Egal ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter, mit der richtigen Kleidung machen Outdoor-Aktivitäten wie Wandern oder Campen einfach noch mehr Spaß. Ganz besonders wichtig sind dabei Eigenschaften wie: wasserdicht, wärmend und schmutzabweisend. Für Funktionskleidung kann man auch mal tiefer in den Geldbeutel greifen – denn die hält dafür einiges aus.
Bei all den Gedanken um Wetterfestigkeit vergisst man allerdings häufig den Aspekt der Nachhaltigkeit. Outdoorbekleidung wird zu einem großen Teil aus synthetischen Stoffen hergestellt, was schlecht für die Umwelt ist und sogar negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben kann. Nachfolgend wollen wir euch einige wichtige Punkte mit auf den Weg geben, anhand derer ihr nachhaltige Kleidung für euren nächsten Wanderurlaub auswählen könnt!
Braucht man das?
Verständlicherweise erwartet man von einer Regenjacke eine hohe Wasserresistenz. Schließlich soll sie einen warm und trocken halten. Wer aber beim Outdoor-Geschäft seines Vertrauens mal genauer hinschaut, wird erkennen, dass es verschiedene Stärken bei wasserabweisenden oder wasserdichten Jacken gibt.
Bei einer DIN-Norm von 1.500 Millimetern Wassersäule spricht man in Deutschland bereits von ‘wasserdicht’. Ab 10.000 Millimetern handelt es sich um gute Wasserresistenz bei Outdoorbekleidung.
Dennoch gibt es auch Kleidung weit über diesen Werten. Und hier heißt es nicht, je stärker desto besser. Um diese Kleidung so effektiv gegen Wasser anbieten zu können, müssen mehr Stoffe, und damit meist schädliche Chemikalien, verarbeitet werden.
Es gilt also: Abwägen, ob man nun wirklich auch bei stärkstem Dauerregen längere Zeit draußen wandern wird, oder ob man eigentlich nur eine wetterfeste Jacke für den täglichen Spaziergang mit dem Hund sucht.
Recycelte Fasern und Kleidung
Ein Großteil der Fasern für Outdoor-Kleidung wird nach wie vor synthetisch hergestellt, was stets mit einem hohen Energieverbrauch bei der Herstellung und einer schwierigen Entsorgung einhergeht. Synthesefasern bieten viele Vorteile bei Allwetterkleidung, allerdings auf Kosten der Umwelt. Daher könnt ihr versuchen, zukünftig auf Outdoor-Jacken aus recyceltem Polyester zu setzen!
Hierbei werden meist PET-Flaschen eingeschmolzen und zu neuer Kleidung verarbeitet. Dies soll den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoß um jeweils 50 Prozent senken. Ihr könnt im Laden anhand des Etiketts am Kleidungsstück erkennen, wie viel recyceltes Material verwendet wurde. Wichtige Marken in diesem Zusammenhang sind der oberfränkische Vorreiter Bleed, das schwedische Label Klättermusen, die amerikanische Modemarke Patagonia und das ebenfalls deutsche Vaude.
Besser als recycelte Synthesefasern ist eigentlich nur recycelbare Outdoorbekleidung selbst. Leider gestaltet sich dieser No-Waste-Kreislauf noch etwas schwierig. Aber es gibt vielversprechende Konzepte, wie die theoretisch kreislauffähige Kollektion von Pyua. Auch hier kommen PET-Flaschen zum Einsatz, außerdem ein geringer Anteil an Schnittabfällen der Textilproduktion. Klättermusen bemühen sich um das Recycling von Polyamid, auch genannt Nylon, welches ursprünglich aus Verpackungsmüll, alten Fischernetzen und gebrauchten Teppichen stammt. Bereits 90 Prozent des genutzten Nylons besteht aus diesen Industrieabfällen!
364 000 Tonnen Mikroplastik pro Jahr
Ein großer Nachteil von Synthesefasern ist die Freisetzung von Mikroplastik. Diese winzigen Kunstfaser-Partikel gelangen beim Waschen oder durch Regen über das Abwasser in Flüsse, Meere und unser Grundwasser. Zwar wird in Deutschland ein Großteil davon herausgefiltert, aber dennoch gelangen schätzungsweise 35 Prozent davon in die Umwelt. Muscheln und Krabben nehmen diese auf und durch größere Fische findet Mikroplastik wieder seinen Weg zum Menschen.
