Können Indigene Schutzgebiete den Regenwald retten?

08. Dezember 2024
Copyright: Bild von Heiko Behn auf Pixabay

Wie unzählige andere Waldgebiete der Erde steckt der Amazonas Regenwald in großen Schwierigkeiten. Hitzewellen, Waldbrände und Abholzung führen zu Dürreperioden und Hochwassern, die zunehmend das Land zerstören. Dieses Land ist aber nicht nur die Heimat unzähliger Menschen und Tierarten, sondern sichert auch unser Überleben durch seine immense Sauerstoffproduktion. Zudem schützt es uns vor der Erwärmung der Atmosphäre und den daraus resultierenden Klimakatastrophen.

Was den Amazonas so einzigartig macht

Der Amazonas Regenwald ist der größte Regenwald unserer Erde und bedeckt beinahe 5% der gesamten Erdoberfläche. Die dortige Biodiversität ist kaum zu übertreffen, da er mit 40.000 Pflanzenarten, ganzen 400 Säugetierarten und unzähligen weiteren Insekten-, Reptilien-, und Vogelarten die Heimat zahlloser Tier- und Pflanzenarten ist.
Der Amazonas Regenwald ist die grüne Lunge unseres Planeten und eines der wichtigsten und komplexesten Naturgebiete unserer Erde, denn er schenkt uns Sauerstoff, seine Flüsse gelten als lebensbringende Süßwasservorräte und er fungiert als gigantischer Kohlenstoffspeicher, was zur Verringerung des Treibhausgaseffekts beiträgt.
Doch der Regenwald ist in Gefahr – und wir sind Schuld daran. Rund 20% des Waldes wurden bereits entwaldet, so gut wie alle weiteren Gebiete befinden sich im Degradationszustand und kaum mehr ein Drittel ist noch intakt.

Von Abholzung, Waldbränden und dem Klimawandel

Die Zerstörung des Regenwaldes und das dadurch verursachte Leid seiner Bewohner sind der Gier und Unverantwortlichkeit der Menschen geschuldet. Denn der Wald wird größtenteils aufgrund illegaler Abholzung vernichtet, die wiederum dem Anbau landwirtschaftlicher Produkte, der Gewinnung von Holz oder Gold, dem Errichten gigantischer Wasserkraftwerke oder der Haltung von Vieh geschuldet ist. Diese Entwicklungsvorgänge tragen weitreichende Folgen. Nicht nur werden die einzigartigen Biotope des Regenwaldes Stück für Stück zerstört, sondern auch die Zahl der Waldbrände steigt erheblich:

Der Amazonas Regenwald sowie umliegende Feuchtgebiete wie der Pantanal oder der Cerrado, die artenreichste Savanne der Welt, werden jährlich von tausenden Waldbränden heimgesucht.
Einer Analyse der Initiative MapBiomas zufolge, die Mitte August 2021 veröffentlicht wurde, stand ein Fünftel der gesamten Landmasse Brasiliens in den vergangenen 36 Jahren mindestens einmal in Flammen. Jedes Jahr wurde dabei durchschnittlich eine Fläche von 150.957 Quadratkilometern zerstört.

Zum Vergleich: England ist 130.279 Quadratkilometer groß – es brannte also in den vergangenen 36 Jahren jedes Jahr eine Fläche größer als England.

Alleine von Januar bis August 2024 loderten im Amazonas Regenwald insgesamt 63.189 Feuer und auch das Pantanal und der Cerrado waren im August von jeweils 3.845 bzw. 15.190 Feuern betroffen – derweil geht die tatsächliche Trockenzeit jedoch erst danach so wirklich los. Kein Wunder also, dass das Amazonasgebiet alleine im September ganze 41.463 mal gebrannt hat, was einem Anstieg von 57% zum Vorjahr entsprach. Auch der Pantanal und der Cerrado blieben mit jeweils 2.688 bzw. 29.319 Bränden im September nicht verschont. Für den Cerrado bedeutet das einen Anstieg der Brände von 122% zum Vorjahr und für den Pantanal eine Steigerung von ganzen 620%!

Wie kommt es zu den Bränden?

