Ein Kampf gegen die Armut: Das 1. Nachhaltigkeitsziel der UN

April 2023
Copyright: United Nations, Sustainable Development Goal 01NoPoverty, als gemeinfrei gekennzeichnet

Für die 2030-Agenda stellt Armut einen Zustand dar, bei dem Grundbedürfnisse eines Einzelnen nicht erfüllt werden können und die Verfügbarkeit von lebensnotwendigen Mitteln nicht vorhanden oder stark limitiert ist. Dies will die UN mit ihrem 1. Nachhaltigkeitsziel No Poverty (übersetzt: "keine Armut") ändern.
SDG 1 bildet die Grundvoraussetzung für das Erfüllen aller anderen Nachhaltigkeitsziele und ist damit von großer Bedeutung. Gleichzeitig stellt es eine große Herausforderung dar, denn die Komplexität an Faktoren, die zur Armut beitragen, ist nicht zu unterschätzen. Diese umfassen das Klima, den wirtschaftlichen Wohlstand des Landes, sozio-politische Verhältnisse, Bildungsmöglichkeiten und vieles mehr.

Zahlen und Fakten

Die Anzahl der Menschen, die weltweit von extremer Armut betroffen sind, hat im Jahr 2020 laut neuesten Daten der Weltbank um rund 70 Millionen zugenommen. Eigentlich sanken die Armutszahlen seit 1990 über Jahrzehnte hinweg, bis dieser Trend durch die Corona-Pandemie einen einschneidenden Rückschlag erfuhr. Ursprünglich hatte die Weltgemeinschaft geplant, die extreme Armut bis zum Jahr 2030 weltweit zu beenden. Doch aufgrund der Verschärfung der Lage durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wird dieses Ziel nach Prognosen noch einmal zusätzlich erschwert. In diesem Zusammenhang ermahnte Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die nun auf uns zukommenden Herausforderungen der Entwicklungspolitik wirklich ernst zu nehmen.

Die Klimakrise und die Weltarmut

Dreiviertel der unter Armut leidenden Menschen lebt in ländlichen Gebieten, wobei die meisten von der Landwirtschaft abhängig sind, um sich ihren Lebensunterhalt sowie ihre Nahrungsquelle zu sichern. Somit stellt auch die Klimakrise eine enorme Herausforderung für Familien oder Kleingemeinden dar, die sich ihre Existenz durch Subsistenzlandwirtschaft oder Selbstversorgung sichern müssen und auf ein stabiles Ökosystem angewiesen sind. Dazu gehören gesicherte ökologische Faktoren wie Wasserqualität, Nährstoffkonzentration der Böden, Schadstoffgehalt der Luft oder die Biodiversität. Verändern sich diese jedoch negativ, muss die Art und Weise der Eigenwirtschaft wenn möglich angepasst oder gar aufgegeben werden.
In Afrika arbeiten heutzutage mehr als 50% der Bevölkerung in der Agrarproduktion sowie fast 60% der Landwirte in Subsistenzwirtschaft. Die sich verschlechternden Umweltbedingungen versetzen somit die Hälfte der Bevölkerung in Existenzängste.

Aber auch andere klima-katastrophale Auswirkungen wie Tsunamis, Waldbrände oder Überflutungen nehmen Menschen ihr Heim und bringen sie dadurch in die Obdachlosigkeit. So trieb beispielsweise im Juni 2021 ein Orkan in Tschad, Zentralafrika, sein Unwesen, wobei laut Caritas und den Behörden vor Ort sieben Menschen ums Leben kamen, mehr als 200 Personen verletzt sowie 4.458 Häuser, Schulen oder Kirchen zerstört wurden. Nach wie vor seien mehr als 24.000 Menschen hilfsbedürftig und müssen selbst zwei Monate nach der Katastrophe noch in öffentlichen Gebäuden oder bei Bekannten Unterschlupf suchen. Viele müssen sogar im Freien schlafen, sind den Gefahren der Wildnis ausgesetzt und haben nur Zugang zu verschmutztem Wasser, was wiederum die Gefahr einer Erkrankung an Cholera erhöht (Stand 2022).

Daher stellt das Agieren der Umweltpolitik eine Notwendigkeit für den Kampf gegen die Armut dar. Ein stabiles, widerstandsfähiges sowie gesundes Ökosystem ist eine Grundbedingung für ein universelles Menschenwohl und -überleben im Kampf gegen die Armut.

Das will SDG 1 erreichen

Laut Anotónio Guterres, dem UN-Generalsekretär gilt die “Beendigung extremer Armut” als “das Herzstück der weltweiten Bemühungen für eine Nachhaltige Zukunft für alle”.

Bis 2030 sollen Menschen weltweit aus extremer Armut befreit werden; die Anzahl der Betroffenen soll sich dabei mindestens halbieren.

  • Jeder Mensch soll ein menschenwürdiges Leben, mit Zugang zu Bildung, gesundheitlichen Einrichtungen, ausreichender Nahrung und Sanitärversorgung führen können. Gleichzeitig soll es den Menschen ermöglicht werden, in sicheren, toleranten und partizipationsfähigen politischen Rahmenbedingungen leben zu können.
  • Soziale Sicherungssysteme sollen auf nationaler Ebene ausgebaut werden und jeden Einzelnen auffangen können.
  • Sowohl Männer als auch Frauen, egal welcher Herkunft, sollen gleiche Rechte auf wirtschaftliche und natürliche Ressourcen, Basisdienstleistungen, Chancengleichheit sowie Eigentum besitzen.
  • Ärmere Bevölkerungsschichten, die durch klimabedingte Extremfälle oder wirtschaftliche sowie soziale Krisen anfällig sind, sollen aufgebaut, gestärkt und widerstandsfähiger gemacht werden. Im Rahmen der Entwicklungspolitik sollen benachteiligte Länder in ihrer Entfaltung mit allen möglichen Mitteln unterstützt werden, um dortige Armut vorzubeugen sowie zu beseitigen.

Das tut Deutschland

In Deutschland ist die Bekämpfung von Armut ein Ministerium-übergreifendes Thema. Beispielsweise setzen sich sowohl das BMU (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz) als auch das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) mit zahlreichen Initiativen gegen Armut ein.

Ein Beispiel hierfür ist das durch das BMU unterstützte Förderinstrument der IKI (Internationale Klimaschutzinitiative), welches viele Projekte ins Leben gerufen hat, die dazu beitragen, Treibhausgase zu reduzieren, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen, Ökosysteme instand zu halten sowie die Biodiversität und Artenvielfalt zu wahren.

Zum Beispiel wurde das peruanische Landwirtschaftsministerium dabei unterstützt, ein System zur Vorsorge für Agrarkatastrophen aufzubauen. Dadurch konnte seit 2014 innerhalb von vier Jahren eine Ausweitung der landwirtschaftlich nutzbare Fläche um fast 90% gesichert werden. Damit bessert und festigt sich die Grundnahrungsquelle für ländliche Regionen in Peru sowie die Wirtschaftsentwicklung dieses Landes erheblich.

Was können wir tun?

Während man den Eindruck hat, die SDGs seien eine großeinheitliche internationale Aufgabe, so will die UN gezielt auch einzeln Personen animieren, aufklären und Ratgeber sein, auf welche Weise man die Philosophie der Nachhaltigkeitsziele selbst umsetzen und unterstützen kann. Auf unserem Hauptartikel erfahrt ihr, wie ihr die SDGs unterstützen könnt.

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