Gerade in den kälteren Monaten sieht man vielerorts dicke Mäntel und Jacken mit einem hervorstechenden Merkmal: ein flauschiger, weicher Pelzkragen, der das Gesicht umrahmt oder locker über der Schulter liegt. Auch Bommelmützen haben nicht selten solch ein pelziges Accessoire. Diese mit Fell besetzten Mäntel und Mützen müssen nicht kostspielig sein, man findet sie bei vielen bekannten Kleidergeschäften. Viele wissen nicht, woher ihr Pelzkragen stammt oder glauben, diese wären aus Kunstfell. Leider hängt an diesen teils kleinen Bommeln ein ungesehenes Ausmaß an Tierleid: von Pelztierfarmen bis hin zu Wildtieren in Jagdfallen. Tiere, die nur gezüchtet werden, um ihres Pelzes wegen zu sterben. Dieses Leid wird noch viel zu oft übersehen und muss endlich stärker thematisiert werden.
Fakten zur Pelzgewinnung
Weltweit werden jährlich über 100 Millionen Tiere für ihr Fell getötet, ein Großteil davon in Pelztierfarmen in Europa, China und Nordamerika. Hier tummeln sich Füchse, Nerze, Marderhunde, Kaninchen und Chinchillas, beengt in winzigen Gitterkäfigen. Ab dem Zeitpunkt ihrer Geburt bis hin zu ihrem frühen Tod verbringen sie ihr Leben auf engstem Raum mit ihren Artgenossen zusammen. Viele von ihnen würden in der Wildnis in kleinen Gruppen oder gar als Einzelgänger leben, doch in Pelztierfarmen werden sie gezwungen mit hunderten ihrer Art auszukommen. Die Käfige hinterlassen Wunden an den Pfoten, fehlende Hygienestandards sorgen für Krankheiten und Entzündungen. Die eingesperrten Tiere entwickeln unnormales Verhalten, darunter auch Selbstverstümmelung. Anders als andere Tiere, die der Massentierhaltung zuzuordnen sind, wie Kühe, Schweine und Hühner, sind diese hier leidenden Tiere zudem nicht domestiziert. Füchse, Nerze und Marderhunde zählen zu den Wildtieren, weswegen eine so beengte und unzumutbare Haltung noch gravierender erscheint. Nerze beispielsweise bevorzugen wassernahe Territorien, was ihnen bei Pelztierfarmen verwehrt bleibt. Ihre Haltung dient nicht der Domestizierung, einzig der Pelz sorgt für Gewinn. Letztlich werden sie vergast oder sterben an analen Stromschlägen, um die Pelze nicht zu beschädigen. Laut dem Deutschen Tierschutzbund bräuchte man für einen Pelzmantel etwa 30 bis 50 Waschbären, 40 bis 60 Nerze oder 130 bis 200 Chinchillas.
Abgesehen von diesen Farmen werden Wildtiere auch in Fallen erbeutet, um an ihr Fell zu gelangen. Nicht weniger tragisch sind die schmerzhaften Fangeisen, in denen Tiere teilweise tagelang gefangen gehalten werden, um dann früher oder später an Hunger, Durst, Erschöpfung oder ihren Verletzungen zu sterben. Wassernahe Tiere werden mit Unterwasserfallen erbeutet, bei denen sie grausam ertrinken.
Weitere Tiere, die besonders häufig für Pelze getötet werden, sind Luchse, Hamster, Zobel, Robben und Schafe.
Die Lage in der EU
Die Zucht und Tötung von Pelztieren ist in Deutschland nach wie vor nicht verboten. Allerdings wurden 2017 von der Regierung hohe Auflagen beschlossen, die ab 2022 gelten sollten. Bis dahin hätten die Betreiber der Pelztierfarmen Zeit, ihre Anlagen zu modernisieren. Da dies jedoch nicht rentabel war, wurde die letzte Farm 2019 geschlossen. Dennoch fehlt ein konkretes Verbot für die Haltung von Pelztieren und auch der Import von Pelz aus anderen Ländern ist immer noch legal.
Andere europäische Länder wie Österreich, Kroatien, Slowenien und Tschechien verbieten ebenfalls keinen Verkauf der Pelze, jedoch die Zucht und Tötung von Pelztieren im eigenen Land. Auch in Japan und Großbritannien gilt dieses Verbot.
Dänemark gilt als größter Umschlagplatz für Nerzpelze, allerdings soll auch hier ab 2024 ein Zuchtverbot gelten – leider vorerst nur für Füchse. In Anbetracht der Corona-Pandemie ist dies ein seltsamer Schritt. 2021 wurde hier in mehr als 200 Nerzfarmen das Coronavirus nachgewiesen, was zur Folge hatte, dass Millionen von Nerzen getötet und die Haltung von Nerzen bis zum 31. Dezember 2021 verboten wurde.