Noch ist nicht ganz klar, inwiefern Mikroplastik schädlich ist. Bisher ist nur bekannt, dass Bisphenol A (auch bekannt als Weichmacher) eine Einwirkung auf das hormonelle System hat und daher als besorgniserregender Stoff gilt. Mikroplastik wird im Gegensatz zu Nanoplastik glücklicherweise zum großen Teil wieder ausgeschieden. Fest steht: Mikroplastik kann in der Natur über Jahrhunderte hinweg nicht abgebaut werden. Daher gilt es den Syntheseanteil bei Outdoor-Kleidung weiter zu reduzieren. Einige Unternehmen forschen hier mit Regeneratfasern. Diese stammen aus natürlich vorkommenden und nachwachsenden Rohstoffen und werden durch einen chemischen Prozess hergestellt, weshalb sie nicht als Naturfasern gelten. Als Basis für die Herstellung der Fasern dient aus Holz gewonnene Cellulose. Dennoch sollen diese Materialien etwas umweltfreundlicher sein als vollständig synthetisch hergestellte Fasern.
Vorsicht vor PFC
Bei PFC handelt es sich um per- und polyfluorierte Chemikalien, die besonders bedenklich für Umwelt und Menschen sind und bei herkömmlicher Outdoor-Kleidung als Wasserschutz eingesetzt werden. Bei wetterfesten Jacken zum Beispiel bilden sie die Schutzbarriere auf der Oberfläche, um diesen einen wasserfesten, bzw. wasserabweisenden Effekt zu verleihen. Leider bauen sich diese Chemikalien in der Natur kaum wieder ab und stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Marken wie Vaude, Jack Wolfskin, Fjällräven und Mammut streben einen vollkommenen Ersatz dieser Stoffe bei ihren Bekleidungen an, einige jedoch erst bis 2025. Ob ein Kleidungsstück diese Chemikalien enthält, könnt ihr über die Website der jeweiligen Marken erfahren. Im Laden ist diese Information schwerer zu beschaffen, meistens versteckt sie sich im Kleingedruckten. Anders als bei PFC-haltiger Kleidung muss bei den PFC-freien Jacken die Beschichtung hin und wieder erneuert werden.
Naturfasern
Zwar bilden künstlich hergestellte Fasern nach wie vor den Grundstein für Kleidung, allerdings kündigt sich auch hier eine Revolution an: Fasern aus natürlichem Material sind im Kommen und zeigen, wie vielseitig und innovativ die Textilindustrie sein kann. Ob nun Wolle, Bio-Baumwolle, veganes Leder aus Pilzen oder Kork: neue Konzepte zeigen, dass der ewige Einsatz von Kunstfasern nicht notwendig ist. Im Folgenden stellen wir ein paar der innovativen Ideen vor.
Bio-Baumwolle und Schurwolle bei Hessnatur
Beim Biomodehersteller Hessnatur wird auf umweltschonende Materialien und absolute Transparenz von Anfang bis Ende der Produktionskette geachtet. Auch Daunen entstammen nur fairen deutschen Produktionsbetrieben. Die sonst so schädliche Beschichtung mit Chemie wird durch eine Imprägnierung mit Bienenwachs ersetzt.
Kork als Leder-Alternative
Kaum zu glauben, aber Kork bietet viele Vorteile gegenüber Echt- oder Kunstleder! Es ist enorm wasserabweisend und dazu antiallergisch, was bei herkömmlichem Leder durch verwendete Gerbstoffe und Färbungen nicht der Fall ist. Weiterhin ist es weich und geruchlos. Doch vor allem ist es umweltfreundlich und ein nachwachsender Rohstoff, der von der Rinde der Korkeiche gewonnen wird. Und nicht zuletzt ist es vegan und verhindert so unnötiges Tierleid.
Leder aus Palmenblättern
Auch diese Variante ist vegan und erfreut sich immer stärkerer Beliebtheit. Ananas Anam nutzt für ihre Produktion die Fasern von Ananasblättern, die auf den Philippinen eigentlich als Abfallprodukte der Ananasernte gelten. Diese Fasern werden “Piñatex” genannt und werden wie Leder gegerbt – allerdings mit biologisch abbaubaren Chemikalien statt mit Chrom. Das Ergebnis ist ein atmungsaktiver, weicher und vor allem langlebiger Stoff, der schon bei beliebten Marken wie Hugo Boss Anklang findet. Daneben verwendet der Designer Tjeerd Veenhoven Blätter der Areca Palme als Basis für sein Lederimitat. Diese sind anfänglich spröde und brüchig und werden durch eine besondere Lösung enthärtet. Dabei kommen für den Menschen unbedenkliche Stoffe wie Wasser und Glycerin zum Einsatz.
