Gesundheit und Wohlergehen: Das 3. Nachhaltigkeitsziel der UN

April 2023
Copyright: un.org, Sustainable Development Goals, als gemeinfrei gekennzeichnet

Im Kampf für eine nachhaltige Gesellschaft hat die UN (Vereinten Nationen) in ihrer 2030-Agenda die sogenannten 17 Nachhaltigkeitsziele (im Englischen auch Sustainable Development Goals, kurz: SDGs genannt) festgelegt. Jedes dieser Ziele greift Schwerpunkte auf, die soziologischen, kulturellen, bildungsorientierten, ökonomischen sowie ökologischen Ursprungs sind und an Anforderungen gebunden sind, die bis zum Jahre 2030 erfolgt sein sollen.

Neben der Bekämpfung von Armut und Hunger, wie es bei dem ersten und zweiten Nachhaltigkeitsziel der Fall ist, werden mit dem SDG 3 die Ziele für eine Sicherung und Förderung der menschlichen Gesundheit sowie des allgemeinen Wohlbefinden näher konkretisiert. Dazu gehört unter anderem der Aufbau eines Gesundheitssystems in Entwicklungsländern, eine Prävention von weitverbreiteten Krankheiten sowie eine bessere Lebensqualität für Menschen in Not.

Hier findet ihr alle 17 SDGs im Überblick: Ein Plan, der die Zukunft sichert – Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN

Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern

In vielen Gesundheitseinrichtungen herrscht Personalmangel.

In den meisten Entwicklungs- sowie Schwellenländern ist die vorhandene Gesundheitsversorgung nicht deckungsfähig mit der Anzahl an Menschen, die sie benötigen. Gleichzeitig herrschen in vielen Gesundheitseinrichtungen schlichtweg einfach unzureichende Bedingungen: fehlendes technisches Equipment, nicht genügend Fachpersonal, keine adäquate medizinische Versorgung und wenig professionelle Untersuchungen.

Die Ursachen sind komplex, doch meist liegt es vor allem an den zu geringen finanziellen Mitteln, die Entwicklungsstaaten haben, um ein angemessen funktionierendes Gesundheitswesen aufzubauen. Zudem ist Korruption trotz finanzieller Unterstützung durch andere Länder nach wie vor ein verdecktes Thema, über das zu wenig gesprochen und gegen das noch nicht genug vorgegangen wird. Außerdem bedarf es zentralisierter Organisationsstrukturen, die bis in Kleinkommunen reichen, um eine gesundheitliche Versorgung völlig abdecken zu können. Kleindörfer müssen oftmals bis in zentrale Städte fahren, um ein ärztliche Versorgung aufzusuchen. Ob überhaupt der Zugang und die nötigen finanziellen Mittel bestehen, ist fraglich, wenn man bedenkt, dass vor allem Entwicklungsländer eine sehr hohe Armutsrate besitzen.

Von Kranken- und Pflegeversicherungen kann kaum die Rede sein: Viele Menschen müssen sich im Krankheitsfall selbst um die Kosten kümmern, die bei einer Behandlung entstehen. Daher entscheiden sich vor allem viele arme Menschen eher dazu, über Beschwerden sowie einen Arztbesuch hinweg zu sehen, um keine Schulden aufzubauen, in der Hoffnung, Leiden würden von selbst wieder verschwinden. Doch meist resultieren aus unzureichend behandelten Krankheiten nur noch schlimmeren gesundheitliche Folgen oder sogar der frühzeitige Tod.

Dabei entscheiden nicht nur die finanziellen Mittel und Infrastruktur den Zugang zu gesundheitlichen Diensten, sondern sogar auch das Geschlecht oder die ethnische Zugehörigkeit. Manche Minderheiten werden in Gesellschaften diskriminiert oder gar ausgeschlossen, was Ihnen den Zugang zu einer gesundheitlichen Behandlung erschwert oder sogar verwehrt.

Zahlen und Statistiken

Trotz Modernisierung, Unterstützung und Globalisierung ist ein zunehmender Anteil der der Todesfälle bei Kindern in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara zu verzeichnen.

Ein fehlendes funktionierendes Gesundheitssystem bringt schwerwiegende Folgen mit sich. Betrachtet man die Zahlen und Statistiken der Kinder- und Müttersterblichkeit sowie der Todesfälle durch übertragbare Krankheiten weltweit, ergibt sich erschreckende Erkenntnis:

Kindersterblichkeit:

Laut Schätzungen der UN starben im Jahr 2018 mehr als 6 Millionen Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren, meist an vermeidbaren Ursachen, wie beispielsweise unzureichendem Schutz vor Krankheiten oder dem Hungertod. Von diesen Todesfällen ereigneten sich über 5 Millionen in den ersten fünf Lebensjahren, fast die Hälfte davon im ersten Lebensmonat.

Vor allem in Entwicklungsländern wird deutlich: Armut und Gesundheit stehen in direktem Zusammenhang. Wer kein Geld hat, sich etwas zu essen oder trinken zu kaufen, muss hungern. Doch insbesondere Kinder schaffen es dadurch nicht einmal bis zum 5. Lebensjahr. Kinder, insbesondere solche mit schwerer akuter Unterernährung haben ein höheres Risiko, an häufigen Kinderkrankheiten wie Lungenentzündung, Magen-Darm-Erkrankungen und Malaria zu sterben. Ernährungsbedingte Faktoren tragen zu etwa 45 Prozent der Todesfälle bei Kindern von 0 – 4 Jahren bei. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder in Afrika südlich der Sahara vor dem fünften Lebensjahr sterben, ist mehr als 15-mal so hoch wie bei Kindern in Ländern mit hohem Einkommen.

