Küstensystemen, die sich bis 2025 etabliert haben soll.
Indem diese Systeme erhalten, wiederhergestellt und geschützt werden, erhofft man sich eine Verbesserung in der allgemeinen Erhaltung der Ozeane. Ebenso wie an Land, beeinflussen sich die einzelnen Gebiete und Regionen der Meere nämlich stark gegenseitig und so soll schlussendlich jeder reparierte und geschützte Teil eines Ökosystems zur Stärkung vieler weiterer Systeme beitragen. Biodiverse und nachhaltig bewirtschaftete Küstensysteme sollen gewährleistet und schlussendlich zur Norm werden.

SDG 14.3 Ozeanversauerung

Das dritte Unterziel macht es sich zur Aufgabe, die Versauerung der Ozeane, welche sich stark negativ auf die Gesundheit von Ökosystemen auswirkt, erheblich zu reduzieren.
Ein Schritt, der dringend notwendig ist, denn seit Beginn des industriellen Zeitalters hat bislang eine Zunahme der Versauerung unserer Ozeane um ganze 30% stattgefunden.
Dabei kommt es zu einer Veränderung in der chemischen Zusammensetzung des Meerwassers, bei der der pH-Wert des Wassers abnimmt, was zu einer erhöhten Konzentration von saurem Kohlendioxid führt. Dies kann schädlich für marine Organismen wie Korallen, Muscheln und Schalentiere sein, da es ihre Fähigkeit beeinträchtigt, Kalkskelette oder -schalen zu bilden und ihre Lebensräume bedroht.

Versauerung der Meere und Folgen
Die Versauerung der Ozeane schadet Korallen, indem deren Fähigkeit zur Bildung stabiler Kalkskelette beeinträchtigt wird, was Wachstum und Struktur gefährdet.

Besonders viel Wert beim Erreichen dieses Zieles soll auf wissenschaftliche Zusammenarbeit gelegt werden, um möglichst viele und effiziente Wege zu finden, der Versauerung entgegenzuwirken.

SDG 14.4 Fischerei

Das Unterziel 14.4 beschäftigt sich mit einer nachhaltigen Art der Fischerei. Hierbei konzentriert man sich insbesondere darauf, die sogenannte IUU (illegale, ungemeldete und unregulierte) Fischerei einzudämmen, bzw. vollständig zu verhindern. Gleichzeitig möchte man sicherstellen, dass den Menschen, die sich ihr täglich Brot durch die Fischerei verdienen, eine bessere und nachhaltigere Alternative geboten wird, die es ihnen in Zukunft dennoch erlaubt, ihre Lebensgrundlage in der Fischerei sichern zu können – immerhin sind beinahe 500 Millionen Menschen zumindest teilweise von der handwerklichen Fischerei abhängig.

Fischerboot
Ein Krabbenkutter wirft die Netze aus.

Die Ziele sollen durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer erreicht werden, die sowohl für den Schutz und die Stabilisierung der Fischbestände sorgt, als auch gegen Überfischung und zerstörerische Fischerei-Praktiken vorgeht. Im Jahr 2019 sind ein Drittel der Fischbestände überfischt - wird dieser Tendenz nicht schnell Einhalt geboten, so drohen uns bald extreme Probleme in Bezug auf die Artenvielfalt, die Ernährungssicherheit der Weltbevölkerung und den Klimawandel.

SDG 14.5 Naturschutzgebiete

Dieses Unterziel besagt, dass bis zum Jahr 2020 mindestens 10% der Küstenregionen und Meeresgebiete unter Schutz gestellt sein sollen. Dem Tatenbericht der UN zu den Nachhaltigkeitszielen zufolge standen 2021 weltweit tatsächliche 8% aller Küstengewässer und Ozeane unter Schutz. Man geht jedoch mit einem zukünftigen Anstieg dieser Zahlen aus. Beispielsweise wurde kürzlich ein fast 600.000 Quadratkilometer großes Gebiet zum Hochsee-Schutzgebiet für Seevögel im Nordatlantik erklärt.
Dennoch sind bisher noch 55% aller Meeresgebiete, die für die Erhaltung der Biodiversität der Meere von höchster Bedeutung sind, noch nicht geschützt.

SDG 14.6 Subventionen

Ebenso sollen einige Arten der Fischereisubventionen verhindert bzw, untersagt werden – eben jene Subventionen nämlich, die zu IUU-Fischerei führen oder diese erleichtern. Wichtig ist es in diesem Bereich aber auch, keine neuen derartige Subventionen zu erlassen, sondern auf den dauerhaften Schutz der Meere zu setzen.
Außerdem ist es von höchster Wichtigkeit in Bezug auf Entwicklungsländer, die individuelle wirtschaftliche und soziale Lage jener Länder zu beachten und sie durch internationale Zusammenarbeit dabei zu unterstützen, Subventionen, die nicht nachhaltig sind und illegaler Fischerei dienen, abzuschaffen.

