Die Dekarbonisierung der Luft- und Raumfahrtindustrie

Juli 2023
Fotograf:in: Ryan Le, Copyright: Ryan Le

Die Luftfahrtindustrie ist einer der am schnellsten wachsenden Verursachern von Treibhausgasemissionen. Deshalb verstärken Boeing und Iata (International Air Transport Association) ihre Bemühungen, den Sektor zu dekarbonisieren und nachhaltige Lösungen zu finden, um den verursachten Umwelteinfluss zu minimieren.

Als eines der weltweit führenden Luft- und Raumfahrtunternehmen entwickelt, fertigt und wartet Boeing Verkehrsflugzeuge, Verteidigungsprodukte und Raumfahrtssysteme für Kund:innen in mehr als 150 Ländern. Weiterhin ist der Konzern einer der führenden US-Exporteure und nutzt als dieser die Vorzüge seines hochangesehenen Images als globaler Zulieferer um wirtschaftliche Chancen, Nachhaltigkeit und den positiven Einfluss auf die Gemeinschaft zu stärken.

Die Umsetzung

Um die Dekarbonisierung des Sektors konkret umsetzen zu können, kommt nun ein neues tool, namentlich das Boeing Cascade Climate Impact Model zum Einsatz, welches Fluggesellschaften dabei helfen soll, ihren Fortschritt hinsichtlich des Netto-Null-Emissionen-Ziels bis ins Jahr 2050 auf Branchenebene zu messen und evaluieren. Der Startschuss für diese neue Technologie soll im letzten Quartal 2024 fallen.

Gemäß Marie Owens Thomsen (Senior Vice President of Sustainability und Chief Economist der Iata) ist generelle Transparenz der entscheidende Punkt bei der Dekarbonisierung der Luftfahrt: Bezüglich ihres Fortschritts soll jedes Jahr eine umfassende, genaue und für alle Beteiligten standardisierte Berichterstattung über den Prozess des Luftverkehrs zur Klimaneutralität gewährleisten werden können.

In jüngster Zeit hat Boeing wichtige Schritte unternommen, um seine Klimaauswirkungen zu verringern, beispielsweise durch den vermehrten Kauf von nachhaltigem Flugbenzin für den kommerziellen Betrieb, durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien in den Fabriken sowie durch beträchtliche Investitionen in der Forschung rund um die Luft- und Raumfahrttechnologien zur Verringerung von Emissionen, Lärmverschmutzung und der Minderung von Treibstoffverbrauch. Festgehalten wurde all dies im 2023 Sustainability Report.

Boeing's 2023 Sustainability Report

In diesem thematisiert das Unternehmen die eigenen Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit und seine konkreten, künftigen Ziele. Der Bericht dient weiterhin als Plattform für Boeing, seine Vision und den proponierten Weg der gesamten Luft- und Raumfahrtindustrie bis ins Detail für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen – ganz im Sinne vollständiger Transparenz.

Der Gedanke dahinter: Fortschritte sehen, nicht nur auf individueller Basis, sondern als Gemeinschaft, branchenweit.

Was Boeing 2023 bereits erreicht hat:

  • Mit dem Boeing Cascade Climate Impact Model hat Boeing ein Datenmodellierungstool eingeführt, das Strategien zur Verringerung der Emissionen im Luftverkehr quantifiziert (s.u.)
  • Die Entwicklung und der Flug eines Transonic Truss-Braced Wing Sustainable Flight Demonstrator-Flugzeugs für die NASA
  • Die Feier des 10. Jahrestages des Boeing ecoDemonstrator-Programms: Im Zuge dessen wurden rund 230 verschiedene Technologien zur Reduzierung von Treibstoffverbrauch, Lärm und Emissionen auf ihre Effizienz bewertet. 2022 wurden im Rahmen dieses Programms bereits 30 neue Technologien zur Dekarbonisierung der Luftfahrt eingerichtet
  • Der Kauf von 7,6 Millionen Liter SAF (Sustainable Aviation Fuel) für den kommerziellen Flugzeugbetrieb von Boeing
  • Der verstärkte Kauf von Strom aus erneuerbaren Energien im großen Stil
  • Die Anwendung eines auf Freiwilligkeit basierenden Branchenansatzes für Nachhaltigkeitsbewertungen, durchgeführt von Zulieferern. Dieser wurde von der IAEG (International Association for Engineering Geology) entwickelt und wird umgesetzt durch EcoVadis (dem weltweit zuverlässigsten Nachhaltigkeitsratings für Unternehmen)

Den vollständigen 2023 Sustainability Report findet ihr hier

Die wichtigsten Erkenntnisse aus den Analysen des Boeing Cascade Climate Impact Models

  • Das Ziel Netto-Null hängt von der generellen Umsetzung der Energieversorgung ab, unabhängig davon, ob SAF, Wasserstoff oder Elektrizität Verwendung finden. Die Energie und Emissionen, die mit Produktion, Verteilung und Lagerung von Kraftstoffen verbunden sind, müssen minimiert werden, um ein möglichst nachhaltiges Ergebnis erzielen zu können
  • SAF wird den größten Beitrag zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen leisten, da es im kommerziellen Flugverkehr verwendet werden kann, sowohl in alten als auch neuen Flugzeugen
  • Zwar werden in den nächsten Jahren auch elektrisch und möglicherweise mit wasserstoff betriebene Flugzeuge auf den Markt kommen, dennoch wird ihr Beitrag zur Emissionsreduktion bis 2050 aufgrund der langen Entwicklungs- und Einführungszeiträume und des Umfangs der damit verbundenen Infrastrukturänderungen für Flughäfen und Pipelines vermutlich begrenzt sein
  • Die Erneuerung der „Luftfahrzeugflotten“ durch erstklassige, treibstoffeffiziente Flugzeuge wird die Emissionen in den kommenden Jahren erheblich reduzieren. Konkret umgesetzt wird dies durch das Ersetzen älterer Generationen durch MAXs, Neos und 77X’s, welche viele Kohlenstoffeinsparungen möglich machen werden
  • Die verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Luft- und Raumfahrtunternehmen wie GE (General Electric) und NASA, mit denen ein elektrischer Hybridantrieb in eine Saab 340 (ein zweimotoriges Regionalverkehrsflugzeug) eingebaut werden soll; oder Wisk, mit welchem ein autonomes, elektrisches „Lufttaxi“ entwickelt werden soll

Generell hilft Cascade Fluggesellschaften, Industriepartnern und politischen Entscheidungsträgern zu erkennen, wann, wo und wie sich verschiedene Treibstoffquellen auf ihre jeweiligen Nachhaltigkeitsziele auswirken. Weiterhin werden im Zuge des Programms Brancheneinblicke und Ressourcen zu den Wegen der Dekarbonisierung der Luftfahrt geboten.
Wer sich einmal selbst mit Cascade beschäftigen möchte, kann dies ganz einfach hier tun!

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