Belastung der Umwelt
Neben dem offensichtlichen Leid der Tiere hat die Produktion von Echtpelz auch Nachteile für die Umwelt. Der Energieverbrauch bei der Produktion ist ca. 66 mal höher als bei einem vergleichbaren Kunstpelz. Beispielsweise braucht es enorme Ressourcen allein für das Futter der Tiere. Und um die Verwesung der Pelze zu vermeiden, werden sie unter hohem Energieaufwand gekühlt oder mit großen Mengen an Salz bedeckt. Auch die Ausscheidungen der Tiere sind belastend für die Umwelt, da diese ins Grundwasser gelangen können und den Boden versauern. Bei der Gerbung werden gesundheitsschädliche Chemikalien wie Aluminium und Schwefelsäure verwendet, die auch später noch bei der Kleidung nachweisbar sind. Diese können Allergien auslösen oder sogar krebserregend sein. Das Abwasser, das bei der Produktion entsteht und in welchem diese Stoffe ebenfalls enthalten sind, wird zudem ungefiltert in Flüsse abgegeben.
Kunst- oder Echtpelz?
Nun kennt man die Probleme, die mit Echtpelz einhergehen. Was also tun? Natürlich wäre die einfachste Lösung auf jeglichen Pelz, ob nun echt oder unecht, zu verzichten. Wer das nicht will, kann wenigstens versuchen, den Kunstpelz unter dem Echten ausfindig zu machen. Dies ist tatsächlich schwieriger als gedacht, denn die Pelzindustrie verschleiert gerne die Herkunft ihrer Pelze. Fantasienamen wie “Finnraccoon” sorgen für Verwirrung und lassen den Käufer im Glauben, es handle sich um ein unechtes Produkt. Allerdings steht “Finnraccoon” in Wahrheit für Marderhund. Wie kann man also beim Kauf den Unterschied erkennen? Es gibt glücklicherweise einige Merkmale, anhand derer bestimmt werden kann, welche Art Pelz hier verarbeitet wurde.
- Aus der Ferne kann bereits bei manchen Kleidungsstücken erahnt werden, mit welchem Pelz man es zu tun hat. Bewegen sich die Haare beim Laufen mit, wippen also ein wenig im Rhythmus, so wird es wahrscheinlich Echtpelz sein. Kunstpelz hingegen bewegt sich weniger, bleibt also starr.
- Vom Nahen kann das Scheiteln helfen. Teilt man die Haare und erkennt ein Stoffnetz, das ein quadratisches Muster aufweist, so wurde hier Kunstpelz eingewebt. Bei echtem Pelz würde man Leder anstatt des Stoffnetztes vorfinden.
- Viele Tiere besitzen eine Unterwolle, bestehend aus kürzeren Haaren, die unter dem längeren, besser sichtbaren Fell liegen. Auch bei der Kleidung lässt sich dieser wiederfinden, ein weiteres Zeichen für Echtpelz.
- Auch anhand der Haarlänge lässt sich auf einen Echtpelz schließen. Sind die einzelnen Haare teilweise unterschiedlich lang, wird es wahrscheinlich Echtpelz sein. Findet man dann noch hin und wieder ein anders gefärbtes Haar oder besitzen die einzelnen Haare einen Farbverlauf, ist dies ein weiterer Hinweis.
- Zum Schluss kann auch das Gewicht bei der Unterscheidung helfen. Kunstpelze sind deutlich leichter als Echtpelze, da hier auch das Leder mitverarbeitet wurde.
Das beste Vorgehen bleibt allerdings immer noch weder Echtpelz noch Kunstpelz zu kaufen. Auch der künstliche Pelz sorgt dafür, dass Pelz im Allgemeinen weiter gekauft und verkauft wird. Auch wenn sie nicht echt sein mögen, verbreitet man damit nur unabsichtlich den Pelztrend, da nach wie vor viele leider den Unterschied nicht kennen. Möchte man also ein Zeichen setzen, ist hier der Verzicht auf jeglichen Pelz die beste Lösung.
- https://www.tierschutzbund.de/tiere-themen/tierschutz-im-alltag/pelz
- https://www.peta.de/themen/pelz/
- https://www.tierschutzbund.de/tiere-themen/tierschutz-im-alltag/pelz
- https://www.furfreealliance.com/fur-farming/
- https://vgt.at/projekte/pelz/fakten.php
- https://vgt.at/presse/news/2018/news20181211ih.php
- https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.pelztierfarmen-in-europa-corona-ausbrueche-auf-400-nerzfarmen-in-der-eu.1c34fa2a-7275-4b98-a37d-ac805b5a5c5a.html
- https://www.vier-pfoten.de/unseregeschichten/presse/maerz-2019/letzte-deutsche-pelztierfarm-ohne-tiere