SDG 14.6 Anreize

Das Unterziel 14.7 möchte bis 2030 die wirtschaftlichen Vorteile, die durch eine nachhaltige Nutzung unserer Meere entstehen, für Insel- und Entwicklungsländer erhöhen und dadurch einen nachhaltigen Umgang mit den Ozeanen noch lukrativer gestalten. Damit soll es diesen Ländern möglich gemacht werden, auf eine nachhaltige Bewirtschaftung der Meeresgebiete und den nachhaltigen Ver- und Gebrauch ihrer Ressourcen zu setzen. Dafür sollen die Fischerei, die Aquakultur und der Tourismus der nachhaltigen Nutzung von Meeren und Küsten angepasst werden. Um Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten, ohne in den illegalen Fischfang abzurutschen, soll etwa handwerklichen Kleinfischern der Zugang zu Meeresressourcen und Märkten ermöglicht werden.

Um einen tatsächlichen nachhaltigen Schutz der Weltmeere zu ermöglichen, wird sich auf das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen, auch bekannt als United Nations Convention on the Law of the Sea (UNCLOS), gestützt. Das ist ein völkerrechtlicher Vertrag, der 1982 verabschiedet wurde und die Rechte und Pflichten von Staaten in Bezug auf die Nutzung der Meere und Ozeane regelt. Das Übereinkommen behandelt Themen wie die Hoheitsgewässer, die ausschließlichen Wirtschaftszonen, die Festlegung der äußeren Grenzen des Festlandsockels und den Schutz der Meeresumwelt. Es ist eines der umfassendsten internationalen Abkommen und dient als rechtlicher Rahmen für die nachhaltige Nutzung und den Schutz der Ozeane.

Besonders wichtig, um dieses Unterziel zu ermöglichen, ist die Vertiefung wissenschaftlicher Forschungen und Kenntnisse, sodass künftig mehr Technologie und Wissenschaft in die Erforschung und den Erhalt der Meere fließen kann. Zwischen 2013 und 2001 wurden gerade mal 1,1 % des nationalen Forschungsbudgets für die Meeresforschung gegeben – hier ist also unbedingt noch Luft nach oben.
Eine Erforschung der Weltmeere würde auch die sie betreffenden Umweltrisiken verdeutlichen und einen nationalen Austausch von Wissen und Technologie im Rahmen der zwischenstaatlichen Ozeanographischen Kommission fördern.
Damit sollen neue Möglichkeiten zum Schutz der Meere gefunden werden und bereits existierende Erfindungen, Modelle und Ideen in die Realität umgesetzt werden. Die Ökosysteme der Meere sollen gestärkt und repariert werden.
Auch bei diesem Unterfangen sollen undbedingt die Entwicklungsländer mit ins Boot geholt werden, um einen ganzheitlichen und globalen Ansatz zu kreieren.
Auch die bessere Zusammenarbeit von Meeresforschung und nachhaltiger Meerespolitik soll gefördert werden.

Schildkröte
Jede fünfte Meeresschildkröte stirbt an den Folgen der Plastikflut in unseren Meeren. Lasst uns gemeinsam im Sinne der Tiere handeln und etwas für den Schutz unserer Ozeane tun!

Lage in Deutschland

Deutschland setzt sich laut des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durch Kooperationen mit mehr als 30 Partnerländern für den Schutz der Meere ein. Dies schließt sowohl die Reduzierung der Meeresvermüllung in Deutschlands Partnerländern sowie die Unterstützung bei naturbasierten Lösungen für die Pflege von marinen Ökosystemen und dem Erhalt der Biodiversität ein. Auch soll allen Ländern eine breite Informationsbasis rund um den Meeresschutz zustehen. Auch fordert und fördert das BMZ bessere Maßnahmen für nachhaltige Fischerei und Aquakultur.


​​Unsere Ozeane sind in Gefahr, aber auch als Einzelpersonen können wir etwas dagegen tun. Reduziert zum Beispiel euren Plastikverbrauch, unterstützt nachhaltige Fischerei oder engagiert euch für den Klimaschutz und schafft Bewusstsein bei euch und anderen. Jede kleine Tat zählt. Gemeinsam können wir unsere Ozeane retten!

In unserem Artikel über die ‘Bubble Barrier’ erfahrt ihr, wie eine neue Technologie mit Blubberblasen gegen unser Plastikproblem in den Meeren vorgeht.

Hier könnt ihr nachlesen, wie der kleine Roboterfisch Gilbert bald Mikroplastik aus den Ozeanen sammeln.

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