Das Amazonasgebiet: eine grüne Lunge, der die Luft wegbleibt

März 2023
Fotograf:in: ojkumena, Copyright: CC0 Pixabay

Fakten und Zahlen

Die einzigartige Vielfalt des sich in Südamerika befindlichen Amazonasgebiets – auch Amazonien genannt – ist schier unbegreiflich.

Das Gebiet erstreckt sich um den 6500km langen Amazonas-Fluss, der wasserreichste Fluss mit dem weitläufigsten Stromgebiet der Erde. Fast ⅔ des Wassers, das in den Atlantik fließt, stammt allein vom Amazonas.

Amazonien besitzt den weltweit größten zusammenhängenden tropischen Regenwald mit einer unvorstellbaren Artenvielfalt an Flora und Fauna.

Schon vor mehr als 10.000 Jahren existierten im guyanischen Dschungel indigene Hochkulturen.

Geographisch betrachtet, umfasst Amazonien das Tiefland des Amazonas beiderseits des Äquators, mit einer 3500km West-Ost- und einer 2000km Nord-Süd-Ausdehnung sowie einer insgesamten Fläche von mehr als sieben Millionen km². Das entspricht in etwa einem Drittel der Größe Südamerikas.

Und auch aus archäologischer Sicht hat Amazonien Einiges zu bieten: Es wird vermutet, dass es im Südwesten des Gebiets bereits vor 13.000 Jahren, zu präkolumbianischen Zeiten, an den Ufern des Amazonas, tief verborgen im guyanischen Dschungel, indigene Völker gab, die sich im Laufe der Zeit zu bevölkerungsreichen Hochkulturen entwickelten. Auch heute noch sind etwa 320 indigene Bevölkerungsgruppen in Amazonien beheimatet, meist nach wie vor auf sehr traditionelle Weise.

Der Regenwald

Als größter Regenwald der Erde, umfasst der Amazonas eine Fläche, die der Entfernung von Bagdad bis nach Berlin entspricht. Anfang des 20. Jahrhunderts entsprach dies in etwa 6 Millionen km². Den größten Anteil hat dabei Brasilien mit einer Fläche größer als Westeuropa. Der Rest teilt sich unter den 8 südamerikanischen Staaten Bolivien, Ecuador, Französisch-Guayana, Guyana, Kolumbien, Peru, Suriname und Venezuela auf.

Bisher ließen sich über 40.000 Pflanzenarten, mehr als 3000 Fischarten, 427 Mammalia sowie 1294 Vogelarten identifizieren. Unglaubliche Zahlen, bedenkt man, dass viele Gebiete des Regenwalds noch gänzlich unerforscht sind.

Auch im Hinblick auf das Klima hat der Amazonas-Regenwald eine wichtige Funktion: Für lange Zeit diente er uns und dem Planeten als sog. CO2-Senke.

Natürliche CO2- Senken

Je weniger Pflanzen wir haben, desto weniger CO2 kann aus der Atmosphäre absorbiert werden.

CO2-Senken bezeichnen natürliche Ökosysteme wie beispielsweise Böden, Moore, Meere und Wälder, die Kohlenstoffdioxid absorbieren. Die Vegetation entzieht der Atmosphäre unter anderem durch den Prozess der Photosynthese CO2 und lagert dieses als Bestandteil von Zellulose ein – bis zu Jahrhunderte lang.

Dies ist in erster Linie positiv, da Pflanzen auf unsere Umwelt wie ein “Luftfilter” wirken können. Doch umgekehrt können bei einer schlechten Bewirtschaftung solche natürlichen Senken zu Emissionsquellen werden – mehr dazu später.

Weiterhin zählen sog. „Negative Emissionen“, die durch Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre und entsprechende Ablagerung mittels der CCS-Technologie, erzielt werden, zu den CO2-Senken.

Folglich nimmt eine Senke mehr CO2 auf, als sie an die Umwelt abgibt.

Von natürlicher Senke zu CO2- Emittent

Jede einzelne Minute wird ein Stück Regenwald entsprechend der Größe eines herkömmlichen Fußballfeldes für immer vernichtet.

Die Zerstörung des Regenwaldes

In den letzten 50 Jahren wurde in Brasilien rund 40% der Regenwaldfläche unwiderruflich vernichtet. Beispielsweise wurde allein innerhalb von 5 Jahren (1990-1995) der Regenwald um die Fläche ganz Griechenlands reduziert.

Motive, die hinter der enormen Vernichtung der Regenwälder stehen, sind primär Abholzung im Sinne der Holzgewinnung; Brandrodung, mit dem Ziel, Platz für grenzenlose Rinder-Weideflächen zu schaffen; sowie der Anbau von Soja und Zuckerrohr durch die Agrarindustrie.
Auch die Verbauung der Flüsse mit Staudämmen und der Bergbau leisten ihren Beitrag. Unter anderem werden derzeit mehr als 100 gigantische Wasserkraftwerke mitten im Amazonasbecken gebaut.

