McDonalds im Nachhaltigkeitscheck – Verpackungen und Plastik

10. April 2025
Copyright: Image by Daniel Reche from Pixabay

McDonald's, der umsatzstärkste Fast-Food-Konzern der Welt, möchte sein Image aufpolieren und grüner und nachhaltiger werden. Da steht das Unternehmen vor einer großen Herausforderung, denn aktuell belasten Anschuldigungen bezüglich umweltschädlicher Praktiken das Ansehen des Konzerns erheblich.
Im Folgenden beschäftigen wir uns mit der Frage, welche nachhaltigen Strategien McDonald’s zur Reduzierung des Verpackungsmülls verfolgen möchte und inwiefern die diese zu den gewünschten Ergebnissen führen.

McDonald's Nachhaltigkeitsversprechen

Eigenen Aussagen zufolge ist sich McDonald’s als größtes Gastronomieunternehmen der Welt seiner Verantwortung gegenüber unserem Planeten bewusst und setzt, wie aus ihren seit 2011 erschienen Nachhaltigkeitsberichten hervorgeht, vermehrt auf grüne Alternativen zu Plastik und Wegwerf Produkten.
In ihren Nachhaltigkeitsstrategien verspricht McDonald’s aktiven Klimaschutz, einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten sowie Verpackungen und Abfällen, Essen aus regionaler Ursprung, sowie das Erreichen vollständiger Klimaneutralität bis 2050 vollkommen.
Was aber steckt hinter den Versprechen?

Erster Platz für erfolgreiches Greenwashing

Gegen McDonald’s eigene Aussage sprechen zahlreiche Anklagen seitens Organisationen wie Greenpeace oder der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die McDonald’s 2023 den ersten Platz des Greenwashing-Preises verliehen hat.

Bereits zum fünften Mal in Folge erhielt der Fastfood-Riese 2023 mit rund einem Viertel aller Stimmen den “Goldenen Geier” – einen Negativpreis, der Unternehmen für ihr Greenwashing anprangert und sie zu tatsächlich nachhaltigen Entscheidungen motivieren soll.

McDonald’s wurde durch diesen Preis für seine “I am Beautiful"- Kampagne kritisiert, in der es um den Umgang mit Einwegverpackungen geht.
Der Deutschen Umwelthilfe nach zufolge jedoch nutzte McDonald’s diese Kampagne, um seine Unmengen an Müll als wertvollen Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz zu verkaufen.
Und Müll gibt es bei McDonald’s nicht wenig: 2021 etwa war McDonald’s für einen 44.000 Tonnen schweren Müllberg aus Verpackungsmüll verantwortlich.

Verpackungswahn bei McDonald’s

McDonald’s möchte weitestgehend auf Plastik verzichten, seine Einwegverpackungen sollen nun in Einklang mit der neuen EU-Richtlinie zu Einwegplastik aus recyclebarem Papier und Pappe bestehen. Zusätzlich sollen nach der 2023 etablierten Mehrwegangebotspflicht Mehrwegbehälter als umweltschonende Alternative angeboten zu werden.
Wir erklären was es damit auf sich hat und ob McDonald’s den Anforderungen gerecht wird:

Ein plastikfreier McDonald’s?

Eigenen Angaben zufolge verzichtet McDonald’s inzwischen bei vielen ihrer Produkte auf Plastikbestandteile. Dazu gehören unter anderem seit 2019 Ballonhalter aus Papier statt Plastik, und seit 2023 Becher ohne Plastikdeckel. Auch Strohhalme, Eisbecher und Löffel seien inzwischen plastikfrei. Damit möchte die Fast-Food-Kette auf mehr Nachhaltigkeit setzen und Ressourcen schonen. Aussagen der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge seien McDonald’s Angaben dazu, wie viel Plastik durch ihre bisherigen Maßnahmen eingespart werden konnte, jedoch falsch.
Auch das Happy Meal soll nun nachhaltiger gestaltet werden, indem auch Bücher statt Plastik- und Elektroartikel angeboten werden. Diese Happy-Meal-Bücher sollen laut der “I Am Beautiful”-Kampagne außerdem aus recycelten McDonald’s-Einwegbechern hergestellt werden. Auch hier ergeben Nachforschungen der DUH jedoch, dass gerade mal ein Drittel der gesammelten Einwegbecher des Fast-Food-Restaurants nach Großbritannien transportiert werden, wo sie durch ein spezielles Recyclingmaterial in Bücher umgewandelt werden sollen. Abgesehen davon, dass aber auch der Transport der Becher einiges an CO2-Emissionen verursacht, bestehen die fertigen Bücher der DUH zufolge schlussendlich aber nur zu 40% aus recyceltem Material. Die anderen 60% bestehen aus neuen Fasern.

