Warum ist Discountergemüse günstiger?

05. Dezember 2024
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Frisch, lecker und vor allem bezahlbar – das ist der Anspruch, den viele von uns an unser Gemüse im Supermarkt haben. Doch warum ist das Gemüse bei Discountern wie Aldi, Lidl oder Netto oft günstiger als in anderen Supermärkten? In diesem Artikel schauen wir uns die Hintergründe genauer an und beleuchten die Zusammenhänge zwischen Preispolitik, Qualität und den Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern.

Wer dominiert den deutschen Lebensmittelmarkt?

Die Schwarz-Gruppe ist ein deutscher Handelskonzern und einer der größten Lebensmittelhändler der Welt. Der Name "Schwarz-Gruppe" geht auf den Unternehmensgründer Josef Schwarz zurück.

In Deutschland wird der Lebensmittelmarkt von einigen wenigen großen Akteuren dominiert: Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe (zu der Lidl und Kaufland gehören). Diese Unternehmen kontrollieren zusammen etwa 85 % des Marktes.

Während Edeka und Rewe als Vollsortimenter ein breites Produktsortiment und umfangreiche Serviceleistungen anbieten, setzen die Discounter Aldi und Lidl auf ein schlankeres Sortiment und niedrige Preise. Neben Lidl und Aldi runden Penny, als Teil der Rewe-Gruppe, sowie Netto, als Teil der Edeka-Gruppe, die Liste der großen Discounter ab.

Kaufland, obwohl Teil der Schwarz-Gruppe, kombiniert Elemente eines Discounters mit einem größeren Sortiment und wird oft zwischen den klassischen Vollsortimentern und Discountern eingeordnet.

Wieso können Discounter günstigere Preise anbieten?

Discounter können ihre niedrigen Preise durch eine Kombination aus effizientem Geschäftsmodell, hartem Verhandeln und strategischen Entscheidungen in der Produktion und Logistik anbieten. Hier eine ausführlichere Erklärung, wie genau sie das erreichen:

1. Hartes Verhandeln mit Lieferanten

Discounter sind bekannt dafür, extrem harte Verhandlungen mit ihren Lieferanten zu führen. Aufgrund ihrer Marktmacht können sie massive Mengen abnehmen, was ihnen eine starke Verhandlungsposition verschafft. Die Lieferanten sind oft gezwungen, ihre Preise zu senken, um ihre Produkte in den großen Discounter-Ketten platzieren zu können. Dies gelingt oft nur durch den Einsatz billiger Arbeitskräfte und durch die Auslagerung der Produktion in Länder mit niedrigerem Lohnniveau, wie etwa Spanien oder Nordafrika.

2. Reduziertes Sortiment

Ein weiteres zentrales Element des Discounter-Geschäftsmodells ist die Konzentration auf ein begrenztes Sortiment. Während Supermärkte wie Edeka oder Rewe Tausende von Produkten anbieten, führen Discounter meist nur eine Auswahl an Produkten in jeder Kategorie. Dadurch können sie größere Mengen einzelner Produkte einkaufen und erhalten Mengenrabatte. Diese Reduktion auf das Wesentliche ermöglicht nicht nur niedrigere Einkaufspreise, sondern auch eine optimierte Lagerhaltung und weniger Komplexität in der Logistik.

3. Fokus auf Eigenmarken

Discounter setzen stark auf Eigenmarken, die oft günstiger sind als bekannte Markenprodukte. Diese Eigenmarken werden in großen Mengen direkt von den Produzenten bezogen oder sogar von den Discountern selbst hergestellt. Dadurch entfallen zusätzliche Kosten für Zwischenhändler, Werbung und Markennamen, was die Preise weiter drückt. Eigenmarken sind ein Schlüsselelement, um günstige Preise zu realisieren, ohne dabei die Qualität erheblich zu mindern.

4. Kosteneffiziente Filialstruktur

Die Filialen der Discounter sind bewusst schlicht und funktional gestaltet. Im Gegensatz zu den größeren und oft aufwendigeren Supermärkten sparen Discounter bei der Ausstattung ihrer Läden, bei der Anzahl der Mitarbeiter und auch bei Zusatzleistungen wie Kundenservice oder Marketing. Diese Kosteneinsparungen bei der Infrastruktur tragen erheblich dazu bei, die Betriebskosten niedrig zu halten, was sich direkt auf die Preise auswirkt.