Pilzleder
Auch hier wird man erst stutzig. Leder aus Pilzen? Tatsächlich ist zum Beispiel Mylo eine Lederalternative aus Mycelium. Mycelium ist das unterirdische Wurzelgeflecht von Pilzen und dient hier als Fasern.
Bluesign und Grüner Knopf
Besonders hilfreich bei der Suche nach nachhaltiger Kleidung sind Siegel wie “bluesign”, “Grüner Knopf” oder “Fair Wear Foundation”. Bei bluesign wird großes Augenmerk auf die Verwendung von Textilien gelegt, die möglichst schadstoffarm produziert werden. Vaude, Patagonia, Klättermusen und Mammut nutzen dieses Label bereits für einige ihrer Produkte. Vor einigen Jahren wurde seitens des Bundesentwicklungsministers Gerd Müller das Siegel “Grüner Knopf” ins Leben gerufen. Es sollte soziale, ökologische und ökonomische Verbesserung bei der Produktions- und Lieferkette von Textilien fördern. Allerdings auf freiwilliger Basis. Das Siegel ist gut gemeint, aber nur etwa 50 Prozent der Textilbranche nehmen an dieser Aktion teil. Da weiterhin ein entscheidender Teil der Kleidung mit Ausbeutung und Menschenrechtsverletzung einhergeht, ist dieses Siegel leider noch nicht ausreichend. Bei der "Fair Wear Foundation” wird ebenfalls auf den sozialen Aspekt bei der Herstellung geachtet.
Outdoorbekleidung so lang wie möglich nutzen
Es mag banal klingen, aber ein sehr unterschätzter Punkt ist die Tragedauer unserer Kleidung. Gerade Outdoor-Bekleidung ist durch ihre Funktionalität dafür gedacht, strapazierfähig und langlebig zu sein. Eine teure Jacke nach nur wenigen Jahren wieder wegzuschmeißen, wäre deshalb Verschwendung. Außerdem ist die Entsorgung dieser Kleidung durch die verarbeiteten Stoffe und Chemikalien äußerst problematisch. Um diese Langlebigkeit so gut es geht zu nutzen, sollte man die Kleidung nicht zu oft waschen und wenn möglich flicken. Marken wie Patagonia und Vaude bieten sogar Reparaturanleitungen an, um die Lebensdauer ihrer Produkte zu erhöhen. Und schließlich ist es immer eine nette Geste, alte Kleidung zu verschenken oder an Second-Hand-Läden weiterzugeben statt wegzuwerfen.
Einzelnachweise und Weblinks
- https://utopia.de/ratgeber/nachhaltige-outdoor-bekleidung/
- https://utopia.de/siegel/bluesign-siegel-informationen/
- https://utopia.de/siegel/gruener-knopf-staatliches-siegel-nachhaltige-kleidung/
- https://www.hausvoneden.de/lifestyle/was-ist-veganes-leder/
- https://www.hausvoneden.de/sustainability/20-tipps-fuer-ein-leben-ohne-plastik-und-zero-waste/
- https://www.hausvoneden.de/sustainability/nachhaltige-outdoormarken-die-must-haves-dieser-saison/
- https://www.bergfreunde.de/blog/wasserdicht-oder-wasserabweisend/
- http://fair-fashion.net/faire-outdoor-mode-die-10-besten-marken-fur-alle-wetterlagen/
- https://peppermynta.de/fashion-guides/nachhaltige-outdoor-bekleidung-faire-mode-wandern-outerwear-pfc-frei/
- https://www.oekotest.de/freizeit-technik/Nachhaltige-Outdoor-Bekleidung-So-finden-Sie-faire-schadstofffreie-und-tierfreundliche-Outdoor-Mode_106291_1.html
- https://www.indenbergen.de/weblog/11022-outdoor-bekleidung-nachhaltigkeit/
- https://utopia.de/produkt/vaude/
- https://utopia.de/produkt/bleed/
- https://utopia.de/produkt/klaettermusen/
- https://utopia.de/produkt/patagonia/
- https://matesofnature.com/8-gruende-warum-kork-die-ideale-lederalternative-ist/#:~:text=Kork%20ist%20ein%20Naturprodukt%20und,eine%20super%20Alternative%20f%C3%BCr%20Ledertaschen!
- https://lampy.tugraz.at/~ictmisom/files/attachments/6848/560909_Fasern.pdf