Am 13. Dezember – einen Tag später als geplant – endete die Weltklimakonferenz COP28, die dieses Jahr in Dubai abgehalten wurde. Doch mit welchem Ergebnis? Und wie äußerte sich der Interessenkonflikt, der bei einem Ölkonzernchef als Präsident der Konferenz vorprogrammiert schien? Schließlich ist der staatseigene Ölkonzern Adnoc kurz davor, 150 Milliarden Dollar in die eigene Expansion zu stecken. Firmenchef dieses Ölkonzerns ist kein anderer als der Präsident der COP28 selbst: Sultan Ahmed Al Jaber. Von vielen Seiten wurde daher angezweifelt, ob er der Richtige für die Position ist. Immerhin ging 2022 als Jahr mit den meisten verzeichneten Treibhausgasemissionen in die Geschichte ein und so sind auch die Erwartungen an die diesjährige UN-Klimakonferenz entsprechend hoch.
Die erste globale Bestandsaufnahme
2015 einigte man sich beim Pariser Klimaabkommen darauf, ab 2023 alle fünf Jahre eine Bestandsaufnahme abzuhalten. Dieses Jahr teilten also zum ersten Mal alle Nationen ihre Fortschritte im Hinblick auf die Umsetzung des Übereinkommens von Paris. Der Hintergedanke dabei ist, dass die UN-Mitgliedstaaten sich so vielleicht gegenseitig ermutigen könnten und der Realität endlich ins Auge blicken würden. Dieses Zusammenkommen wird außerdem als Chance angesehen, die internationale Kooperation zu verbessern und so auch den Klimaschutz der einzelnen Staaten zu optimieren.
Die Bestandsaufnahme lässt keine Zweifel offen: Die bisherigen Anstrengungen im Klimaschutz sind eindeutig unzulänglich, denn kein einziger Staat konnte den Vereinbarungen des Pariser Klimaabkommens gerecht werden. Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme sind ernüchternd; steuern wir doch geradewegs auf eine Erderwärmung von +3 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer trotz allgemein mangelnder Maßnahmen im Klimaschutz: Die Erfolge, die bestimmte Branchen in den vergangenen Jahren verzeichneten, zeigen, dass es durchaus möglich ist, die Erderwärmung weiter zu beschränken, sofern genügend Zeit, Geld und Energie investiert werden. Als Beispiel hierfür wurde der Aufschwung der Erneuerbaren Energien genannt – allen voran die Photovoltaiktechnik betreffend, sowie die Fortschritte der Elektromobilität. Doch wie bei allen Sitzungen dieser Art ist das Fazit auch diesmal dasselbe: Die aktuellen Anstrengungen reichen bei Weitem nicht aus.
Konkrete Entschlüsse
Die Mitgliedstaaten einigten sich schließlich darauf, sich in den kommenden Jahren endgültig von fossilen Energieträgern zu trennen und Klimaneutralität bis 2050 anzustreben. Doch dieser Beschluss ist nicht nur sehr vage formuliert, er sanktioniert auch die CCS-Technologie.
So äußerte beispielsweise die Allianz kleiner Inselstaaten – die vom Meer verschlungen werden würden, sollte sich die Erde um mehr als 1,5 Grad erwärmen – ihre Bedenken bezüglich der unverbindlichen und schwammigen Formulierungen.
Ganz abgesehen davon, dass es abzuwarten bleibt, ob die rund 200 Mitgliedstaaten dies tatsächlich umsetzen werden. Die bei der Klimakonferenz getroffenen Entscheidungen bezüglich der Energiewende sind nämlich nur allgemeine Richtlinien und somit nicht obligatorisch.
Achim Steiner, Untergeneralsekretär der UN, drückte sein Verständnis für diejenigen aus, die sich mit dem finalen Entschluss nicht zufriedengeben wollen, betont aber gleichzeitig, dass sich die Staaten bei der diesjährigen Klimakonferenz zum ersten Mal unmissverständlich von den fossilen Energien abgewendet haben. So wurde immerhin zu Papier gebracht, dass Erneuerbare Energien unsere Zukunft sind – das dürfte Investoren dazu motivieren, sich diesen mehr zu widmen, da fossile Energien bei der COP28 erstmals zu “stranded assets” erklärt wurden, das bedeutet, dass sie ein drastischer Wertverlust erwartet – so Jennifer Morgan, Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik.
Auch ist der Beschluss gefallen, die globalen Treibhausgasemissionen bis spätestens 2025 dauerhaft zu reduzieren. Der Ausbau der Erneuerbaren nimmt dabei eine entscheidende Rolle ein. Doch der Chef des gigantischen Ölkonzerns und Präsident der 28ten Klimakonferenz stellte sicher, dass die Vereinbarungen die Speicherung von CO2 erlauben. So könnte man Klimaneutralität erreichen, ohne komplett aus fossilen Energien aussteigen zu müssen – das kommt einigen Ländern, darunter auch den Vereinigten Arabischen Emiraten gerade recht. Der Präsident Sultan Ahmed Al-Jaber ist bekanntermaßen ein großer Befürworter der CCS Technologie. Seit den Vorbereitungen auf die Weltklimakonferenz beim Petersberger Klimadialog, als Al-Jaber seinen Standpunkt mit der Welt teilte, war dies ein großer Streitpunkt.
Ein weiterer Aspekt von größter Bedeutung war die Finanzierung des Klimaschutzes. Kein Land sollte aufgrund mangelnder finanzieller Mittel der Möglichkeit beraubt werden, Klimaschutz zu betreiben. Ganz besonders deshalb, weil es oftmals gerade die ärmeren Länder sind, die die Extremen der Erderwärmung zu spüren bekommen (werden).
Nach mehrfachen Anläufen sieht es jetzt so aus, als würde man dem Versprechen an die Entwicklungsländer, jährliche Zahlungen im Wert von 100 Milliarden Dollar zu entrichten, dieses Jahr gerecht werden. Dieser Fonds soll weniger wohlhabende Länder bei der nachhaltigen Entwicklung und bei der Adaption an die Veränderungen, die der Klimawandel gebracht hat, unterstützen.
Bei einer solchen Summe kommt früher oder später natürlich die Frage auf, wer denn nun zahlen muss – eigentlich war es vorgesehen, dass nur die klassischen Industrieländer in den Fonds einzuzahlen haben. Doch die USA sowie die Außenministerin Deutschlands forderten, dass auch diejenigen Nationen, die mit fossilen Energien erhebliche Profite erzielen, wie China und die Golfstaaten, einen Beitrag zusteuern. Immerhin gehören eben diese zu den größten Klimasündern.
Mehr zu diesem Thema findet ihr hier:
- COP28: Ein Konflikt der Interessen?
- Projekt Greensand – im Kampf gegen den Klimawandel
- Alles zum Thema CCS
- https://www.tagesschau.de/wissen/klima/global-stocktake-100.html
- https://www.tagesschau.de/wissen/klima/cop28-104.html
- https://www.tagesschau.de/inland/regional/nordrheinwestfalen/wdr-klimakonferenz-das-bedeuten-die-beschluesse-aus-dubai-100.html
- https://www.umweltbundesamt.de/themen/cop-28-bestandsaufnahme-des-globalen-klimaschutzes
- https://www.theguardian.com/environment/2023/dec/15/fossil-fuels-how-a-huge-gamble-sealed-cop28-deal