Der Hauptgrund für die Brände ist die gezielte Brandstiftung zur Gewinnung von Weideland oder anderweitig landwirtschaftlich nutzbarer Fläche, wobei viele der Brände illegalerweise gelegt werden. Größtenteils fällt die Schuld also auf Industrieländer, die sich den Regenwald zunutze machen wollen. Auch Deutschland ist Teil des Problems, denn viele der Exporte aus dem Regenwald gehen nach Deutschland. Beispielsweise wird im Regenwald angebautes Soja bei uns zu 80-98% – je nach Quelle – als Futter in der Massentierhaltung verwendet.

Nach dem Amtsantritt des brasilianischen Präsidenten Lula (da Silva) im Januar 2023 nahm die Entwaldung des Regenwaldes zwar ab – immerhin möchte der Präsident seinen eigenen Worten nach eine “Null-Abholzung” anstreben – aber die Zahl der Brände stieg wie bereits erwähnt dennoch stark an. Doch woran liegt das?
Zum einen werden die Brände im Regenwald auch auf bereits zerstörten Gebiet gelegt, um dieses besser nutzbar zu machen, wobei es sich aber auch hierbei um relevante und umweltschädigende Brände handelt. Zudem ist illegale Brandstiftung einer der Hauptgründe für die vielen Brände – weniger leicht aufzudecken als die tatsächliche Waldrodung. Es entwickelt sich also ein Trend von illegaler Rodung zu illegaler Brandstiftung.

Hier erfährst du mehr zur Abholzung des Regenwaldes, dem Rückgang der solchen und die politischen Gegebenheiten dahinter.

Den Klimawandel und den Goldabbau im Blick

Auch die Klimakrise leistet ihren Beitrag zu den vermehrt auftretenden Waldbränden. Angeheizt durch Wetterphänomene wie den El Niño oder der Trockenzeit stehen die Amazonasgebiete immer öfter in Flammen und ein Teufelskreis entsteht: Die Klimakatastrophe sowie die allgemeine Umweltverschmutzung und deren Folgen verstärken die Häufigkeit der Waldbrände. Der Verlust des Regenwaldes beeinflusst wiederum zahlreiche komplexe Vorgänge auf der Erde – er begünstigt z.B. indirekt weitere Trockenheiten oder Dürren –, die wiederum zu mehr Bränden und Umweltkatastrophen führen.

Bald werden die bedrohlichen Kipppunkt für das Weltklima erreicht sein, die zur Überschreitung der 1,5 Grad Grenze führen werden, dessen Übertretung katastrophale Folgen für unser Klima, den Planeten und alle seine tierischen und menschlichen Bewohner zur Folge haben wird.
Die Abholzung des Regenwaldes trägt ihren Teil dazu bei, diesem Wert immer näher zu kommen.

Hier erfährst du mehr zu den neun Kippelementen des Klimawandels, deren Überschreitung schwere Folgen haben könnte.

Auch die Gewässer sind betroffen: mindestens 23 Seen sind 2024 wärmer als im Durchschnitt für August der letzten 5 Jahre. Dies kann fatale Auswirkungen auf die Bewohner des Regenwaldes haben. Beispielsweise wird vermutet, dass der Tot von 122 Flussdelfinen mit der Erwärmung der Gewässer in Verbindung steht.

Übrigens: Eine weitere Gefahr für den Regenwald stellt der (illegale) Goldabbau dar. Dieser schafft lebensgefährliche Bedingungen für Mensch und Tier zugleich:
Quecksilber, welches als starkes Nervengift wirkt, wird beim Goldabbau in großem Umfang eingesetzt. Sowohl die im Regenwald beheimateten Völker als auch die Tiere in betroffenen Regionen sind durch kontaminiertes Wasser stark gefährdet.

Hier erfährst du mehr über Quecksilber, die Gefahr, die es für den Giftfrosch im Amazonas darstellt und den Goldabbau.

Es steht also fest: Es müssen dringenst Maßnahmen ergriffen werden, denn der Regenwald ist in großer Gefahr.

Hilfe für den Regenwald durch indigene Schutzgebiete

Neben einigen Umweltschutz-Projekten zur Bewahrung des Regenwaldes tragen auch indigene Schutzgebiete erheblich zur Erhaltung dessen, was noch vom ursprünglichen Regenwald übrig ist, bei:

Der Amazonas Regenwald ist die Heimat von etwa 305 indigenen Völkern, die mit mehr als 800.000 Menschen und ganzen 274 verschiedenen Sprachen eine unglaubliche Vielfalt an kulturellem Reichtum darstellen.

