Deshalb solltest du keine "Fast Fashion"– Kleidung kaufen

Mai 2024
Copyright: Foto von Artem Beliaikin auf Unsplash

Fast Fashion, unter diesem Schlagwort versteht man kurzlebige Modebekleidung, die meist mit billigen Materialien und unter schlechten Arbeitsbedingungen hergestellt wurde. Die Kleidung wird in Niedriglohnländern fabriziert und dann um die ganze Welt verschifft. Der ganze Prozess stellt eine enorme Belastung für die Umwelt dar und am Ende gewinnen eigentlich nur die großen Unternehmen. Wir zeigen auf, weshalb das so ist und wir alle zukünftig besser die Finger von Fast Fashion lassen sollten.

Das Phänomen Fast Fashion

Viel und ständig neue Auswahl zu günstigen Preisen – das garantieren Anbieter von Fast Fashion, also “schneller Mode”. Doch dieser Trend wirkt sich auf lange Sicht schädlich auf unsere Umwelt aus, deshalb lohnt es sich, das Tempo ein wenig zu drosseln und besser zweimal zu überlegen, was wir uns da über die Haut streifen.

Labels, die Fast Fashion Kleidung anbieten, werben mit ständig neuen Kollektionen und vor allem günstigen Preisen. Gerade letzteres ist für viele Käufer:innen wichtig, denn nicht jeder kann es sich leisten, bei teuren Läden einzukaufen. Vor allem Teenager und junge Erwachsene verspüren durch ihr soziales Umfeld, Werbung und Social Media den Druck oder das Bedürfnis, dem neuesten Modetrend zu folgen, können sich von ihrem Taschengeld oder Lohn aber keine Markenkleidung oder besonders wertige Produkte leisten.

Die Modeindustrie kommt diesem Bedürfnis nach, indem neue Trends sofort aufgegriffen und sogar Schnitte von Designer:innen dreist kopiert und billig nachproduziert werden. Das hat schon mehrmals zu Anschuldigungen gegen entsprechende Modeketten geführt.

Soziale Perspektiven

Viel eindringlicher noch sind die schlechten Arbeitsbedingungen, unter denen die Produktion solcher schnell fabrizierten Kleidungsstücke vonstattengeht. Fast Fashion wird meist im asiatischen Raum, mit billigen Materialien und zu schlechten Löhnen produziert. Daneben sind die Arbeitsbedingungen nicht gesetzlich geregelt, wie etwa in der EU – vielmehr müssen Arbeitnehmer:innen hier, ohne gewerkschaftlichen Schutz, lange Arbeitstage, schlechte hygienische Bedingungen und sogar verbale Anfeindungen und sexuelle Belästigung ertragen.

Näher:innen sitzen dicht an dicht in einer grell ausgeleuchteten Textilfabrik.

Von diesen Orten aus wird Kleidung in die ganze Welt verschifft und landet schlussendlich beim Einzelhändler. Dort hängt die Kollektion kurz im Laden und wird schon nach wenigen Wochen in den Schlussverkauf übergeben. Fast Fashion Retailer halten sich dabei nicht an den gängigen Modezyklus von einer Kollektion pro Jahreszeit, sondern bieten etwa zwölf verschiedene Kollektionen pro Jahr an. Manche sorgen sogar für wöchentlichen Nachschub und kommen auf bis zu 50 Kollektionen in einem Jahr.

Im Schnitt kauft eine Person in Deutschland 60 Kleidungsstücke pro Jahr, trägt sie allerdings nur noch halb so lange wie noch vor 15 Jahren. Pro Jahr sind das etwa 10 kg Kleidung pro Person.
Zum Vergleich: In den USA sind es rund 16 kg und in Afrika/Nahost dagegen nur etwa 2 kg.

