“Mülltrennung ist sinnlos, denn später kommt eh alles zusammen und wird verbrannt !"
Diesen Satz haben wahrscheinlich schon viele gehört. Er wird gerne als Rechtfertigung benutzt, seinen Abfall gar nicht erst zu trennen. Doch stimmt das wirklich? Für was trennen wir unseren Müll und was passiert später damit?
Wir decken einige Mythen rund um die Müllentsorgung auf!
An dem Mythos ist was dran
Die Mülltrennung, wie wir sie heute kennen, war nicht immer so. Schon zu Beginn der 70er, vor allem seit dem Aufkommen der Grünen Bewegung, gewann Recycling im Rahmen des Umweltschutzes immer mehr an Bedeutung. Ab den 90ern wurden schließlich die Gelben Säcke für deutsche Haushalte eingeführt. Das Ziel: Wertstoffe, die in dem Müll landen, auszusortieren und weiterverarbeiten zu können. Dieses neu eingeführte Konzept wurde vom Dualen System Deutschland (DSD) ins Leben gerufen. Doch der Start ereignete sich alles andere als einfach: Zu Beginn fehlten schlichtweg geeignete Sortier- und Verwertungsanlagen, um solch große Mengen an Müll richtig sortieren zu können. Zudem existierten damals noch keine modernen Technologien, wie wir sie heute nutzen. Die damaligen Folgen unterfüttern zunächst einmal tatsächlich das Klischee: Ein Teil des Abfalls wurde verbrannt oder sogar illegal im Ausland entsorgt. Somit scheint der Mythos, alles würde zusammengeworfen und verbrannt werden, seine Berechtigung zu haben.
Heute sieht’s anders aus
Doch fast 20 Jahre später ist die Situation eine ganz andere: Deutschland steht, was die Mülltrennung anbelangt, ganz weit vorne. Dafür dienen hochmoderne Sortierungsanlagen, die durch Infrarotdetektoren, Siebe sowie Magneten eine präzisere Auswahl von recycelbarem Müll ermöglichen. Dies gelingt jedoch am effektivsten, wenn der Müll sauber vom Verbraucher getrennt wurde.
Auch laut dem Abfallexperten Benjamin Bongart vom Naturschutzbund NABU stellen wiederverwendbare Wertstoffe des getrennten Mülls einen positiven Marktwert dar. Daher wäre es kontraproduktiv, dies nicht zu nutzen. Eine Mülltrennung entlastet also unser Entsorgungssystem und trägt dazu bei, dass Wertstoffe auch wirklich recycelt werden!
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Mythos nicht von irgendwoher kam, jedoch heute nicht mehr zutrifft. Die Wertschöpfungskette profitiert vom Recycling, das durch eine saubere Mülltrennung seitens des Verbrauchers am effektivsten gestaltet wird. Auch der Umwelt kommt eine Wiederverwertung von Ressourcen zugute.
Müll daheim getrennt, und dann?
Nachdem ihr euren Müll gerecht entsorgt habt, wird dieser zunächst von der städtischen oder gemeindeverantwortlichen Müllabfuhr mitgenommen. Bei vielen Müllabfuhren wird nach dem Einsammeln bereits der Müll getrennt, anstatt zusammengewürfelt. Dafür dienen getrennte Kammern in ihren Containern für die unterschiedlichen Arten von Müll. Dann gibt es Müllabfuhren, die nur eine bestimmte Art von Müll abholen. Hier ist keine Trennung bei der Abholung notwendig.
Und auch hier lässt sich der Mythos der Trennungs-Verweigerer widerlegen: Es würde wenig Sinn machen, wenn manche Müllabfuhr bereits vortrennen, um es dann wieder zu vermischen. Zudem liegen in Deutschland nicht grundlos zahlreiche Vorschriften zur Trennung sowie gerechter Entsorgung unseres Mülls vor. Vor allem für Entsorgungsbetriebe drohen bei Verstoß dieser teilweise Sanktionen.
Welcher Müll wird recycelt?
Wertstoffe (Wertstoffhof, Gelber Sack, Gelbe Tonne, Orange Tonne, Wertstofftonne)
Wie bereits erwähnt, ist der Gelbe Sack dafür vorgesehen, die darin entsorgten Wertstoffe weiterverwenden zu können. Darunter gehören Verpackungen aus Aluminium, Plastik oder Weißblech. Aluminium kann beispielsweise in der Stahlverwendung weitern Nutzen finden. Bei Plastikverpackungen wird es etwas komplexer: Sie werden nach Kunststofftyp sortiert, unter denen sich zum größten Teil die Arten PP, PE, PS und PET befinden. Oftmals sind Verpackungen aus mehreren dieser Typen zusammengesetzt. Dies macht Recycling schwieriger.
- PE (Polyethylen) kann als Bestandteil für Folien, Müllsäcken oder Kabelisolierungen recycelt werden.
- PP (Polypropylen) findet sich häufig in Joghurtbechern oder Verschlüssen. Sie werden häufig als Granulat weiterverarbeitet und für Folien eingesetzt.
- PET (Polyethylenterephthalat) ist häufig Bestandteil von sogenannten PET-Flaschen. Hier funktioniert das Recycling sehr gut, da diese getrennt von Pfandflaschen gesammelt werden. Das Rezyklat wird entweder für neue PET-Flaschen oder auch für Folien oder Textilverarbeitungen verwendet.