Um diese Kulturen zu schützen und ihren Lebensraum vor der Vernichtung zu bewahren, arbeitet der WWF seit 2007 eng mit der indigenen Bevölkerung des Regenwaldes zusammen. Bereits 40 Schutzgebiete wurden im Zuge dessen für die indigenen Völker eingerichtet, wodurch insgesamt sieben Millionen Hektar Land geschützt werden.

Diese Schutzgebiete stellen eine der wichtigsten Barrieren gegen die Abholzung des Regenwaldes sowie Rodung durch Brandstiftung dar:
Zwischen 1985 und 2020 fand nur 1% der Abholzung des Waldes auf dem Land indigener Völker statt und ganze 98% der natürlichen Vegetation ist dort immer noch erhalten.

Für den Wald und seine Bewohner – ein Projekt des WWF

In seinem Projekt zum Schutz des Waldes strebt der WWF in Zusammenarbeit mit den betroffenen indigenen Völkern insbesondere folgende Punkte an:

  • Schutz der Territorien gegen illegale Eindringlinge:
    Die indigene Bevölkerung wird darin geschult, sich gegen illegale Eindringlinge in ihrem Land schützen zu können. Dazu gehört beispielsweise die Ausbildung von Ranger:innen, sowie der Einsatz moderner Kameradrohnen, die zur Überwachung ihrer Gebiete beitragen sollen. Die dadurch entstandenen Überwachungsdaten können daraufhin an die Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet werden.
  • Auf- und Ausbau nachhaltiger Einkommen:
    Hiermit werden nachhaltige Einkommensmöglichkeiten der indigenen Völker durch Fortbildung, Zertifizierung und dem Erschließen neuer Märkte gefördert – genutzt werden hierbei beispielsweise Waldprodukte wie die Paranuss, die als sichere und nachhaltige Einkommensquelle gilt.
  • Gesundheit schützen:
    Dieser Punkt strebt besonders die Aufklärung indigener Völker zur Quecksilberbelastung an. Gleichzeitig sollen Vermeidungsstrategien eingeführt und gesunde Wasserversorgungssysteme installiert werden. Auch die Schulung von Personal im öffentlichen Gesundheitswesen und in der Strafverfolgung illegalen Goldabbaus vor Ort soll gefördert werden.
  • Förderung politischer Beteiligung:
    Indigene Stimmen im öffentlichen Raum sowie die Vernetzung der indigenen und traditionellen Völker untereinander sollen gestärkt werden. Zudem werden lokale zivilgesellschaftliche Organisationen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit unterstützt und Aktivist:innen, die sich für den Erhalt des Waldes und ihrer Gebiete einsetzen, sollen vor physischen Angriffen und Rufmord geschützt werden. Besonders letzterer Punkt ist wichtig, da der Widerstand der betroffenen Aktivist:innen gegen die Ausbeutung ihrer Gebiete sogar Lebensgefahr bedeuten kann.

Das spezielle Projekt des WWF – wie auch viele weitere seiner Projekte — tragen erheblich zum Erhalt des Regenwaldes und zum Widerstand gegen illegale Rodung, Brandstiftung und die Zerstörung vieler Lebensräume bei.

Wenn auch du zum Schutz des Regenwaldes und seinen einzigartigen Lebensraum beitragen möchtest, dann hilf dem WWF mit einer Spende deiner Wahl – jede Unterstützung zählt!

  • https://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/amazonien/indigene-territorien-schuetzen
  • https://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/amazonien/bedrohungen-des-amazonas
  • https://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/amazonien/indigene-territorien-schuetzen/waldbrandfront-amazonas
  • https://suchdichgruen.de/wissen-und-technologie/a514/jahrhundertduerre-im-amazonas-regenwald/
  • https://suchdichgruen.de/wissen-und-technologie/a132/die-umwelt-faengt-das-schwitzen-an-der-treibhauseffekt/
  • https://www.umweltbundesamt.de/themen/regenwald-abholzung-klimafolgen-sind-groesser-als#
  • https://suchdichgruen.de/wissen-und-technologie/a306/neue-schutzgebiete-fuer-indigene-voelker-im-amazonas/
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Amazonas-Regenwald
  • https://www.regenwald.org/themen/fleisch-soja/fragen-und-antworten-zu-soja#
  • https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/soja/soja-als-futtermittel
  • https://www.chemie.de/lexikon/Quecksilber.html#
  • https://www.forschung-und-lehre.de/forschung/erste-klima-kipppunkte-koennten-bis-2030-erreicht-werden-4998
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