ExxonMobil - der größte Klimaleugner aller Zeiten?!

April 2023
Fotograf:in: Justin, Copyright: CC0 Unsplash

ExxonMobil ist eine US-amerikanische Erdöl-Raffinerie-Gesellschaft, die im Jahr 1999 aus dem Zusammenschluss der Konzerne „Exxon“ und „Mobil Oil“ entstand.
2019 befand sich der Konzern auf Platz 8 der weltgrößten und umsatzstärksten Unternehmen - mit einem Gewinn von 10,8 Milliarden USD.

Untersuchungen aus demselben Jahr ergaben, dass ExxonMobil seit 1965 das Unternehmen mit dem vierthöchsten CO2-Ausstoß war.

Aufgedeckt: Verleugnung einer Katastrophe?!

2016 wurde ExxonMobil’s Rolle als Klimaleugner erstmals aufgedeckt, als investigative Journalisten:innen alte Dokumente des Konzerns auswerteten.

Diese zeigten, dass das Unternehmen in der Tat wusste, was das Verbrennen fossiler Brennstoffe anrichten werde.
Es begab sich unmittelbar in die Opferrolle: Die Anschuldigungen, das Unternehmen habe die Öffentlichkeit getäuscht, seien Teil einer „orchestrierten Kampagne“ und gänzlich falsch. Der Klimawandel wurde weiterhin als rein „ingenieurtechnisches Problem“ dargestellt.

Nun fand 2023 eine erneute Auswertung von 104 Dokumenten des Konzerns, die alle zwischen 1977 und 2014 erstellt wurden, durch die Universität Harvard und mehrere Umwelthistoriker:innen statt. Diese offenbarten weitere schwerwiegende Details:

In Wahrheit wusste es ExxonMobil besser als jeder andere: Bereits im Jahre 1977 sagten sie voraus, dass der Gebrauch fossiler Brennstoffe, also ihrer eigenen Produkte, einen sogenannten “kohlendioxid-induzierten Superinterglazial” verursachen werde. Damit ist eine Warmzeit gemeint, deren Temperaturen die höchsten in der gesamten Geschichte der Menschheit sein werden. Sogar die Warmzeit vor 125.000 Jahren soll dabei übertroffen werden. Trotz dieser Vorahnung entschied sich der Konzern bewusst dafür, genau dies zu verschweigen. Stattdessen täuschte ExxonMobil Unwissenheit vor, verharmloste den Klimawandel jahrzehntelang in der Öffentlichkeit und der Presse und verbreitete sogar den Mythos der globalen Abkühlung.

2021 versorgte ExxonMobil in Deutschland etwa 3 Millionen Haushalte mit Erdgas.

Denn bereits in den 1970er Jahren - einer Zeit, in der eine weltweite Temperaturerhöhung eigentlich noch gar nicht richtig messbar war - betrieb der Konzern Forschungen, die die korrekte Vorhersage der Klimaerwärmung zum Ergebnis hatten – und zwar mit höchster Präzision.

Die Forscher des Konzerns waren also der damaligen Klimaforschung weit voraus: Ihre Projektionen sagten eine Erwärmung hervor, die mit heutigen Forschungen unabhängiger akademischer und staatlicher Modellen übereinstimmen und qualitativ mindestens genauso gut wie diese waren.

Zu diesen korrekten Voraussagen gehören unter anderem die durchschnittlich prognostizierte Erwärmung von 0,20° +/- 0,04° Celsius pro Jahrzehnt, der erstmalige mögliche Nachweis der anthropogen verursachten Erderwärmung in den Messdaten im Jahr 2000 +/- 5 Jahre sowie Daten darüber, wie viel CO2 Emissionen zu einer gefährlichen Erwärmung führen würden.

Das Geflecht an Skandalen

Alleine in Deutschland erzielte der Konzern 9,5 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2021.

Der Ölkonzern gilt als einer der einflussreichsten Sponsoren von klimaskeptischen und klimaleugnenden Positionen. Unter anderem wurden zwischen 1998 und 2005 1,6 Millionen USD an das „American Enterprise Institute“ (AEI) gezahlt, mit dem Ziel Wissenschaftler durch Zahlungen dazu zu animieren, den damals aktuellen Klimabericht der UNO in Frage zu stellen. Arbeiten solcher gesponsorter Wissenschaftler, wie unter anderem des prominenten Willie Soon, werden von unparteiischen Klimaforschern als veraltet, ignorant, gefälscht sowie als methodische und inhaltliche Mängel aufweisend eingeordnet.


