Die Schattenseiten von Weihnachten: Was ihr beim Kauf eines Weihnachtsbaums beachten solltet

Dezember 2022
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Groß, bunt, leuchtend und voller Geschenke. In der besinnlichen Zeit schmückt bei den meisten Deutschen der Weihnachtsbaum die Wohnzimmer. Doch woher kommt eigentlich unser grüner Freund, den wir alle Jahre wieder mit der Familie aufstellen, um uns das wohlige Weihnachtsgefühl ins Haus zu holen? Und wie sieht es überhaupt in puncto Nachhaltigkeit damit aus?

Wie wir wissen, ist nicht alles Gold, was glänzt, und das gilt auch für die Tradition des Weihnachtsbaums - wir decken auf und zeigen euch nachhaltige Alternativen, wie die Weihnachtsstimmung dennoch bewahrt werden kann!

Ursprung - Woher kommt die Tradition des Weihnachtsbaums?

Der früheste schriftliche Beleg für den Weihnachtsbaum wie wir ihn heute kennen stammt aus Bremen

Um die Ursprünge des uns heute so geläufigen Weihnachtsbaums zu erforschen, müssen wir weit zurück zu den alten Germanen reisen: Zur Wintersonnenwende trieben sie ihr Vieh jedes Jahr an immergrünen Zweigen vorbei – den sogenannten Wintermaien. Sie taten dies in dem Glauben, gute Geister würden in den Ästen wohnen, die den Tieren Glück bringen, Wintergeister vertreiben und Schutz & Fruchtbarkeit bringen.
Später im Mittelalter ließen sich davon auch die Christen inspirieren. Denn um die Geschichte von Adam und Eva an das einfache, ungebildete Volk zu bringen, wurde für den “Paradiesbaum” aus der Bibel ein immergrüner Nadelbaum als Symbol verwendet. Ein roter Apfel stand symbolisch für die Frucht der Erkenntnis und nach und nach entwickelte sich daraus die Verbindung zur Weihnachtsgeschichte und es wurden immer mehr Bäume aufgestellt.
Ab dem 17. Jahrhundert kamen Kerzen als Baumschmuck dazu und ab dem 19. auch Glaskugeln. Von da an gehörte der Weihnachtsbaum dann in Deutschland zu Heiligabend wie die Krippe. Mit der Zeit breitete sich die Tradition in Europa und auch der „Neuen Welt“ aus.

Fakten: Plantageanbau, Pestizide und lange Transportwege

Die beliebte Nordmanntanne wurde 1836 im Kaukasus entdeckt

Insgesamt bringen es die Deutschen auf einen Verbrauch von ganzen 20 bis 25 Millionen Weihnachtsbäumen pro Jahr! Die meisten dieser Bäume wachsen in Monokulturen auf Plantagen, die oft in Polen, Ungarn und insbesondere in Dänemark gelegen sind. Bis eine Plantagentanne als Weihnachtsbaum genutzt werden kann, dauert es durchschnittlich zwischen 10 und 15 Jahre - was für die Umwelt keine schöne Bescherung bedeutet.
Unterm Strich lässt sich feststellen, dass der klassische Weihnachtsbaum lange Lieferwege auf sich nimmt - was einen enormen ökologischen Fußabdruck zur Folge hat und somit der Umwelt schadet. Nicht zu vergessen sind dabei auch die großen Mengen an Pestiziden, die beim Tannenanbau verwendet werden. Einige der verwendeten Pflanzenschutzmittel sind darüber hinaus weder für derartigen Anbau (den Weihnachtsbaumanbau) erlaubt, noch in Deutschland gesetzlich zugelassen.
Nur die allerwenigsten Bäume, nämlich rund 15%, sind auf natürliche Weise im Wald gewachsen und werden zur Winterzeit gefällt und von Waldbetrieben auf dem Markt verkauft.

Nachhaltige Alternativen

Doch es geht auch anders, nämlich nachhaltig und sozial fair: Im Folgenden stellen wir euch 4 nachhaltige Weihnachtsbaumalternativen vor, mit denen ihr guten Gewissens und mit Verantwortung ein Weihnachten in kuschelig warmer Atmosphäre genießen könnt.

Keinachtsbäume

Der Keinachtsbaum verspricht mehr, als sein Name es vermuten lässt. Dabei handelt es sich um ein witziges Wortspiel, mit denen die Erfinder ihre Idee nicht nur attraktiv vermarkten, sondern auch eine umweltfreundlichere Alternative zur Weihnachtstradition schaffen. Der optische Unterschied zum konventionellen Tannebaum fällt dabei kaum auf: Er besteht aus einem Holzstab bzw. mehreren Holzstangen, die in Deutschland aus FSC-zertifiziertem Holz handgefertigt werden. Somit müssen für die Herstellung keine Bäume gefällt werden. Die Stangen werden miteinander verschraubt und am unteren Ende mit drei weiteren Stangen so befestigt, dass der entstandene Stamm des Baumes am Boden stehen kann. Somit ist auch keine extra Halterung nötig.
Und auch an Grün fehlt es dem Keinachtsbaum nicht: Er kann jedes Jahr mit neuem Tannengrün bestückt werden. Dafür werden einfach begrünte Tannenäste in die Löcher des Stammes gesteckt. Für das Tannengrün müssen ebenfalls keine Bäume gefällt oder extra angepflanzt werden, da es einfach aus bereits vorhandenen Bäumen herausgeschnitten werden kann. Ein wiederverwendbarer Weihnachtsbaum, ganz ohne Plastik – so einfach kann es sein!