Generell ist trotz Modernisierung, Unterstützung und Globalisierung ein zunehmender Anteil der Todesfälle bei Kindern in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara und in Südasien zu verzeichnen.

Müttersterblichkeit

Die UN berichtet, dass in mehr als 40 % aller Länder auf 10.000 Einwohner nicht einmal 10 Ärzte und 40 Krankenschwestern sowie Hebammen kommen. Durch diese unzureichende Anzahl an Fachkräften kann beispielsweise für viele Frauen eine Schwangerschaft tödlich verlaufen. Im Jahr 2017 starben täglich mehr als 800 Frauen an Ursachen im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft oder einer Geburt, die mit ausreichend ärztlicher und medizinischer Versorgung vermeidbar gewesen wären. Dabei wurde vor allem beobachtet, dass mehr als 90% dieser Vorfälle sich bei Frauen aus sehr armen Lebensumständen ereigneten. Der Anteil an Frauen, die eine Geburt nicht überleben, ist in Entwicklungsländern 14-mal höher als in wohlhabenden Staaten. Betroffen sind insbesondere Regionen wie Ostasien und Afrika.

Krankheiten

AIDS und Malaria sind zwei der am meisten verbreitetsten Krankheiten in Entwicklungsländern, die aufgrund fehlender Behandlung bereits viele Millionen Menschen das Leben kostete. Auch die fehlende Aufklärung sowie der Mangel an Schutzmaßnahmen, beispielsweise Sterilität in Krankhäusern, erhöhen die Übertragungsrate der Krankheiten. Laut der UN haben sich seit Beginn der Epidemie mittlerweile mehr als 76 Millionen Menschen mit dem HIV-Erreger infiziert – fast 33 Millionen sind an AIDS gestorben. 2019 waren es 38 Millionen Menschen mit HIV. Insbesondere heranwachsende Mädchen und junge Frauen werden in vielen, vor allem armen Bevölkerungsschichten mit sexueller Gewalt konfrontiert, was das Risiko, an einer HIV-Infektion zu erkranken, erhöht. AIDS ist heute immer noch die zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen weltweit.

Der Fortschritt bei der Bekämpfung von Malaria ist jedoch laut den Zahlen der UN bemerkbar: Zwischen 2000 und 2015 konnten mehr als 6,2 Millionen Malaria-Todesfälle verhindert werden. Dabei ist die weltweite Malaria-Inzidenzrate um schätzungsweise 37% und die Sterblichkeitsrate um 58 % gesunken.

Das will SDG 3 erreichen

Das SDG zielt darauf ab, bis 2030 die Sterblichkeitsrate von Müttern bei den Geburten auf weniger als 70 pro 100.000 Lebendgeburten zu senken. Dabei streben ebenfalls alle Länder, die die 17 SDGs unterstützen, an, die Sterblichkeitsrate von Neugeborenen auf maximal 12 pro 1.000 Geburten zu reduzieren.

Krankheiten wie AIDS, Tuberkulose, Malaria, Hepatitis und weitere tropische Epidemien sollen bis 2030 weitestgehend eingedämmt sein. Dabei soll die vorzeitige Sterblichkeit durch Übertragungen mittels Prävention und gezielter Behandlung um ein Drittel gesenkt werden.

Der Missbrauch von Drogen, Alkohol sowie Betäubungsmitteln soll durch vorbeugende Maßnahmen vor allem in einkommens- und bildungsarmen Schichten minimiert werden.

Bis 2030 sollen in ausreichendem Maße Einrichtungen zur sexuellen Aufklärung, insbesondere für Frauen, sowie Beratung, einschließlich Familienplanung zur Verfügung gestellt werden. Auch das psychische Wohlbefinden soll vor allem in Bevölkerungsschichten, in denen mentale Krankheiten als Thema totgeschwiegen werden, mehr Aufmerksamkeit erhalten. Zentren für professionelle Beratung sowie ausreichend Transparenz sollen die mentale Gesundheit fördern.

Damit eine allgemeine Gesundheitsversorgung erreicht wird, soll zum einen eine finanzielle Risikoabsicherung für anfallende Behandlungskosten gewährleistet werden. Zum anderen soll der Zugang zu grundlegenden und hochwertigen Gesundheitsdiensten, wie beispielsweise ein professioneller Arztbesuch, ermöglicht werden. Menschen sollen mit sicheren, bezahlbaren sowie wirksamen Arzneimitteln und Impfstoffen versorgt werden können.

Bis 2030 sollen Todesfälle, die durch die Aufnahme gefährlicher Chemikalien und durch Schadstoffe, die durch Luft-/ Wasser-/ und Bodenverschmutzung in den menschlichen Körper gelangen können, maßgeblich verringert werden.

Das Rahmenübereinkommen der WHO (Weltgesundheitsorganisation) zur weltweiten Eindämmung des Tabakkonsums soll stärker verfolgt werden.

Es sollen mehr finanzielle Mittel in ein flächendeckendes Gesundheitswesen fließen sowie die Ausbildung und Einstellung von Fach- bzw. Gesundheitspersonal verstärkt werden. Dies gilt besonders für Entwicklungsländer und kleine Inselstaaten, in denen die Infrastruktur des Gesundheitswesens nicht ausreichend ist.
Zuletzt wird betont, dass weltweit Frühwarnsysteme und das Management nationaler sowie globaler Gesundheitskrisen, wie z.B. Epidemien, besser strukturiert und ausgebaut werden sollen.

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