Landesweit sind auch die unzähligen Fitnessstudios von der Energiekrise betroffen. Maßnahmen wie eine Reduktion der Raumtemperatur, das Dimmen der Beleuchtung oder auch kürzere Öffnungszeiten waren bereits Ende 2022 unausweichlich - und bleiben es weiterhin.
Tagtäglich strampeln sich auf der ganzen Welt Millionen von Leuten in Fitnessstudios ab und setzen mit ihren Muskeln enorme Mengen an Energie frei. Wie könnte man diese Unmengen an Wärmeenergie nun sinnvoll weiterverwenden?
Welche anderen Maßnahmen und Möglichkeiten es gibt, um sportliche Betätigung grüner und nachhaltiger zu gestalten, erfahrt ihr hier!
Strampeln für Öl & Polenta
Der “GmüesEsel” in der Nähe des Berner Hauptbahnhofs bietet bis zu vier Personen gleichzeitig an, an umgebauten Fitnessgeräten zu trainieren und ganz nebenbei Raps und Sonnenblumenkerne zu Öl zu pressen. Auch Mais kann so zu Polenta gemahlen werden. Weiterhin können Hartweizengrieß, Weizen- und Roggenmehl produziert werden.
Dass umfunktionierte Fitnessgeräte mit einer Ölpresse oder einer Getreidemühle verbunden sind, ist wohl eine neue und spezielle Art, Sport zu treiben. Dennoch kann Neugier und Experimentierfreudigkeit dabei helfen, sich beim Sport mehr anzustrengen als in klassischen Fitnessstudios - schließlich will jeder einen ansehnlichen Ertrag erzielen.
Weiterhin geht es nicht nur darum, die ansonsten ungenutzte Wärmeenergie in etwas Sinnvolles umzuwandeln. Dieses und ähnliche Projekte möchten an erster Stelle zum Nachdenken anregen und folgende Punkte hervorheben:
- Ein achtsamer und bewusster Umgang mit Grundnahrungsmitteln
- Die Bedeutung des Eigenanbaus wieder kennenzulernen
- mehr Wissen über die Rohstoff-Verarbeitung aneignen; ganz im Kontrast zu den vorherrschenden internationalen und anonymen Lebensmittelkonzernen.
Strom erzeugen
Die Frage, wie die beim Sport freigesetzte Wärmeenergie sinnvoll weiterverwendet werden kann, hat sich die „The Great Outdoor Gym Company“ bereits vor einigen Jahren gestellt. Die dort verwendeten Fitnessgeräte produzieren Strom, wenn man sie nutzt. Dadurch können beispielsweise Handys und andere elektronische Geräte aufgeladen werden und die verbliebene Energie fließt direkt ins anliegende Universitätsgebäude.
Auch in Deutschland, im „Green Gym Berlin“ können Sportbegeisterte beim Workout auf Crosstrainer und Fahrradergometer eigens Strom erzeugen, ihre elektronischen Geräte aufladen und so ihren persönlich erzeugten Strom mitnehmen. Die übrige Energie wird für die Beleuchtung des Kardio-Bereichs genutzt.
Die regenerativen Fitnessgeräte von SportsArt werden mit „ECO-POWR-Technologie“ betrieben: Sie nutzen etwa 74% Prozent der angewendeten Trainingsleistung und verwandeln diese dann in nachhaltigen & sauberen Strom. Praktisch hierbei ist, dass die Geräte an herkömmliche Steckdosen angeschlossen werden können und innerhalb weniger Sekunden Energie erzeugen, die sie direkt in das Stromnetz der jeweiligen Einrichtung einspeisen.
SportsArt bietet eine große Bandbreite an grünen Fitnessgeräten, mitunter Laufbänder, Crosstrainer, Rudergeräte, Treppensteiger sowie Ellipsentrainer.
Kreativität ist gefragt
Das in den USA gelegene Startup Pedal Power ist der Meinung, dass Fahrräder nicht nur zur Fortbewegung genutzt werden sollten. Sie zweckentfremden also Fahrräder, um durch diese Strom zu erzeugen - besonders bei einem möglichen Stromausfall oder für die Bevölkerung in Entwicklungsländern könnte diese Technologie von Vorteil sein.
Genutzt wird eine solche Technologie überdies bereits auf spielerische Art und Weise in sog. „Fahrradkinos“, die für jeweils 10 Radler:innen ein netzunabhängiges Kinoerlebnis bieten: Die ganze notwendige Energie für Beamer, Soundanlage sowie Laptop wird durch reine Muskelkraft erzeugt.
Warum gibt es das Ganze noch nicht im großen Stil?
Die eigens erzeugte Energie zu nutzen, statt Strom einfach vom Netz zu gewinnen, steigert das Bewusstsein dafür, wie viel Energie man eigentlich verbraucht und motiviert dazu, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Denn wer hat schon ein Gefühl für elektrische Leistung? Was bedeutet es, beispielsweise eine Stunde lang 100 Watt zu erzeugen?
Diese Technologie scheint im Moment noch nicht wirtschaftlich lohnend genug für die Industrie, weshalb diese Projekte aktuell eher noch von überzeugten Privatleuten betrieben werden. Bei einem einstündigen Workout auf dem Crosstrainer werden in etwa 80 Wattstunden erzeugt. Damit könnten zwei Glühlampen für eine Stunde zum Leuchten gebracht werden. Für eine einzige Handyladung müsste man bereits zwischen zwei und drei Stunden trainieren. Somit ist klar: Grüne Fitnessgeräte können den Strombezug über das Netz örtlicher Versorger noch lange nicht vollständig ersetzen.
Dennoch sind sie ein beispielhafter Anfang, der unser Bewusstsein für unseren Energiekonsum stärkt und eine positive Veränderung schaffen kann. Wir sind gespannt, was die Zukunft grüner Fitnessgeräte zeigen wird!
Einzelnachweise und Weblinks
- https://www.srf.ch/news/panorama/energie-vom-fitness-studio-strampeln-fuer-polenta
- https://gosportsart.de/fitnessgeraete-stromerzeugung/
- https://www.spiegel.de/panorama/wie-erzeugt-man-im-fitnessstudio-strom-a-00000000-0003-0001-0000-000000131034
- https://www.nachhaltigleben.ch/energie/energieeffizientes-fitnessstudio-strom-erzeugen-durch-strampeln-2468
- https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/laufbaender-strom-erzeugen-beim-workout
- https://gosportsart.de/fitnessgeraete-stromerzeugung/