Einwegbehälter aus Papier und Pappe

Aufgrund einer neuen EU-Richtlinie zu Einwegplastik muss McDonald’s nun bei seinen Verpackungen – wie den Chicken-Nugget-Boxen, Tüten zum Mitnehmen und Pommesverpackungen – auf Papier und Pappe statt Plastik setzen. Damit sollen Ressourcen eingespart und Plastikmüll vermieden werden.
Zwar sind Burger sowie weiteres Essen tatsächlich nur noch in Papier- bzw. Pappboxen erhältlich, doch was zunächst nach einer sinnvollen und nachhaltigen Alternative klingt, bietet viele Schlupflöcher:

Zuerst muss bedacht werden, dass auch die Herstellung von Papier und Pappe Unmengen an CO2 verursacht und große Mengen an Wasser verbraucht. Pro produziertem Kilo Papier lässt sich beispielsweise ein durchschnittlicher Wasserverbrauch von rund 10 Litern berechnen. Außerdem kommen bei der Herstellung von Papier viele Chemikalien zum Einsatz und zusätzlich dazu müssen Papierverpackungen genau wie die aus Plastik nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden und verursachen somit riesige Summen an Verpackungsmüll. Ressourcenschonend sind diese Alternativen also nur bedingt.

Dazu kommt, dass nur bestimmtes Papier recycelt und wiederverwertet werden kann. Papier mit Verbundmaterialien aus Chemie oder Papier mit Plastikbeschichtungen ist dafür beispielsweise nicht geeignet. Das stellt wiederum ein Problem dar, was die Entsorgung von McDonald’s Papierverpackungen angeht, denn diese sind beschichtet, um Fett abweisen zu können.

Während es bei Bechern verpflichtend ist, diejenigen, die Kunststoffbestandteile enthalten, mit einem Label zu kennzeichnen, so gilt diese Regelung jedoch nicht für alle weiteren Verpackungsarten. Unternehmen sind also verpflichtet, Becher mit Plastikanteilen als solche zu kennzeichnen, nicht aber Papierboxen oder -Tüten.
Des Weiteren existiert laut Sonja Bähr – einer 2023 vom zdf interviewten Packaging Analytikerin – bis dato keine einheitlich standardisierte Definition dafür, was “kunststofffrei” überhaupt bedeutet.

Dem zdf gegenüber versicherte McDonald’s 2023 auf Nachfragen zu der Zusammensetzung ihrer Verpackungen, dass ihre Boxen keinerlei Kunststoff enthalten. Untersuchungen der Verpackungen vermittelt jedoch ein ganz anderes Bild und nach erneuten Nachforschungen und Nachfragen des zdf erklärt McDonald’s schließlich, dass Ihre Papierboxen zwar im Sinne der EU-Einwegkunststoff-Richtlinie (EU-SUPD) keine Kunststoffbeschichtungen enthalten, aber ihre Verpackungen insofern nicht vollkommen plastikfrei seien, als dass in den Klebstoffen, Druckfarben oder Schutzlacken Spuren von Plastik enthalten sein können. Diese sind laut der EU-SUPD jedoch erlaubt, da es bislang keine anderen realisierbaren Alternativen ohne Kunststoff gibt. Trotzdem lässt sich festhalten, dass ihre Verpackungen entgegen McDonald’s ursprünglichen Behauptungen nicht vollkommen plastikfrei sind.

