Unsere “Libelle des Jahres” 2024

Januar 2024
Copyright: Michael Frank

Seit dem Jahr 2011 wird die “Libelle des Jahres” gemeinsam von der Organisation Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und dem Verband der Libellenkundler:innen, der Gesellschaft für deutschsprachige Odonatologen (GdO), gewählt. Dieses Jahr soll die Wahl auf die Artenvielfalt von Insekten und besonders deren Bedrohung durch Umweltveränderungen aufmerksam machen. Denn von etwa 80 in Deutschland heimischen Libellenarten stehen bereits 48 auf der Roten Liste.

Unsere Libelle des Jahres!

Als Vertreterin aus der faszinierenden Welt der Libellen darf dieses Jahr deshalb die sogenannte Mond-Azurjungfer den Thron besteigen. Diese ebenso hübsche wie seltene Kleinlibelle ist inzwischen nicht mehr nur in Deutschland, sondern leider in ganz Europa stark vom Aussterben bedroht. Einzig in den Niederlanden ist der Bestand der Mond-Azurjungfer noch in einem einigermaßen annehmbaren Rahmen.

Mit der Wahl zur Libelle des Jahres soll auf die prekäre Situation der Mond-Azurjungfer aufmerksam gemacht und ihre Bedeutung für Mensch und Natur hervorgehoben werden.


Beschreibung und Merkmale

Die Identifizierung der Mond-Azurjungfer gestaltet sich nicht ganz leicht, da sie schnell mit verwandten Kleinlibellenarten verwechselt werden kann.

Charakteristisch für das Insekt ist ihr schlanker und eleganter Körperbau mit einer Länge von 3,3 bis 3,5 cm, der es ihr ermöglicht, präzise und geschickt durch die Luft zu gleiten sowie ihre auffallend farbenfroh schimmernden Körper. Die großen, facettierten Augen sind ein weiteres markantes Merkmal, das zusätzlich ihre Jagdfähigkeiten unterstreicht.

Links ist das Weibchen und rechts das Männchen zu sehen.

Die Männchen dieser Spezies zeichnen sich durch ein horizontales Halbmondmuster mit kurzen seitlichen Strichen auf beiden Seiten auf dem zweiten Hinterleibssegment aus. Außerdem fallen sie durch ihre kräftig blau-grün schimmernde Farbe auf. Das Weibchen dagegen besitzt keine solche Zeichnung am Hinterleib, sondern ist an dieser Stelle dunkel eingefärbt und erscheint insgesamt eher bräunlich bis grün.

Lebensraum und Verbreitung

Die Mond-Azurjungfer fühlt sich in Feuchtgebieten und nährstoffarmen Moorgewässern besonders wohl. Vor allem ein Lebensraum mit ausgeprägter Vegetation unter Wasser ist wichtig. Die Larven dieser Libellenart entwickeln sich in pflanzenreichen, sauberen und stehenden Gewässern und können als Indikator für die Wasserqualität dienen, da die Tiere empfindlich auf Umweltveränderungen reagieren.

Diese Libellenart hält sich gerne an nährstoffarmen Moorgewässern mit Wollgras-Bewuchs auf.

Die Eiablage erfolgt durch die Weibchen an Wasserpflanzen, und die Larven verbringen einen beträchtlichen Teil ihres Lebens unter Wasser, bevor sie sich zu fertigen Libellen entwickeln. Die Flugzeit ist dagegen relativ kurz – man kann die Mond-Azurjungfer meist von Mai bis Juni beobachten. Insgesamt lebt diese Libelle nur etwa ein Jahr.

Die Mond-Azurjungfer ist heute hauptsächlich noch im norddeutschen Tiefland zu finden, wohingegen die Bestände in Süddeutschland nahezu erloschen sind. Schuld daran sind unter anderem die Auswirkungen des Klimawandels. Gewässer trocknen in langen Dürreperioden schneller aus, Wälder werden gerodet, Moore trockengelegt und durch die höheren Temperaturen verändert sich die Konzentration von Nähr- sowie Stickstoffen im Wasser, was zu einem Mangel an Sauerstoff führt. Durch Abgase im Verkehr und die Landwirtschaft gelangen Schadstoffe in die Umwelt, welche sich wiederum in den Böden und Gewässern anreichern.

Ökologische Bedeutung und Schutzwürdigkeit

Die Mond-Azurjungfer ist ein sogenannter “Ansitzjäger”, das heißt, die Libelle fängt ihre Beute nicht etwa im Flug, sondern lauert kleineren Insekten im Sitzen, direkt im Gras oder am Boden, auf. Als Räuber von kleinen Insekten, darunter Mücken und Fliegen, tragen sie zur Regulierung der Insektenpopulationen bei.

Sehr hilfreich für die Forschung hat sich die extreme Sensitivität der Libelle in Bezug auf Umweltveränderungen gezeigt. So können durch das Aufkommen oder den Rückgang der Population schon frühzeitig Störungen im Ökosystem erkannt werden.

Die Mond-Azurjungfer ist zweifellos eine bemerkenswerte Libellenart, die nicht nur durch ihre visuelle Anziehungskraft, sondern auch durch ihre ökologische Bedeutung und ihre Anpassungsfähigkeit an verschiedene Lebensräume fasziniert. Ihr Titel als Libelle des Jahres 2024 unterstreicht die Wichtigkeit des Schutzes ihrer Lebensräume und die Notwendigkeit, die Vielfalt unserer Natur zu bewahren. Um ein erfolgreiches Artenhilfsprogramm umsetzen zu können, müsste einerseits der aktuelle Bestand der Tiere kontinuierlich überwacht und andererseits Klimaschutz und der Erhalt von lebenswichtigen Biotopen wirksam umgesetzt werden. Eine weitere Idee ist die Errichtung von “Pufferzonen”, um Nährstoffeinträge wirksam abzuhalten oder die Neuanlage von nährstoffarmen und ausreichend tiefen sowie bepflanzten Gewässern.

Alle Arten müssen geschützt werden, um unser gemeinsames Überleben zu sichern. Denn “Everything is connected”, alles steht in einem empfindlichen Gleichgewicht zueinander.

  • https://www.bund.net/tiere-pflanzen/libellen/libelle-des-jahres-2024/
  • https://www.libellula.org/aktuelles/
  • https://libellenwissen.de/libellenarten/kleinlibellen/schlanklibellen-coenagrionidae/mond-azurjungfer/
  • https://magazin.tu-braunschweig.de/pi-post/libellen-bioindikatoren-und-inspiration-fuer-die-forschung/
  • https://www.libellen.tv/libelle_mond-azurjungfer_coenagrion-lunulatum.html
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