Mit einem Anteil von 10% an den globalen Schadstoffemissionen sieht die ökologische Bilanz der Textilherstellung alles andere als gut aus. Noch dazu stammen rund 35% des Mikroplastiks in den Meeren von unserer Kleidung. Wie kommt es dazu und was kann jeder einzelne tun?
CO2 Emissionen der Modebranche
Die Textilindustrie ist verantwortlich für 10% der globalen Treibhausgasemissionen. Damit übertrifft sie sogar den Flug- und Schiffsverkehr. Nicht nur der Herstellungsprozess, auch das regelmäßige Waschen und Trocknen verbraucht jede Menge Energie. Energie, die größtenteils aus fossilen Brennstoffen wie Erdöl und Kohle gewonnen wird. Wenn möglich, sollte man also kalt waschen und die Wäsche an der frischen Luft trocknen lassen. Kleidungsstücke aus Polyester haben außerdem einen weitaus größeren CO2-Abdruck als Baumwollkleidung. Baumwolle wiederum fällt immer wieder durch einen äußerst großen Wasserverbrauch auf – noch umweltverträglicher sind daher die Naturfasern Hanf, Jute und Leinen.
Die negativen Auswirkungen auf die Umwelt kann man reduzieren, indem man mehr secondhand einkauft oder Tauschpartys mit Freunden veranstaltet, um Kleidungsstücken ein zweites Leben zu schenken.
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Alles andere als ressourcenschonend...
Auch der Wasserverbrauch der Modebranche ist enorm: Für die Herstellung eines einzigen T-Shirts werden 2.700 Liter verbraucht. Nicht nur trägt das zur Wasserknappheit weltweit bei, oft gelangen zudem Chemikalien in die Umwelt, weil das verunreinigte Abwasser der Fabriken einfach in Flüsse geleitet wird.
Noch mehr Plastik
Die Zeiten von Baumwollkleidung sind längst Vergangenheit. Heute dominieren synthetische Fasern – ein Euphemismus für Plastik – die Modebranche. Polyester ist formstabil und pflegeleicht, doch besonders die Tatsache, dass es so billig in der Produktion ist, macht den Kunststoff zu einem der beliebtesten Stoffe in der Textilindustrie. Hinter den Begriffen Trevira, Diolen, Polartee, Polarguard und Thermolite steckt übrigens auch Polyester.
Das Plastik, aus dem unsere Kleidung besteht, ist dasselbe wie das, aus dem PET-Flaschen hergestellt werden. Tatsächlich wird der größte Teil des PET-Plastiks, nämlich 60%, für die Herstellung von Textilien verwendet.
Polyester wird mitunter aus den Rohstoffen Erdöl, Erdgas und Kohle hergestellt. Jährlich wird für die Produktion von neuem Polyester ein Verbrauch von 100 Millionen Barrel Erdöl verzeichnet (Ein Barrel entspricht 156 Liter). Schätzungen gehen davon aus, dass Kleidung weltweit im Jahr 2030 zu 75% aus Plastik zusammengesetzt sein wird. Das ist gleich aus zwei Gründen problematisch: Auf der einen Seite verschärft die Produktion von Plastik die Klimakrise, auf der anderen stellt Erdöl, Grundstoff für die Plastikproduktion, eine große Gefahr für die Natur und ihre Bewohner dar und trägt Teilschuld an vielen Konflikten und sozialen Ungerechtigkeiten.
Kleidung aus Erdöl – Gefahr für Mensch und Umwelt
Der Kampf um die begehrten Erdölvorkommen in afrikanischen Ländern und dem Nahen und Mittleren Osten trägt des Öfteren zu politischen Auseinandersetzungen bei.
Die Pipelines des gigantischen Öl- und Gaskonzern Shell im Nigerdelta, die regelmäßige Lecks verzeichnen, verseuchten die Natur dortzulande und beraubten viele Bewohner des Nigerdeltas ihrer Existenzgrundlage.
Auch die Explosion der Bohrinsel “Deepwater-Horizon” führt vor Augen, wie riskant das Ölgeschäft ist. Bei der “Öl-Pest”, die den Golf von Mexiko als Folge der Explosion von 2010 heimsuchte, kamen hunderttausende Tiere um.
