Es sind riesige Netze, die über den Meeresboden schleifen. Ähnlich wie bei dem beliebten Online-Spiel “Pac-Man” verschlingen sie alles, was sich auf oder knapp über dem Meeresgrund befindet: Von Garnelen und Kabeljau über Rochen und Schollen, bis hin zum Beifang, zu dem unter anderem Thunfische, Schildkröten oder Seevögel gehören. Jahr für Jahr werden Abermillionen Tonnen Fisch durch Schleppnetze an Land gezogen, und so stammt mehr als ein Viertel des weltweiten Fischfangs aus dieser Fischereimethode.
Definition
Beim “bottom trawling”; zu deutsch: “Grundschleppnetzfischerei”, handelt es sich um eine kommerzielle Fischereimethode, bei der gigantische Netze zum Fangen der Fische über den Meeresboden geschleppt werden. Diese Art der Fischerei beinhaltet oft große, schwer beladene Netze, die mit Metallketten oder Schleppbalken am Meeresgrund entlang gezogen werden.
Zwar werden dadurch die Netze gut mit den begehrten Fischarten gefüllt, doch nicht nur die gewünschten Zielarten werden durch die Grundschleppnetzfischerei gefangen, sondern auch Beifänge von nicht-zielfischerelevanten Arten wie Korallen, Seescheiden und andere Bodenlebewesen fallen den Netzen zum Opfer.
Dieser Eingriff führt zu erheblichen ökologischen Auswirkungen, da ganze Ökosysteme des Meeresbodens dadurch beeinträchtigt werden können.
Die Grundschleppnetzfischerei steht daher aufgrund ihrer Umweltauswirkungen zunehmend in Kritik, und verschiedene Maßnahmen werden diskutiert, um nachhaltigere Methoden in der Fischerei zu fördern und den Schutz der Meeresumwelt zu gewährleisten.
Schädlicher als der weltweite Flugverkehr
Die Ozeane sind der bedeutendste CO₂-Speicher unseres Planeten. Leider werden sie aber in dieser Funktion stark von den verschiedensten menschlichen Inventionen und Eingriffen eingeschränkt oder gar ganz daran gehindert – die Grundschleppnetzfischerei stellt hierbei keine Ausnahme dar.
Das Ziehen schwerer Netze über den Meeresboden während der Grundschleppnetzfischerei hat erhebliche Auswirkungen auf die global größten Kohlenstoffspeicher, die sich in den Meeressedimenten befinden.
Bei der Nutzung der gigantischen Fischernetze wird nämlich gespeicherter Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid freigesetzt, was zur Versauerung der Ozeane führt und die Artenvielfalt beeinträchtigt. Darüber hinaus wird die Fähigkeit der Meere, CO₂ aus der Luft aufzunehmen, stark reduziert, was wiederum den Treibhauseffekt verstärkt.
Infolgedessen kommt es zu einer Störung des Kohlendioxid-Gleichgewichts zwischen Atmosphäre und Ozean, wobei der Ozean daran gehindert wird mehr Kohlenstoff aufzunehmen als er abgibt.
So werden eigentlich in etwa 30 Prozent der menschlich verursachten Kohlendioxidemissionen von den Ozeanen absorbiert, jedoch verringert die vermehrte Freisetzung von CO₂ unter Wasser die Menge, die aus der Atmosphäre aufgenommen werden kann.
Derzeit werden die Netze über fünf Millionen Quadratkilometer Meeresboden – rund ein Prozent des Meeresfläche – gezogen. Diese Aufwirbelungen (vergleichbar zu Kondensstreifen von Flugzeugen) sind auch mittels Satellitenbildern aus der Atmosphäre sichtbar.
Bottom trawling führt laut einer Studie jedes Jahr zu durchschnittlich einer Gigatonne Kohlenstoffemissionen – ein Wert, der den CO₂-Ausstoß durch internationalen Flugverkehr im Jahr 2019 übertrifft, welcher in jenem Jahr bei 918 Millionen Tonnen lag.
Das sind sogar mehr Emissionen, als ganz Deutschland in einem Jahr freisetzt und rund fünfmal mehr als der jährliche CO₂-Ausstoß Österreichs.
Umso überraschender und problematischer ist es also, dass die Grundschleppnetzfischerei bisher nicht in den nationalen Treibhausgasinventaren der Länder berücksichtigt wird.