Doch ExxonMobil machte keinen Halt. Zwischen den Jahren 1997 und 2015 investierte das Unternehmen rund 34 Millionen Dollar in mehr als 70 verschiedene “Klimaleugnerorganisationen”, um diesen dabei zu helfen, wissenschaftliche Erkenntnisse zu verschleiern. 2008 erklärte ExxonMobil zwar, solche Finanzierungen künftig zu unterlassen, in Realität liefen diese jedoch mindestens bis 2019 weiter.

Die GCC

ExxonMobil war neben anderen Unternehmen für fossile Brennstoffe, wie Shell und British Petroleum, Teil der GCC (Global Climate Coalition).
Diese wurde 1989 gegründet und hatte das Ziel, sich der Politik zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu widersetzen.
Bis zu ihrer Auflösung 2001 führte die GCC aggressive Lobby- und Werbekampagnen mit der Absicht, Zweifel an der Seriosität des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) und dessen wissenschaftlicher Beweise für die globale Erwärmung zu hegen, die durch Verbrennung fossiler Brennstoffe erzeugt wird.
Dass diese Taktik durchaus von Erfolg gekrönt war, zeigt sich unter anderem dadurch, dass sie maßgeblich dazu beitrug, die US daran zu hindern, das Kyoto-Protokoll der UN von 1997 (dessen Ziel: Klimaschutz) zu unterzeichnen.

Rund 1000 Mitarbeiter hatte ExxonMobil 2021 in Deutschland.

1999 behauptete der damalige CEO Lee Raymond, dass wissenschaftliche Klima-Projektionen zur Erderwärmung auf gänzlich unbewiesenen Modellen basieren und nur reine Spekulation seien.

2009 war ExxonMobil Teil einer Kampagne gegen ein umfassendes Klimaschutzgesetz der Regierung Obamas. Die dabei beteiligten Konzerne der Öl- und Gasindustrie investierten eine halbe Milliarde Dollar gegen die vorgeschlagenen Energiegesetze.

Noch bis ins Jahr 2013 leugnete der Ölkonzern den menschengemachten Klimawandel direkt in der Öffentlichkeit. Dessen Vertreter proklamierten, dass es dazu in der Forschung weiterhin große Unsicherheiten gebe und sprachen von „nicht belastbaren Klimamodellen“ - Und das 36 Jahre nach ihren Erkenntnissen über die Erderwärmung und zu einer Zeit, in der die Wissenschaft sich bereits weitestgehend einig über den Schaden des Verbrennens fossiler Brennstoffe war.

Auch 2014 zahlte der Konzern immer noch hunderttausende Dollar für die Verbreitung von Falschinformationen zum Klimawandel. Dabei unter anderem an das „American Legislative Exchange Council“, welches sich dafür einsetzt, Schulkindern die Leugnung des Klimawandels zu vermitteln. Selbst die einflussreichste “Leugnergruppe” der Staaten – die republikanische Mehrheit im Kongress - wurde reichlich mit Spenden versorgt.

Auch vier Jahre später, 2018, war die Situation dieselbe und ExxonMobil gab rund 770.000 Dollar an 10 Klimaleugnerorganisationen, darunter die “United States Chamber of Commerce” und das AEI.
Von den 1,65 Millionen Dollar, die in der damaligen Wahlperiode an Kongressabgeordnete gespendet wurden, gingen zwei Drittel an Politiker, die den Klimawandel leugnen.

Laufende Klagen

In den USA laufen bereits unterschiedliche Klagen gegen ExxonMobil. Unter anderem wurde der Mineralölkonzern durch den Bundesstaat New Jersey auf Schadensersatz verklagt, da dieser nun jetzt schon stark von den Folgen des Klimawandels betroffen ist: beispielweise durch den Anstieg des Meeresspiegels sowie durch extreme Wetterereignisse (u.a. Hurrikans mit Sturmfluten).
Auch bereits laufende Klagen bekommen womöglich durch die erneute Datenauswertung und den damit aufgedeckten Skandal frisches Material für den Prozess geliefert.

Trotz allem: Rekordgewinne des Energieriesen

Trotz allem hat ExxonMobil im vergangenen Jahr 2022 dank der stark gestiegenen Ölpreise einen Allzeit-Rekordgewinn eingefahren: 55,7 Milliarden Dollar; das ist eine neue Höchstmarke für westliche Ölunternehmen. Gegenüber 2021 ist das eine Umsatzzunahme von rund 45%.

→ Lust auf mehr? In seinem Buch „Losing Earth“ thematisiert Nathaniel Rich seine These, dass der Klimawandel in den Jahren 1979 bis 1989 noch abwendbar gewesen wäre, wir diese Chance jedoch verspielt haben und stellt außerdem Prognosen für die dunkle Zukunft des Planeten an.

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