Allzu nachhaltig sind diese Boxen und Tüten also aus verschiedenen Gründen noch nicht.


Mehrwegalternativen bei McDonald’s – oder doch nicht?

Seit 2023 herrscht in Deutschland die sogenannte Mehrwegangebotspflicht. Diese Änderung des Verpackungsgesetzes (VerpackG2) schreibt vor, dass Restaurants, Cafés, Bistros, Tankstellen oder auch Kantinen – und infolgedessen auch McDonald’s – ab 2023 dazu verpflichtet sind, Mehrwegalternativen zum Mitnehmen von Essen und Getränken anzubieten. Man kann Essen also gegen Pfand in Mehrwegverpackungen einpacken lassen, die nach einer bestimmten Zeit wieder bei dem jeweiligen Restaurant oder in Sammelstationen bzw. Sammelpools abgegeben werden müssen.
Die Mehrwegangebotspflicht soll dabei helfen das Müllaufkommen, wie es z.B. durch Einweg- oder herkömmliche To-Go-Behältnisse begünstigt wird, zu reduzieren.

Mehr zur Mehrwegangebotspflicht und ihrem Beitrag zur Kreislaufwirtschaft erfährst du hier.


Das zdf Undercover bei McDonald’s

In der Praxis läuft bei den Mehrwegangeboten noch lange nicht alles nach Plan:
McDonald’s bietet zwar theoretisch Mehrweg-Alternativen für Getränkebehälter an, denn diese sind entsprechend des Gesetzes mehrwegpflichtig, doch wie die Nachforschungen des zdf ergaben, scheitert es bislang noch an der Umsetzung dieser Alternativen. Zum einen mussten die Reporter:innen stets aktiv an der Theke nach den Mehrweg-Behältnissen fragen bzw. diese anfordern – von alleine bietet McDonald’s sie nämlich nicht (als Bestand ihres Sortiments) an. Zudem wurde den Reporter:innen in den von ihnen untersuchten McDonald’s-Einrichtungen mitgeteilt, dass sie die Ersten seien, die sich überhaupt nach der Mehrwegalternative erkundigen. In manchen Fällen bekamen sie trotz Nachfrage keine Mehrwegalternative. Dazu kommt, dass die Mehrwegbecher in den Filialen, die Mehrwegalternativen bereitstellten durch die 2€ Pfand mehr kosten als gewöhnliche Einwegbecher. Zwar ist es den Geschäften, die zur Lebensmittelbranche zählen, tatsächlich selbst überlassen, wie viel Pfand sie für die Mehrwegalternativen verlangen möchten, jedoch dürfen sie auch mit Pfand nicht zu höheren Preisen oder schlechteren Bedingungen angeboten werden.
Wasser bekamen die Reporter:innen im Übrigen nur in gewöhnlichen Flaschen ausgehändigt, da McDonald’s sein Wasser mit Einwegpfand verkauft und es somit nicht unter die Mehrwegangebotspflicht fällt. Auch Apfelschorle bietet McDonald’s noch in Plastikflaschen an. Und das ist nicht das einzige Schlupfloch in der Mehrwegangebotspflicht, das sich McDonald’s zu Nutzen macht…

Zwar muss McDonald’s theoretisch für seine Getränkebecher Mehrwegalternativen anbieten, doch für alle anderen Verpackungen gilt diese Regelung nicht, denn diese fallen nur dann unter die Mehrwegangebotspflicht, wenn sie denn Kunststoffanteile enthalten. Und wie bereits erwähnt, besteht McDonald’s darauf, dass ihre Papierverpackungen kein Plastik – bzw. nur in zugelassenen Maßen – enthält. Auch die Papierteller von McDonald’s, in denen eigentlich Plastik enthalten ist, fallen also nicht unter die Mehrwegangebotspflicht.

Das Konzept der Mehrwegsangebotspflicht ist also bislang ziemlich praxisfern und definitiv noch ausbaufähig. Und auch was die Imagekorrektur von McDonald’s angeht, besteht anscheinend noch Verbesserungspotenzial.

Einzelnachweise & Weblinks


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