Angesichts dieser schockierenden Ergebnisse betonen Forscher nachdrücklich die Notwendigkeit, diese Fischereipraxis in die nationalen Inventare aufzunehmen.
55 bis 60 Prozent des CO₂, das durch die Schleppnetze freigesetzt wird, gelangt innerhalb von neun Jahren in die Atmosphäre. Die meisten Emissionen entstehen im Ostchinesischen Meer, der Nord- und Ostsee und der Grönlandsee.
Setzt sich der CO₂-Ausstoß bei der Grundschleppnetzfischerei weiterhin auf diese Art und Weise fort, so, könnte die Schleppnetzfischerei bis 2030 die Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Atmosphäre um 0,2 bis 0,5 ppm erhöhen.
Hier ein Vergleich (zur Verdeutlichung der Ausmaße): Momentan erhöht sich die weltweite CO₂-Konzentration in etwa um 2,4 ppm pro Jahr.
Die Notwendigkeit der Ausweisung von Meeresschutzgebieten
Lediglich 2,7 Prozent der Ozeane stehen aktuell unter strengem Schutz, während idealerweise mindestens 45 Prozent der Meere geschützt werden sollten.
Der Rückgang von Leben und Artenvielfalt in den Ozeanen lässt sich primär auf Überfischung, Zerstörung der Lebensräume und den Klimawandel zurückführen. Die Errichtung von Meeresschutzgebieten soll genau an diesen Punkten ansetzen.
Vor allem wird auf Regionen in Ostasien und Europa hingewiesen, die die höchsten Emissionen durch bottom trawling aufweisen. Hierzu zählen unter anderem die europäische Nordsee, das Südchinesische Meer und die Süd- und Westküste Afrikas, in denen die Kohlenstoffspeicherung in den Meeresböden besonders hoch ist.
Der effektive Schutz dieser Gebiete könnte nicht nur zu einer erheblichen Reduktion der Klimawandelauswirkungen führen, sondern außerdem die Erholung der Fischpopulationen unterstützen. Eine Studie von Atwood et al. prognostiziert, dass der Schutz dieser Gebiete das Potential zu einem Rückgang von etwa einer Milliarde Tonnen Kohlenstoff und gleichzeitig zum Schutz von 80 Prozent der gefährdeten Meeresarten des Planeten zu führen vermöge.
Was können wir dagegen tun?
Der Fischfang verursacht enormes Leid für alle Meeresbewohner, führt zur Überfischung mit katastrophalen Auswirkungen für die Ozeane und birgt des Weiteren gesundheitliche Risiken für Verbraucher (beispielsweise durch die Quecksilberbelastung).
Darüber hinaus trägt er maßgeblich zum Klimawandel bei. Angesichts dieser Herausforderungen ist es höchste Zeit, Fischfleisch, welches unter umweltschädlichen und tierquälenden Maßnahmen gewonnen wurde, von unseren Speiseplänen zu streichen und uns anderen Alternativen zuzuwenden.
So gibt es beispielsweise Unmengen köstlicher, fischfreier Gerichte und es war noch nie so einfach wie heute, die Vielfalt veganer Ernährung zu genießen.
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit eine Petition von PETA zu unterstützen, die für die Ausweisung von echten Meeresschutzgebieten in der Nord- und Ostsee einsteht und dazu beitragen kann, Meereslebewesen zu schützen und die Ökosysteme zu erhalten.
Gemeinsam können wir einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz leisten und die drängenden Probleme im Zusammenhang mit der Fischerei angehen.
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- Die ungewisse Zukunft bedeutender Meeresströmungen
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- Wie ein Roboter-Fisch die Weltmeere von Mikroplastik befreit
- https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmars.2023.1125137/full
- https://www.theguardian.com/environment/2021/mar/17/trawling-for-fish-releases-as-much-carbon-as-air-travel-report-finds-climate-crisis
- https://www.theengineer.co.uk/content/news/scientists-find-new-marine-source-of-carbon-emissions/
- https://www.peta.de/neuigkeiten/schleppnetzfischerei-klimaschaden/
- https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/fischerei/grundschleppnetze/
- https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/meere/fischerei/fischerei-heizt-klimakrise
- https://www.derstandard.at/consent/tcf/story/3000000203802/schleppnetze-verursachen-mehr-co2-emissionen-als-gedacht