Der „Veganuary“ ist für viele der perfekte Anlass, mal eine pflanzliche Ernährung auszuprobieren. Zwar ist der Januar längst wieder vorbei, aber wer sagt, dass diese Challenge dem Jahresbeginn vorbehalten ist?
Da wir uns bei Such dich Grün täglich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen und der Fleischkonsum bekanntlich alles andere als klimafreundlich ist, haben wir den Selbstversuch gewagt – und eine Woche vegan gelebt.
Mehr zu unseren Beweggründen findet ihr hier:
- Ernährungs-Extreme im Vergleich: Carnivor und Vegan
- Warum vegan leben die Welt verändern kann
- Trendwende im Fleischkonsum?
- Umweltbewusste Ernährung ohne Verzicht auf Genuss
Sieben Tage, drei Meinungen: Hier findet ihr unsere ehrlichen Erfahrungen.
Die alltäglichen Herausforderungen veganer Ernährung
Annie: Es war garnicht mal so einfach, die vegane Lebensweise so kurzfristig in den Alltag zu integrieren – vor allem, wenn man nicht alleine lebt und kocht, und der oder die Partner*in nicht mitmacht bei der veganen Woche …
Einerseits ist es praktisch, wenn jemand die nicht-veganen Produkte verbraucht, andererseits isst so ständig jemand vor deiner Nase Käsebrot, Spiegelei oder bereitet eine Lasagne zu – einfach weil die Person vielleicht auch noch nicht verinnerlicht hat, dass man tierischen Produkten gerade entsagt.
Da muss man dann schauen, wie man sich selbst noch schnell eine vegane Alternative zubereitet. Und ich sag mal so - bei Lasagne ist die vegane Alternative halt einfach Nudeln mit Tomatensoße ... ohne Parmesan – wenn man keine Zeit hat, extra noch einkaufen zu gehen.
Ich kann mir vorstellen, dass ein ganzer Monat – zum Beispiel als “Veganuary” – da schon besser funktioniert: Viele machen bei dieser Challenge mit, außerdem kann man schon vorher darauf achten, keine tierischen Produkte mehr im Haus zu haben und dafür gute Alternativen auszusuchen!
Clara: Da ich mich bereits seit einigen Jahren vegetarisch ernähre, hätte ich eigentlich nicht gedacht, dass die Umstellung auf eine vegane Lebensweise so viel Veränderung mit sich bringen würde. Ich hatte aber definitiv unterschätzt, in wie vielen Lebensmitteln tierische Produkte stecken.
Das Einkaufen hat auf alle Fälle länger gedauert als sonst, weil ich mich erstmal ganz neu orientieren musste. Abgesehen davon sind viele Produkte nicht entsprechend gekennzeichnet, weshalb man dann jedes Mal die Zutatenliste studieren muss.
Sobald ich dann aber erstmal alle Zutaten zusammengesucht hatte, war es gar nicht mehr so schwer und es hat wirklich Spaß gemacht, sich nochmal ganz neu mit dem Thema Ernährung zu befassen.
Katie: Ich lebe seit über einem Jahr vegan (mit Ausnahme von Urlauben, da ist es oft leider einfach nicht möglich). Für mich war die Umstellung von vegetarisch zu vegan ehrlich gesagt gar nicht mehr so schlimm. Das einzige, was sich für mich noch geändert hat, waren Käse und Eier und davon hatte ich eh nicht viel gegessen. Ich habe mich vor der Umstellung sehr viel darüber informiert, wie ungesund Milchprodukte und Fleischprodukte wirklich sein können. Ich habe mich also aus tiefer Überzeugung heraus für die vegane Ernährung entschieden.
Von Käse-Frust zu Pesto-Glück: Unsere veganen Entdeckungen
Annie: Statt Milch trinke ich sowieso schon Hafermilch in meinem Kaffee, das hat also gar nicht gestört. Vegane Margarine mag ich auch gerne. Wo es wirklich einen Unterschied für mich macht ist Käse, da schmecken die veganen Alternativen für mich wirklich noch nach Ersatzprodukt – für nur eine vegane Woche habe ich deshalb erst gar keinen gekauft. (Bei einem ganzen Monat würde ich mich vielleicht doch nochmal auf die Suche machen.)
Und mein ProTipp: Veganes Pesto einfach selbst machen aus einem Schuss Olivenöl, Avocado und Spinatblättern, wenn es welchen gibt, gerne auch noch etwas Basilikum dazu, mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Nudeln ins Wasser, ein paar Tomaten aufschneiden und wer es ganz fein möchte, röstet sich noch eine Hand voll Pinienkerne in der Pfanne dazu für extra Crunch! Nur den Parmesan lassen wir weg. :)
Clara: Milch habe ich anfangs vermisst, bis ich festgestellt habe, dass mir Kakao mit Hafermilch sogar besser schmeckt als mit Kuhmilch!
Auch für den Kaffee musste ich erst die richtige Milchvariante finden – Reismilch war mir persönlich z.B. viel zu süß für Kaffee.
Der Käseverzicht war da schon eine größere Umstellung, weil ich mich genau wie Annie nicht hundertpro mit den Ersatzprodukten anfreunden konnte. Stattdessen habe ich dann aber einfach auf vegane Brotaufstriche zurückgegriffen und somit war das dann zumindest beim Mittagessen oder Frühstücken auch kein Problem mehr.
