Sind regionale Produkte wirklich besser fürs Klima?

12. Dezember 2024
Copyright: Foto von Markus Spiske auf Unsplash

Regionalität liegt im Trend: ob auf dem Weihnachts-, Wochenmarkt oder im Discounter – Produkte mit dem Label „regional“ sind der absolute Renner und inzwischen fast Standard für umweltbewusste Einkäufe. Klingt auch super nachhaltig, oder? Aber ist das wirklich so? Sind regionale Lebensmittel automatisch besser fürs Klima, oder steckt da mehr dahinter?

Warum Regionalität alleine nicht ausreicht

Regionalität allein macht ein Produkt nicht automatisch nachhaltig. Die folgenden Faktoren spielen nämlich auch eine wichtige Rolle:

Der offensichtlichste Vorteil von regionalen Produkten sind die kurzen Transportwege, doch der Transport allein macht oft nur einen kleinen Teil der gesamten Umweltbelastung aus – insbesondere bei Lebensmitteln mit hohem Produktionsaufwand, wie bei Fleisch oder Milchprodukten, müssen auch Ressourcen wie Energie, Futter und Wasser mit einbezogen werden, um tatsächlich eine Aussage über die Nachhaltigkeit der Lebensmittel treffen zu können. Ganz zu schweigen von den Haltungsbedingungen.

Dann gibt es da noch die Saisonabhängigkeit: Ein Apfel aus der Region, der monatelang im Kühlhaus gelagert wird, kann eine schlechtere Klimabilanz haben als ein Apfel aus dem Ausland, der dagegen zur Erntezeit importiert wird.

Letzten Endes sind auch die Anbaumethoden entscheidend: Intensiv bewirtschaftete Böden, die viel Dünger und Pestizide benötigen, schaden der Umwelt potenziell mehr, als die ökologische Landwirtschaft im Ausland.

Die größten Mythen rund um Regionalität

Mythos 1: Regional heißt immer CO2-neutral

Die kurze Transportstrecke ist nur ein kleiner Teil der Klimabilanz.

Beispiel: Ein regional betriebenes Gewächshausgemüse benötigt oft mehr Energie für Heizung und Licht als ein importiertes Produkt aus wärmeren Ländern.

Anzucht von Basilikumpflanzen in einem beheizten Gewächshaus mit automatisiertem Bewässerungssystem.

Wenn du zusätzlich saisonal einkaufst, ist das wieder ein ganz anderes Thema: Produkte der Saison benötigen weniger Energie, weil sie nicht in Gewächshäusern gezüchtet oder gelagert werden müssen. Sie müssen außerdem nicht aus anderen Ländern herangeschafft werden.

Tomaten haben hierzulande zum Beispiel nur im Sommer Saison und eignen sich nicht als Lagerware – importierte Tomaten im Winter sind also eigentlich ein absoluter Klimakiller.

Ein warmes Gewächshaus, in dem Tomaten gedeihen können, während sich draußen der Schnee türmt. Nur in Island geht das einigermaßen klimaneutral – zum Heizen wird nämlich die Erdwärme genutzt!

Wenn du dich dafür interessiert, wann Obst und Gemüse in Deutschland, Österreich und der Schweiz natürliche Saison hat, dann schau doch mal bei unserem Saisonkalender vorbei. Hier kannst du dir für jeden Monat ein Kalenderblatt mit saisonalem Obst und Gemüse kostenlos herunterladen und in deiner Küche aufhängen!

Mythos 2: Regional ist gleich gesund und hochwertig

Regionalität sagt nichts über die Qualität oder die Produktionsweise eines Produkts aus. Ein regionales Produkt kann genauso stark chemisch behandelt oder in Massentierhaltung produziert werden wie eines aus Übersee.

Am besten solltest du deshalb Bio und regional kombinieren: Die ökologische Landwirtschaft meidet den Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln und künstlichem Dünger, unabhängig vom Standort. Dadurch gelangen weniger Giftstoffe in die Umwelt, die Böden werden geschont und am wichtigsten – du nimmst nur gesunde und ungespritzte Lebensmittel zu dir!

Um im Supermarkt den Überblick zu behalten, solltest du auf transparente Labels setzen: Initiativen wie "Regionalfenster" oder Bio-Labels wie das Bio-Siegel des BMEL geben Einblick in die Herkunft und Produktionsweise und nehmen dir so schonmal eine Menge Recherchearbeit ab.

Wie andere Länder Regionalität umsetzen

  • Frankreich: Das Label "Origine France Garantie" stellt sicher, dass Produkte in Frankreich angebaut und verarbeitet wurden.
  • Italien: Die "DOP"-Zertifizierung (Denominazione di Origine Protetta), die du vielleicht von den Verpackungen von passierten Tomaten kennst, gewährleistet nicht nur regionale Herkunft, sondern auch traditionelle Produktionsmethoden.
  • Deutschland: Regionale Vermarktungsplattformen wie "Marktschwärmer" verbinden Produzent:innen und Verbraucher:innen direkt, was Transparenz und eine Lieferkette fördert, die so kurz wie möglich ist.

Regional einkaufen, bewusst hinterfragen

Regionalität kann ein Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten – wenn sie mit anderen Kriterien wie saisonalem und ökologischem Anbau kombiniert wird. Verbraucher:innen sollten sich nicht blind auf das Label "regional" verlassen, sondern die gesamte Produktionskette eines Lebensmittels betrachten. So können wir Ernährung und Umweltschutz in Einklang bringen!

Einzelnachweise & Weblinks

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