Tipp: Joghurtbecher müssen übrigens nicht abgespült werden, denn tatsächlich verbraucht das Säubern zusätzliche Energie und Wasser. Es reicht, wenn der Becher sorgfältig “ausgelöffelt” wurde. Halbleere Verpackungen sollten entleert werden, bevor sie in den Gelben Sack kommen. Ebenfalls sollte bei der Entsorgung der Aluminiumdeckel vom Becher getrennt werden.
Glas (Glas-Container)
Altglas kann ebenso erneuten Nutzen für Glasprodukte haben. Die Recyclingquote dafür liegt bei etwa 80% !
Papier (Papiertonne)
Auch ein Großteil von Altpapier wir zu neuen Papierprodukten recycelt. Auch hier beträgt die Quote stolze 80% !
Biomüll (Biomülltonne)
Aus den Bioabfällen kann bestenfalls Biogas (Strom) oder Kompost gewonnen werden.
Achtung: Wer seinen Bioabfall in Plastiktüten entsorgt, liegt hier falsch. Plastik hat nichts im Biomüll zu suchen!
Restmüll (Restmülltonne)
Restmüll gelangt in Heizwerke und wird dort verbrannt. Die gewonnene Energie, die daraus entsteht, wird für Strom oder Fernwärme verwendet. Dies mag eine sinnvolle Weiterverarbeitung sein, jedoch muss man auch bedenken, dass bei der Müllverbrennung eine große Menge an CO2 ausgestoßen wird.
Fazit: Je mehr ihr auf die Mülltrennung achtet, desto sicher könnt ihr guten Gewissens sein, dass ihr das Entsorgungssystem und Recycling wahrhaftig unterstützt.
Wie trenne ich richtig? Welcher Müll in welche Tonne gehört, erfahrt ihr in diesem Artikel: Abfallentsorgung | suchdichgruen.de
Wer Müll trennt ist schlau, wer vermeidet noch schlauer
Wer korrekt den Müll entsorgt, der verdient auf jeden Fall einen Pluspunkt in Sachen Nachhaltigkeit. Denn insgesamt schont eine Sortenreinheit des Abfalls unsere Ressourcen und erleichtert das Recycling von Wertstoffen. Doch unser Entsorgungssystem soll keine Freikarte dafür sein, unbedacht zu konsumieren und Unmengen an Müll zu produzieren. Im Jahr 2022 lag allein die Menge an Haushaltsmüll pro Kopf bei sage und schreibe 476 kg pro Jahr! Unmengen an Müll, die eine Belastung für die Entsorgungswirtschaft darstellen.
Letztendlich sind Gelbe Säcke auch nur ein Beitrag zu einer besseren Ressourcenverwertung. Insbesondere Plastikmüll stellt nach wie vor eine große Herausforderung dar, da er sich im Vergleich zu anderen natürlichen Rohstoffen erst nach mehreren hundert Jahren zersetzt. Laut Pierre Condamine von der Organisation Zero Waste Europe ist “Recycling [...] ein Instrument, mit dem wir das Müllmanagement in der EU verbessern, aber es sagt nichts über die Müllvermeidung”
Unser Entsorgungssystem gibt es also nicht ohne Grund: Um möglichst eine Umweltverschmutzung zu vermeiden. Doch die Entsorgung beansprucht nach wie vor Aufwand, Kosten und Energie. Daher ist es immer besser, Müll zu vermeiden, als ein große Menge davon zu produzieren, auch wenn man sie gerecht entsorgt. Zukunftsforscher sind der Meinung, dass eine Müllvermeidung langfristig angestrebt werden soll.
Die Zero-Waste Philosophie verfolgt den Ansatz, nachhaltig zu handeln und möglichst keine Abfallprodukte in Folge des eigenen Konsums entstehen zu lassen. Wörtlich übersetzt meint der Name “Null Verschwendung” und hält dazu an, beispielsweise entstandene Reste zu recyclen, Lebensmittelabfälle zu kompostieren und beschädigte Güter zu reparieren statt wegzuwerfen. Mittlerweile gibt es viele Alternativen, die eine müllreduzierende Lebensweise ermöglichen. Beispielsweise kann man in Unverpackt-Läden seine Lebensmittel selbst in umweltfreundlichen und wiederverwendbaren Behältern abfüllen und spart sich unnötige Plastikverpackungen.
Schon gewusst? Tipps für weniger Müll im Bad: Unser Grünes Badezimmer
- Ist Mülltrennung sinnvoll, oder wird alles wieder zusammengeworfen? (utopia.de), abgerufen am 11.04.23
- Abfall oder Wertstoff: Wie sinnvoll ist Mülltrennen? | Umweltkommissar | Experten-Tipps | Bayern 1 | Radio | BR.de, abgerufen am 11.04.23
- Abfallentsorgung: Wie sinnvoll ist Mülltrennung wirklich? | ZEIT ONLINE, abgerufen am 11.04.23
- ᐅ Mülltrennung Regensburg: Einfach richtig entsorgen! – Abfall-Info.de, abgerufen am 11.04.23
- Joghurtbecher spülen?: Was muss sauber in den Gelben Sack? | Umweltkommissar | Experten-Tipps | Bayern 1 | Radio | BR.de, abgerufen am 11.04.23
- Mülltrennung in Deutschland - 10 Fakten - [GEO], abgerufen am 11.04.23
- https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/abfall-und-recycling/recycling/21113.html abgerufen am 11.04.23