Katie: Meine persönlichen Empfehlungen sind Hefeflocken als Käseersatz und Hafermilch geht sowieso immer :) Bei veganem Pesto schließe ich mich Annie an, ist super einfach zu machen und mega lecker und gesund!
Veganes Soulfood – so haben wir uns durch die Woche geschlemmt
Annie: Veganer Fruchtjoghurt (z.B. von Alpro) in verschiedenen Sorten hat mich Snack-technisch durch die Woche getragen. Es gibt inzwischen auch viele und gute vegane Eissorten!
Daneben habe ich Blaubeer-Muffins gebacken, inzwischen gibt es sogar gute Ei-Alternativen, die man einfach nur mit etwas Wasser aufschlägt und dann zum Teig gibt.
Als gesunder Snack zwischendurch gab es Birnen und Gemüsestangen zum Knabbern.
Clara: Mein go-to veganer Snack war definitiv vegane Schokolade, wobei ich die Marke Ritter Sport empfehlen kann. Diese Schokolade stammt nämlich zusätzlich aus fairem Handel. Grundsätzlich habe ich – genau wie Annie auch – öfter zu Gemüse gegriffen.
Katie: Veganes Eis von Ben & Jerry's ist richtig lecker (aber leider auch sehr teuer). Außerdem mache ich gerne Süßkartoffel-Brownies und Mandelmus!
FOMO-Alarm
Annie: Ich hatte tatsächlich manchmal das Gefühl, etwas zu verpassen – allerdings immer nur im Vergleich zu anderen, die mir etwas vor-essen, auf das ich dann auch Lust hätte. Gäbe es im Kühlschrank einfach nur veganes, würde mir wahrscheinlich nichts fehlen.
Was total cool war und sehr gut in diese Woche gepasst hat: Wir waren am Wochenende bei einem Event und jeder Menü-Gang bestand aus einem anderen Wurzelgemüse! Also, da musste ich gar nichts verpassen, denn alle waren vegan unterwegs.
Clara: Beim gemeinsamen Abendessen mit der Familie habe ich einfach auf meine veganen Varianten zurückgegriffen. Da ich es durch die vegetarische Ernährungsweise sowieso gewohnt bin, vielleicht nicht immer das essen zu können, was alle anderen vor sich haben, war das keine wirkliche Umstellung und für mich auch nicht weiter schlimm.
Soziale Events standen für mich in der Woche keine an, weswegen ich auch dahingehend nicht das Gefühl hatte, essenstechnisch etwas zu verpassen.
Katie: Ich habe mich so an die vegane Ernährung gewöhnt, ich denke ehrlich gesagt gar nicht mehr darüber nach, dass man sich ja auch anders ernähren könnte. Für mich ist das mittlerweile selbstverständlich, da ich es ja auch aus Überzeugung mache.
Mehr als nur ein Trend – was uns die vegane Woche über gesunde Ernährung gelehrt hat
Annie: Auf die Nährstoffe habe ich eigentlich überhaupt nicht geachtet – ich habe auch viele ungesunde vegane Sachen, wie Mangosorbet, gegessen. Also das wären die nächsten Schritte, dann auch noch weniger Zucker und lokaler, bzw. regionaler einzukaufen.
Clara: Ich habe tatsächlich deutlich mehr auf die Inhaltsstoffe etc. geachtet. Diese Woche hat definitiv mein Bewusstsein dafür geschärft, was alles zu gesunder Ernährung gehört.
Katie: Die die vegane Ernährung hat bei mir dahingehend nicht wirklich etwas verändert, ich schaue generell darauf, möglichst wenig verarbeitete Produkte zu konsumieren und achte auf Makros und Mikros.
Unsere Take Aways aus diesem kurzen Experiment
- Kurzfristig in den veganen Lebensstil reinzuschnuppern ist garnicht mal so einfach, wenn der restliche Haushalt sich anders ernährt.
- Wirklich viele alltägliche Lebensmittel, bei denen wir es nicht erwartet hätten, sind nicht vegan.
- Eine Vorbereitungs- und Eingewöhnungszeit erleichtert die Ernährungsumstellung enorm.
- Wer vegan lebt, muss nicht auf alles verzichten, isst aber grundsätzlich gesünder (eher Rohkost-Snacks) und nachhaltigere Produkte (Fair trade).
- Es zeigt sich: Unsere Lebensmittelkultur in Deutschland ist nicht auf fleischlose Ernährung ausgelegt. Gegenüber veganer Ernährung bestehen immer noch viele Vorurteile.
Unser Fazit? Diese vegane Woche war eine Challenge, die wir nicht missen möchten. Wir haben nicht nur gelernt, was für ein Genuss die vegane Küche sein kann, sondern auch, wie wichtig es ist, seinen Konsum hin und wieder zu hinterfragen und neue Perspektiven zu gewinnen.
Wir für unseren Teil haben jedenfalls gelernt, dass vegan nicht nur Verzicht bedeutet, sondern auch eine Bereicherung sein kann – und dass das Ersatzprodukt das Original auch manchmal übertrifft!
Hier haben wir noch ein paar Inspirationen für euch gesammelt:
- Apfel-Zimt-Muffins (vegan)
- Döner mal anders - Çiğköftem
- Warum du mehr vegane Mayo essen solltest
- Minimalistische Kreationen: Vegane Aufstriche aus nur 2 Zutaten
- Milch ohne Moo: Pflanzliche Power am Weltpflanzenmilchtag
- Gemüse richtig zubereiten – Vitaminverlust vermeiden
- Frische Hafermilch auf Knopfdruck: Mililk-Platten von Veganz