5. Optimierte Logistik

Effiziente Logistik ist ein weiterer entscheidender Faktor, warum Discounter günstigere Preise anbieten können. Discounter betreiben zentrale Lager und nutzen optimierte Lieferketten, um die Produkte schnell und kostengünstig in die Filialen zu bringen. Dadurch minimieren sie die Lagerkosten und die Zeit, die ein Produkt auf dem Weg zum Verbraucher benötigt. Just-in-Time-Lieferungen und eine enge Zusammenarbeit mit Logistikpartnern sorgen dafür, dass die Warenströme optimal gemanagt werden, was die Kosten weiter senkt.

6. Produktion in Niedriglohnländern

Ein erheblicher Teil der Ersparnisse wird auch durch die Verlagerung der Produktion in Länder mit niedrigeren Lohnkosten erzielt. In Spanien, Nordafrika oder Osteuropa sind die Produktionskosten – vor allem die Löhne – deutlich geringer als in Deutschland. Hier werden viele der frischen Produkte wie Obst und Gemüse unter oft sehr schwierigen Bedingungen für die Arbeiter produziert.

7. Skaleneffekte durch große Mengen

Schließlich profitieren Discounter enorm von Skaleneffekten. Da sie riesige Mengen identischer Produkte abnehmen, können sie diese zu sehr niedrigen Stückkosten einkaufen. Dies gilt nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für Non-Food-Artikel wie Haushaltswaren, die in regelmäßigen Sonderaktionen angeboten werden. Diese großen Mengen ermöglichen es den Discountern, ihre Produkte zu Preisen anzubieten, die traditionelle Supermärkte oft nicht erreichen können.

Gleiche Qualität zu unterschiedlichen Preisen?

Es ist nicht ungewöhnlich, dass das gleiche Gemüse sowohl in Discountern als auch in Vollsortimenter verkauft wird – oft sogar aus denselben Anbauregionen und von denselben Lieferanten. Dies wirft die Frage auf, ob es Qualitätsunterschiede gibt. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass die Qualität des Gemüses in Discountern nicht zwangsläufig schlechter ist. Die Qualität hängt in erster Linie von den Anbaubedingungen und der Frische der Produkte ab, die bei beiden Handelsformen ähnlich sein können. Der Unterschied liegt eher im Einkaufs- und Vertriebssystem: Discounter setzen auf schnellere Umschlagszeiten und verzichten auf teure Marketingmaßnahmen oder aufwändige Präsentationen der Produkte, was ebenfalls zur Kostenreduktion beiträgt.

Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit: Wer zahlt den Preis?

Ein Großteil des Gemüses, das wir in deutschen Supermärkten kaufen, stammt aus dem Ausland – vor allem aus Süd- und Osteuropa oder Nordafrika. In diesen Regionen sind die Produktionskosten deutlich niedriger, insbesondere durch geringere Löhne und schwächere Arbeitsschutzgesetze. Dies führt oft zu prekären Arbeitsbedingungen für die Erntehelferinnen und Erntehelfer, die unter schwierigen Bedingungen lange Arbeitsstunden leisten müssen – niedrige Löhne, mangelnder Arbeitsschutz und fehlende soziale Absicherung sind an der Tagesordnung. In Regionen wie Almería in Spanien, einem der größten Gemüseanbaugebiete Europas, leben viele Arbeiterinnen und Arbeiter unter extremen Bedingungen. Für uns als Verbraucher:in bedeutet das zwar günstige Preise im Supermarkt, doch die sozialen und ökologischen Kosten tragen andere.

Was können wir tun?

  • Herkunft prüfen: Achtet beim Einkauf auf die Herkunft der Produkte. Viele Supermärkte und Discounter geben an, aus welchem Land das Gemüse stammt. Bevorzugt Produkte aus Regionen mit höheren sozialen und ökologischen Standards.
  • Zertifikate nutzen: Achtet auf Bio-Siegel, Fairtrade-Zertifikate oder andere Nachhaltigkeitssiegel, die oft auf bessere Arbeitsbedingungen und umweltfreundliche Produktionsmethoden hinweisen.
  • Saisonale Lebensmittel: Kauft Gemüse und Obst, das saisonal verfügbar ist. Saisonale Produkte sind oft frischer und haben einen geringeren CO2-Fußabdruck, da sie nicht lange transportiert werden müssen. Hier erfahrt ihr, welches Obst und Gemüse gerade Saison hat!
  • Regionale Produkte: Unterstützt lokale Bauernmärkte oder regionale Lebensmittelproduzenten. Regionale Produkte reduzieren den Transportaufwand und stärken die lokale Wirtschaft.
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