OAS: Die Zukunft des Duschens?

Oktober 2022
Duschen in einem eigenen, enorm sparsamen Wasserkreislauf? Mit OAS soll dies möglich sein!
Duschen in einem eigenen, enorm sparsamen Wasserkreislauf? Mit OAS soll dies möglich sein! - Fotograf:in: Pixabay, Copyright: CC0 Pexels

Neben Nahrung ist Wasser eines unserer Grundbedürfnisse. Doch in unserer heutigen Zivilisation nehmen wir Wasser nicht nur zu uns, sondern verbrauchen auch eine große Menge im Haushalt - vor allem beim Duschen. Dass es eine begrenzte Ressource ist, wollen wohl die wenigsten hören: Nur 3% der weltweiten Wasservorräte sind als Süßwasser zugänglich, davon sind jedoch zwei Drittel in Gletschern gefroren. Und trotzdem verschwendet der Mensch diesen kostbaren Rohstoff, als würde er nie ausgehen.

Was wäre nun, wenn man enorme Mengen an Wasser sparen könnte? Und was wäre, wenn man ganz nebenbei auch den Energieverbrauch deutlich senken könnte? – Diese und ähnliche Fragen wird sich wohl der Schwede Mehrdad Mahdjoubi gestellt haben, als er 2012 am Projekt der NASA zur bemannten Marsmission mitwirkte. Er und das „Journey to Mars“-Team beschäftigten sich mit der Frage, ob es denn möglich wäre, dieselben Lebensstandards, die wir auf der Erde genießen, auf dem Mars zu erreichen – trotz weniger zur Verfügung stehender Ressourcen.
Wenn eine sparsamere Lebensweise auf dem Mars klappt, dann funktioniert das doch auch auf der Erde, dachte er sich und gründete noch im selben Jahr das Unternehmen Orbital Systems.

Er und sein Team entwickelten „Orbital Showers“, aufgrund ihres Ursprungs auch Astronautendusche oder Weltraumdusche genannt.
Diese Orbital-Systems-Dusche – kurz OAS – ist weltweit die einzige marktreife Kreislaufdusche, ausgestattet mit einer Technologie zur Reinigung und Wiederverwendung von Wasser in einem geschlossenen System.

Funktionsweise

Wie funktioniert nun dieses geschlossene Duschsystem? Das Wasser, das aus dem Duschkopf kommt, fließt in den Abfluss und wird dort direkt analysiert. Hierbei überprüfen die Sensoren des Systems die Qualität des Wassers durch Messung seiner elektrischen Leitfähigkeit (Verschmutzungen machen Wasser leitfähiger). Die Messung erfolgt dabei 20-mal pro Sekunde. Wasser, das nicht mehr gereinigt werden kann, weil es zu verschmutzt ist, wird automatisch direkt ausgeleitet.
Die restliche Flüssigkeit wird durch den Filter gepumpt. Dieser ist mit einer Mikrokapsel ausgestattet, die größere Rückstände wie Haare und Schmutz herausfiltert sowie mit einer Nanokapsel, die einen UV-Filter beinhaltet und das Wasser von Mikropartikeln und -organismen wie Bakterien oder Viren bereinigt.
Im Anschluss wird das Wasser sterilisiert und direkt wieder in den Kreislauf geschickt: kristallklar und mit Trinkwasserqualität. Untersuchungen haben gezeigt, dass das gefilterte Wasser sogar noch sauberer ist als Wasser, das aus der Leitung kommt.
Der ganze Vorgang erfolgt so schnell, dass das Wasser währenddessen sogar warm bleibt und nur sehr wenig Energie benötigt wird, um den geringen Temperaturabfall, der während des Reinigungsprozesses stattfindet, auszugleichen.
Erst am Ende des Duschvorgangs wird das verwendete Wasser über das normale Abflusssystem entsorgt.

Anwendungsbereiche

Die Orbital Showers richten sich an alle Einrichtungen und Örtlichkeiten, in denen Duschen zum Einsatz kommen und dort, wo es einen enormen Wasserverbrauch gibt. Es ist also ein sehr breit gefächerter Markt: Fitnessstudios, Schwimmbäder, Krankenhäuser, Sporthallen, Hotels etc.
Auch für private Haushalte ist die Dusche ein Gewinn, vor allem im Hinblick auf die momentane Energiekrise und die zahlreichen Regionen, in denen Wassermangel oder Dürren vorherrschen. Laut UN sind aktuell mehr als zwei Milliarden Menschen von Wasserknappheit betroffen.

Ihre ersten Härtetests haben die Astronautenduschen bereits erfolgreich überstanden:
In einem Hotel in Malmö finden die Duschen Anwendung und sparen pro Zimmer und Jahr angeblich bis zu 1000 Euro.
Auch in einem Strandbad werden die Duschen bereits verwendet, mit enorm hohen Einsparungen von fast 6 Millionen Litern Wasser pro Jahr.
Laut Schätzungen von Orbital Systems wurden seit der Markteinführung des Systems bereits um die 13 Millionen Liter Wasser eingespart!

Die Orbitaldusche kann in Dänemark und Schweden bestellt werden und ist in Deutschland bereits über eine Warteliste vorbestellbar.

Vorteile der OAS

Wohingegen bei einem durchschnittlichen Duschbad von 10 Minuten ca. 100 Liter Wasser genutzt werden (was etwa einem Drittel unseres täglichen Wasserverbrauchs zu Hause entspricht), kann die Astronautendusche mit unter 10 Litern glänzen. So reduziert die OAS den Wasserverbrauch im Vergleich zu herkömmlichen Duschen um bis zu 90%. Durch integrierte Wärmekorrektur wird eine Energieeinsparung von bis zu 80% ermöglicht und die CO2 Emissionen deutlich verringert.
Hier profitiert also nicht nur die Umwelt, sondern auch der Geldbeutel!
Der Wasserverbrauch kann in einer App verfolgt werden und dadurch auch die Menge an Wasser, die eingespart wird. Außerdem benachrichtigt die App den Verbraucher, wann die Filter gewechselt und zum Recyceln zurückgeschickt werden müssen.
100% konstanter Durchfluss und Druck ist garantiert. Bei herkömmlichen Duschen kann es zu Temperatur- und Wasserdruckschwankungen kommen, wenn gleichzeitig jemand anderes im Haus duscht. Da die OAS ein eigener, geschlossener Wasserkreislauf ist, unterliegt sie solchen Schwankungen nicht.
Die Orbital Showers sind derzeit das einzige Produkt seiner Art auf dem Markt und bezüglich Energie- und Wassereinsparung das effizienteste Duschsystem weltweit.

Orbital Systems - Das Unternehmen

Da das Unternehmen noch relativ klein ist, werden momentan jährlich etwa 1000 Duschsysteme produziert. Der Preis lag 2017 pro Duschsystem noch bei ca. 3000 Euro. Im Vergleich zum Jahr 2014, in dem der erste Prototyp noch 9000 Euro kostete, ist das jedoch bereits ein Rückgang von zwei Dritteln. Deshalb wird vermutet, dass der Preis in den nächsten Jahren weiterhin stark fällt und auch für den Normalverbraucher keine größere Investition mehr darstellt.

In der Zukunft strebt das Unternehmen an, „nur“ die Kerntechnologie zur Verfügung zu stellen, alles andere - Duschköpfe und Armaturen und das Design im Allgemeinen - kann dann von etablierten Herstellern produziert werden.

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