Bisphenol A, kurz BPA, ist eine chemische Verbindung, die bei der Produktion bestimmter Kunststoffe und Epoxidharze eingesetzt wird.
Man findet BPA zum Beispiel in Polycarbonat-Kunststoff, der aufgrund seines harten und transparenten Materials oft zu Wasserspendern, Tupperware und Mehrweg-Trinkflaschen verarbeitet wird. Das Innere von Getränke- bzw. Konservendosen wird mit Epoxidharzen ausgekleidet, die ja ebenfalls BPA enthalten.
BPAs sind also ein wesentlicher Bestandteil vieler Alltagsgegenstände – umso wichtiger ist es, sich mit eventuellen gesundheitlichen Risiken vertraut zu machen.
Wie wir Menschen BPA unwissentlich zu uns nehmen
Bedenklich ist die Verwendung von BPA in diversen Kunststoffprodukten deshalb, weil die chemische Substanz in sehr geringen Mengen an die Inhalte der Container abgegeben werden kann.
Das hat zur Folge, dass wir durch den Verzehr der jeweiligen Lebensmittel oder Flüssigkeiten zugleich auch BPA zu uns nehmen. Der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) zufolge nehmen wir Menschen BPA primär über Konservendosen zu uns.
Eine Untersuchung von verschiedenen Lebensmittelkonserven durch Stiftung Warentest auf ihren BPA Gehalt lieferte folgende Ergebnisse: 51 der 58 getesteten Konservendosen waren nachweislich stark mit BPAs belastet.
Zusätzlich konnte die Chemikalie bereits des Öfteren im menschlichen Blut und Urin nachgewiesen werden. Beispielsweise führte die Europäische Umweltagentur 2023 eine Untersuchung von Menschen aus elf verschiedenen Ländern durch und fand bei 92% BPA im Urin.
Auswirkungen auf den Körper
Keine Panik – ein einmaliger Konsum von BPA wirkt sich noch nicht negativ auf den Körper aus. Auf lange Sicht ist der Konsum allerdings tatsächlich bedenklich, denn BPA kann bereits in geringen Mengen Einfluss auf den menschlichen Hormonhaushalt nehmen: BPA verstärkt die Wirkung des weiblichen Sexualhormons Östrogen und hemmt die der Schilddrüsen- und der männlichen Sexualhormone.
Andere Nebenwirkungen, von denen man annimmt, dass sie beim Menschen auftreten könnten, sind Kreislauferkrankungen, Übergewicht, Diabetes, Brust- und Hodenkrebs sowie Störungen des Immunsystems.
Ab wann wird es gefährlich?
Aufgrund einer unzureichenden Datenlage wurde die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI – tolerable daily intake) von BPA im menschlichen Körper vor einigen Jahren völlig falsch eingeschätzt. Im Jahr 2015 gaben die Wissenschaftler der EFSA eine vorläufige TDI heraus, die besagte, dass wir 4 Mikrogramm (4 Millionstel eines Gramms) pro kg Körpergewicht vertragen. Heute weiß man, dass der TDI tatsächlich bei nur 0,2 Nanogramm (0,2 Milliardstel eines Gramms) pro kg Körpergewicht liegt. Das ist 20.000 mal geringer als der Wert, der 2015 festgelegt wurde.
EU-weite Regelungen für BPA
Seit 2011 ist es verboten, BPA für Kunststoffflaschen und -verpackungen, die Säuglingsnahrung und Lebensmittel für Kinder unter drei Jahren enthalten, zu verwenden. 2018 wurden dann die Grenzwerte für BPA in allen Lebensmittelkontaktmaterialien an den vorläufigen TDI von 2015 von der EU-Kommission angepasst, doch wie die EFSA 2023 mitteilte, war dieser viel zu niedrig angesetzt.
Tatsache ist, dass eine chemische Substanz, die unseren Hormonhaushalt durcheinanderbringt, generell nichts in Lebensmitteln zu suchen hat. Am 09.02.2024 hat die EU-Kommission deshalb einen Verordnungsentwurf veröffentlicht, der ein absolutes Verbot der chemischen Substanz in Lebensmittelkontaktmaterialien vorsieht. Mit der Unterstützung der Mitgliedstaaten wurde nun ein EU-weites Verbot eingeführt. Die Betriebe haben jetzt 18 Monate lang Zeit, die Produktion anzupassen. Nach Ablauf dieser Übergangsfrist sind Lebensmittelkonserven also endlich frei von BPA.
Wie sieht es anderswo auf der Welt aus?
In Japan gibt es bereits seit mehr als 20 Jahren Konserven, die nicht länger mit Bisphenol A belastet sind. Auch Frankreich sollte uns ein Vorbild sein: Dort ist es seit 2015 verboten, BPA für die Herstellung von Lebensmittelkontaktmaterialien zu nutzen.
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Einzelnachweise & Weblinks
- https://www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/bisphenol-a-neue-studie-zeigt-belastungen-in-gesundheitsschaedlichen-mengen/
- https://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/bisphenol
- https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3782.pdf
- https://germany.representation.ec.europa.eu/news/nach-zustimmung-der-eu-staaten-kommission-beschliesst-verbot-von-bisphenol-2024-12-19_de