Daneben gab es bereits eine Unzahl an Tankerunfällen wie im November 2002: Der Tanker “Prestige” ging vor der galicischen Küste in die Brüche und verlor 40.000 Liter Schweröl.
In Ecuador werden Regenwälder rücksichtslos zerstört und Menschen aus ihrem Zuhause fortgejagt, um noch mehr Erdöl fördern zu können.
Sicher sind wir also nur wirklich, wenn wir das Erdöl dort lassen, wo es hingehört.
Vom Laufsteg ins Meer: Mikroplastik in unseren Ozeanen
Bei jedem Waschgang lösen sich kleinste Plastikfasern aus den Klamotten heraus. Das sogenannte Mikroplastik kann von Kläranlagen nicht gefiltert werden und gelangt deshalb auf direktem Wege in die Umwelt, wo es großen Schaden anrichten kann. Man vermutet, dass 35% des Mikroplastiks in unseren Meeren ursprünglich Teil eines Kleidungsstücks waren, sich beim Waschen gelöst haben und auf diesem Wege in die Gewässer gelangt sind. Einhalt gebieten kann man dem wohl nur, indem man nur noch Kleidung aus nicht-plastikhaltigen Stoffen wie Baumwolle kauft und die Klamotten, die man bereits im Kleiderschrank hat, in speziellen Wäschenetzen wäscht, die das Mikroplastik abfangen und davon abhalten, ins Abwasser zu gelangen.
Die Modebranche in einer Wegwerfgesellschaft
Da Qualität und Langlebigkeit dem Konzept von “Fast-Fashion” so ziemlich widersprechen, landet vieles nach vergleichsweise kurzer Zeit im Müll. Doch das verschwendet nicht nur Ressourcen: Da Kleidung zu einem großen Teil aus Plastik besteht, kann sie nicht einmal wirklich abgebaut werden. Und verbrennt man solche synthetischen Textilien, so setzt man damit Schwermetalle und toxische Gase frei – ist also auch keine Lösung.
Aussortierte oder zurückgeschickte Kleider, Hosen, Sweatshirts und Jacken werden nur selten recycelt, weltweit macht der wiederverwertete Anteil sogar nur 1% aus. Im Gegenteil: Jede Sekunde landet eine Müllauto-Ladung an Kleidung auf einer Mülldeponie oder in einer Verbrennungsanlage.
Schon gewusst? Mischgewebe erschwert den Recyclingprozess, achte also beim Kauf darauf, ob das Kleidungsstück neben Naturfasern auch synthetische enthält.
Online-Shopping ist zwar bequem, macht der Umwelt aber ziemlich zu schaffen. Oft bestellt man sich nämlich mehrere Größen oder Farben, wovon aber höchstens ein Exemplar behalten wird. Der Rest wird vom Händler in vielen Fällen nicht überprüft und neu verpackt, denn das wäre zu arbeitsintensiv – billiger ist es, die Retouren einfach zu beseitigen und neue Ware produzieren zu lassen.
Menschenrechtsverletzungen in Textilfabriken
Textilfabriken auf der ganzen Welt beschäftigen knapp 80 Millionen Menschen. Der Großteil sind Frauen, die zwar dadurch die Chance auf ein eigenes Einkommen haben, gleichzeitig aber gnadenlos ausgebeutet werden. Die Kleidung soll billig sein, aber der Profit groß – die Arbeiter:innen erhalten daher nur einen Hungerlohn, müssen Überstunden und Extraschichten für lau arbeiten und das unter unmenschlichen Bedingungen. Sicherheitsvorkehrungen wie Brand- und Gesundheitsschutz und Sozialleistungen haben da keinen Platz.
Mehr zum Thema Nachhaltigkeit in der Modebranche findet ihr hier:
- https://exit-fast-fashion.de/fakten/umwelt/
- https://www.deutschlandfunk.de/deepwater-horizon-unglueck-2010-der-groesste-oelunfall-der-100.html
- https://www.greenpeace.de/klimaschutz/energiewende/oelausstieg/grosse-tankerkatastrophen-1967-2012
- https://greenpeace.at/assets/uploads/publications/presse/Fact%20Sheet_Waschtest%20Plastikfasern.pdf