Zertifizierte Bio-Weihnachtsbäume

Der höchste freistehende Weihnachtsbaum lässt sich in Eichsel bei Basel finden: ganze 36 Meter sprießt er in die Höhe!

Zertifizierte Bio-Weihnachtsbäume sind leicht erhältlich sowie nachhaltig, da sie nicht in Monokulturen, sondern in Mischkulturen wachsen, was sie weniger anfällig für Schädlinge macht. Es werden weder Herbizide noch Kunstdünger oder chemisch-synthetische Pestizide verwendet.
Wer sich für solch einen Weihnachtsbaum entscheidet, sollte auf jeden Fall darauf achten, dass eines der folgenden Siegel vorhanden ist: EU-Bio-Siegel, Bioland, FSC, Biokreis oder Demeter. Eine bundesweite Anbieterliste steht online zur Verfügung.

Mietbäume im Topf

Ein Plastikbaum hat eine um eindeutig schlechtere Ökobilanz als ein echter Baum - aufgrund des hohen Energieeinsatzes bei Entsorgung und Produktion

Eine weitere Alternative bietet ein „Mietbaum“ im Topf. Wie es der Name schon verrät, kann man sich hierbei einen Baum samt Topf mieten & liefern lassen und ihn nach Weihnachten wieder zurückgeben oder abholen lassen. Im Anschluss wird dieser wieder eingepflanzt und kann in Ruhe weiterwachsen.

Der Vorteil? Es müssen keine Extra-Plantagen mit reinen „Wegwerfbäumen“ angelegt werden und der Baum kehrt nach Gebrauch wieder in seinen natürlichen Kreislauf zurück.

Wo sind diese Mietbäume erhältlich? Am einfachsten lassen sie sich bei regionalen Förstereien und lokal ansässigen Baumschulen erwerben. Auch Eventagenturen und lokale Versandunternehmen sowie Spezialanbieter nur für Weihnachtsbäume bieten diese Art von Weihnachtsbäumen an. Wo der nächste Anbieter genau gelegen ist, lässt sich natürlich schnell & leicht über das Internet herausfinden. Meist werden die gemieteten Bäume kurz nach Neujahr abgeholt, damit sie möglichst schnell wieder eingepflanzt werden können.

Tipp: Billige Discounter- oder Baumarkt-Mietbäume werden am besten vermieden, da es gut möglich ist, dass die dort angebotenen Bäume bereits beschädigt sind. Denn um einen Baum überhaupt mietfähig zu machen, sodass er danach auch wieder ausgesetzt werden kann, braucht es ein gewisses Know-How und auch eine gute Summe Geld!

Gut zu wissen: Die Mietbäume sollten sorgsam behandelt und gepflegt werden. Konkret bedeutet das, sie nicht neben der Heizung zu platzieren, sie langsam an die warmen Temperaturen zu gewöhnen, regelmäßig (aber auch nicht zu viel) zu gießen sowie Kunstschnee, Lametta und Ähnliches als Schmuck zu vermeiden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Baum beim Aussetzen eingeht statt weiter zu wachsen.

Regionale & faire Weihnachtsbäume

Die Nordmanntanne ist die beliebteste Baumart für Weihnachtsbäume, wächst aber nicht in Deutschland. Daher ist eine Beschaffung mit langen Lieferwegen verbunden – was zusätzliche CO2 Emissionen bedeutet. Außerdem wird ein Großteil der Tannenzapfen, aus denen die Nordmanntanne später heranwächst, in den ärmsten Regionen Georgiens zu niedrigsten Löhnen und unter lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen geerntet: Die Zapfen müssen von den Baumwipfeln aus 30-40 Metern Höhe gepflückt werden. Ist das alles wirklich nötig?

Es ist sinnvoller, den Weihnachtsbaum unter den heimischen Arten - Kiefer, Tanne und Fichte - auszuwählen. Hierbei sollte natürlich ebenso auf ein regionales Siegel mit entsprechender Herkunft des Baumes geachtet werden. Die nachhaltigste Möglichkeit der Baumbeschaffung sind hierbei Bäume von sogenannten Sonderflächen, die bereits bestehender Teil regionaler Forstbetriebe sind. Zu finden sind diese am einfachsten über die jeweilig zuständigen Förster oder das Forstamt, die Kund:innen oft auch anbieten, den gewünschten Baum selbst zu schlagen.

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