Die Problematik

Die CO2-Aufnahmekapazität des Amazonas nahm bereits im letzten Jahrzehnt deutlich ab.

Problematisch ist all dies nicht nur im Hinblick auf die Artenvielfalt im Amazonas oder den Lebensraum der sich dort seit Jahrtausenden befindlichen indigenen Bevölkerung, sondern noch viel mehr da das Amazonasgebiet als CO2-Senke eine der bedeutendsten Rollen für das Weltklima innehat.

Der Eingriff des Menschen machte aus einer der größten CO2-Senken eine der größten CO2-Emittenten.

Bereits zwischen 2010 und 2018 emittierte der östliche Teil des Amazonas pro Jahr rund 290 Millionen Tonnen Kohlenstoff – vor allem durch die vielen Brände. Das sind in etwa ¾ der Emissionen des gesamten Amazonasgebiets, obwohl diese Region nur 24% des Gesamtgebietes stellt…

Seit 2021 nunmehr gilt der östliche Teil des Amazonas gar nicht mehr als CO2-Senke. Sogar ganz im Gegenteil: Mittlerweile stammt fast die Hälfte der CO2-Emissionen Brasiliens aus der Entwaldung.

Somit ist dieser Teil des Amazonas nun ein CO2-Emittent und absorbiert gar kein Kohlendioxid mehr: Er gibt mehr Kohlenstoff an die Erdatmosphäre ab, als er aufnimmt. Dass dies enorme, negative Auswirkungen auf den Klimawandel hat und haben wird, ist klar.

Brandrodung, Abholzung, Überschwemmungen, der Bau von Stauseen und -dämmen, Viehzucht, Bergbau und Landwirtschaft: Das sind die Hauptquellen, die dem natürlichen Kühleffekt des Waldes entgegenstehen und für steigende Temperaturen und Trockenheit sorgen. Diese vermindern wiederum die Photosynthesekapazität und CO2-Aufnahmefähigkeit des Waldes stark.

Ein Teufelskreis entsteht: Durch das Roden der Wälder und das damit verbundene Verschwinden der dichten Pflanzendecke steigen die Temperaturen besonders an. Dies beschleunigt abermals das Zersetzen toter Pflanzen, verringert die Verdunstung von Niederschlägen und erhöht somit die Feuergefahr.

Durch die Zerstörung der Regenwälder werden auch die in Biomasse gebundenen Treibhausgase freigesetzt, die dann zusätzlich zur Atmosphärenerwärmung beitragen. In Zahlen sind das etwa 123 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, die durch das Amazonasgebiet in Form von Biomasse gebunden werden.

Ein Blick in die Zukunft

Pro Jahr befördert der Mensch in etwa 11 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in die Erdatmosphäre. Davon werden durch Pflanzen aller Art 3,4 Milliarden Tonnen aufgenommen, durch Ozeane weitere 2,4 Milliarden. Was übrig bleibt, sind 5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, die sich Jahr für Jahr ungehindert in der Atmosphäre anreichern.

Deutlich wird dies in der konstant steigenden CO2-Konzentration. Diese lag im Juni 2021 bei 419 ppm (parts per million). Das bedeutet, dass die Atmosphäre 419 CO2-Moleküle pro eine Millionen Luftmoleküle enthält. Vergleichsweise lag dieser Wert 1750 noch bei 280; 1965 bei 320 ppm.

Der Temperaturanstieg im östlichen Amazonasgebiet betrug während den letzten 40 Jahren 0,6 Grad Celsius pro Jahrzehnt. Dies entspricht weit mehr als der Erwärmung im restlichen Teil der Erde.

Solche Zahlen lassen es fast unausweichlich wirken, dass tropische Wälder in der Zukunft kaum noch CO2 einlagern werden können und ihre natürliche Funktion als CO2-Senke verlieren.

Es ist also mehr als offenkundig, dass der Schutz des Amazonasgebiets und anderer Senken oberste Priorität haben sollte. Dafür existieren unter anderem Projekte wie das ARPA (= Amazon Region Protected Area Programme).

Es unterstützt die Schutzgebietsbehörden im Süden des Regenwaldes – inmitten der Entwaldungsfront und hilft dabei das 7 Millionen Hektar große Schutzgebiet Mosaico da Amazonia Meridional zu erhalten.

Um eine Zukunft der Regenwälder als CO2-Senken zu gewährleisten, muss jetzt gehandelt werden!

Aktuell könne der Schaden noch rückgängig gemacht werden: durch einen Stopp der globalen Emissionen von Erdgas, Kohle und Öl könnte das Gleichgewicht wiederhergestellt werden.

Jedoch ist die Eindämmung der Amazonas-Abholzung hierbei ein Muss, genauso wie die Reduktion des Baus von Staudämmen sowie stärkere Bemühungen zur Aufforstung.

Ob Technologien wie CSS - also technische CO2-Senken - als Alternativen eine vielversprechende Zukunft haben, bleibt abzuwarten.

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