Aktuell macht der weltweite Tourismus ganze 8% unserer Schadstoffemissionen aus. Von momentanen Entwicklungen ausgehend wird ein Anstieg der Emissionen der Branche um 131% bis zum Jahr 2050 prognostiziert. Der Trinkwasserkonsum würde bis zu diesem Jahr um 152% und das Aufkommen von Müll und Abwasser um 251% steigen.
Der zunehmende Flugverkehr treibt den Klimawandel voran, Ökosysteme, wie etwa unsere Wälder und Meere, werden zunehmend ausgebeutet und essentielle Rohstoffe werden über jede Grenze hinweg beansprucht, wenn die touristische Infrastruktur erweitert werden muss: Bei dem Bau neuer Hotels, Straßen und Freizeitanlagen spielt der Nachhaltigkeitsaspekt meist keine wesentliche Rolle.
Gleichzeitig sollte man die Tatsache nicht aus den Augen verlieren, dass der Tourismus einen enorm wichtigen Wachstumsfaktor darstellt.
Nachhaltiger Tourismus für mehr soziale Gerechtigkeit in Ländern des globalen Südens
Schon einmal vom Teufelskreis der Armut gehört? Das kann man sich folgendermaßen vorstellen: Wenn es nicht gut um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Nation steht und die Gesellschaft zum Großteil in Armut lebt, werden die Grundbedürfnisse der Mehrheit nicht erfüllt.
Wenn der Bedarf an Nahrung wegen des meist zugleich vorherrschenden Bevölkerungswachstums unkontrolliert steigt, werden Brachen oftmals verkürzt, was ökologische Probleme verursachen kann, da ein Risiko der Bodendegradation besteht, der endgültigen und nachhaltigen Zerstörung des Bodens der auf die Überbeanspruchung zurückzuführen ist.
Mangelnde Ernährung hat außerdem zur Folge, dass sich der Gesundheitszustand der in Armut lebenden Menschen verschlechtert. Das wiederum resultiert in geringer Leistungsfähigkeit und somit geringem Einkommen, was seinerseits die Armut und gleichzeitig das Bevölkerungswachstum erklärt, denn oft zählt man auf seine Kinder als Absicherung im Alter.
Geringes Einkommen und Kapitalmangel bedeuten gleichzeitig auch, dass weder vom Staat noch von Privatpersonen Investitionen getätigt werden; daraus folgt ein geringes Produktionspotenzial, welches den schlechten Stand der Volkswirtschaft erklärt und zementiert.
All diese Tatsachen haben auch schwache Sozial- und Bildungssysteme zur Folge. Die fehlende soziale Absicherung und Stabilität hemmen das ökonomische Wachstum. Es mangelt an Bildungschancen, weshalb die Analphabetenquote hoch ist – das wiederum resultiert in einer geringeren Produktivität, was abermals gefolgt ist von geringem Einkommen und somit schließt sich der Kreislauf: die Armut wird von Generation zu Generation weitergegeben.
Dazu kommen das Bevölkerungswachstum, soziale Disparitäten, Korruption, Konflikte und die ausbleibende ökonomische Entwicklung, was die Situation weiter verschärft. Die Tourismusbranche setzt beispielsweise an dem Punkt “ausbleibende ökonomische Entwicklung” an. Weiterhin ermöglicht der Tourismus eine Diversifizierung der Wirtschaft für Nationen, die bislang vom Rohstoffexport abhängig waren, wie es so oft der Fall ist in Ländern, die auch heute von der Kolonialzeit geprägt sind. So bildet sich ein Ausweg aus dem Teufelskreis und der Abhängigkeit von einzelnen Rohstoffen und deren Weltmarktpreisen.
Das Potenzial des nachhaltigen Tourismus
Weltweit liegt jeder zehnte Arbeitsplatz in der Tourismusbranche und jeder fünfte Mensch ist selbst Tourist. Der Tourismus ist einer der vielversprechendsten Wirtschaftssektoren – allem voran in Ländern des globalen Südens birgt er eben deswegen solch großes Potenzial.
Es liegt also daran, den Tourismus nachhaltig zu gestalten – denn wenn man an das Thema von einem anderen Blickwinkel betrachtet, hat die Tourismusbranche ein unermessliches Potenzial: Einnahmen durch z.B. Steuern sowie die Aufklärung der Besucher und der lokalen Bevölkerung leisten einen Beitrag dazu, die biologische Vielfalt zu erhalten und zahllose Arbeitsplätze sorgen für mehr Stabilität im Leben der Menschen in den betroffenen Regionen. Nachhaltiger Tourismus bietet den betroffenen lokalen Anbietern eine Perspektive und Überbrückungshilfen, sodass die Situation in bereits strapazierten Gegenden nicht weiter eskaliert. Mehr zu konkreten Beispielen anhand der Arbeit des WWF in Tansania und Mexiko findest du in unserem Artikel Im Wettlauf gegen die Zeit – Entwicklungen im Artenschutz.
- https://www.idos-research.de/die-aktuelle-kolumne/article/soziale-grundsicherungssysteme-sind-auch-fuer-arme-laender-bezahlbar-und-zahlen-sich-fuer-deren-wirtschaftliche-entwicklung-aus/
- https://www.wwf.de/zusammenarbeit-mit-unternehmen/tourismus