Von 2000 bis 2014 hat sich die Produktionskraft von Fast Fashion verdoppelt. Zu diesem Zeitpunkt wurden mehr als 100 Milliarden neue Kleidungsstücke pro Jahr hergestellt. Damit ist die Menge jährlich produzierter Kleidung seit Beginn der 2000er Jahre um 100% gestiegen. Zeitgleich hat sich auch der Absatz von schnell produzierter Kleidung auf 1,8 Billionen US-Dollar verdoppelt und wird bis 2025 auf ca. 2,1 Billionen geschätzt.

Ökologische Perspektiven

Vergleichbar angestiegen sind auch die Folgen für unsere Umwelt: Durch die Produktion, den Warentransport und die Nutzung sowie das Waschen und Trocknen der Kleidung im Alltag werden jedes Jahr über 850 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Emissionen ausgestoßen.

Der Lebensweg eines Fast Fashion-Produktes ist kein schöner - denn so wenig nachhaltig wie er anfängt, so endet er auch wieder.

  • Zunächst werden für den Anbau klassischer Baumwolle große Mengen an Dünger und Pestiziden eingesetzt, um der großen Nachfrage nach Material gerecht werden zu können. Außerdem zählt Baumwolle als die Kulturpflanze, die am meisten Wasser für die Produktion benötigt. Die Produktion von einem Kilogramm Baumwolle verbraucht rund 20.000 Liter Wasser.

  • Gleichzeitig wird Erdöl chemisch synthetisiert und zu Textilien weiterverarbeitet. So entstehen die synthetischen Faser Polyester, aus der ein Großteil der billigen Kleidung hergestellt wird. Im Vergleich zu der Arbeit mit erneuerbaren Energien sind die CO2-Emissionen durch fossiles Erdöl fast dreimal so hoch wie bei der Herstellung von Baumwolle.

  • Besonders der Baumwollanbau und die Textilherstellung verschmutzen die Gewässer in den Herstellungsländern.

  • Die Energie für die Herstellung wird aus Kohlekraftwerken entnommen. Bei der Herstellung der Fasern werden nämlich noch eine Menge Energie und Chemikalien gebraucht, damit der Stoff bearbeitet werden kann. Auch in den Textilfabriken wird laut Greenpeace mit über 70 verschiedenen gesundheits- und umweltschädlichen Chemikalien gearbeitet.

  • Solche synthetischen Fasern, die häufig noch mit Weichmachern und Flammschutzmitteln behandelt werden, lösen sich sogar später noch in der Waschmaschine und können so in die Umwelt und in die Nahrung von Tieren gelangen.

  • Die fertigen Kleidungsstücke werden in Container verpackt und für den Versand zu den Retailern vorbereitet. Von dort aus exportieren große Containerschiffe die Ware zu den jeweiligen Märkten in der ganzen Welt.

Ist das Produkt nun im Laden oder bei uns zuhause angekommen, wird es also gewaschen und getragen. Die Kleidung ist aus Kurzlebigkeit ausgelegt, weshalb sie (besonders durch häufiges Waschen, bei dem sich Mikrofasern ablösen) schnell kaputt geht. Das Material ist von schlechter Qualität, was häufig schon beim Tragen auf der Haut auffällt. Nicht selten reagieren Menschen mit Ausschlägen oder vermehrtem Schwitzen, wenn der Synthetikanteil eines Kleidungsstücks größer als der Baumwollanteil ist.

Dazu kommt, dass es ja bald schon wieder neue, günstige Mode gibt, durch die wir unsere alten Kleidungsstücke gerne ersetzen würden. Das propagiert zumindest die Industrie und bietet sogar an, die alte Kleidung gegen Rabattgutscheine auf das eigene Sortiment direkt wieder beim Retailer abzugeben (H&M). Damit sind die Weichen für den nächsten Einkauf gestellt und die Kund:innen werden die alte Kleidung direkt vor Ort und sogar gegen einen Gutschein los – aus den Augen aus dem Sinn.

Das Müllproblem mit Fast-Fashion

Tatsächlich ist die fachgerechte Entsorgung gar nicht so einfach. Jährlich werden enorme Mengen an Kleidung weggeschmissen.

  • Die ursprünglich recht nachhaltige Idee, alte Fasern zur Herstellung neuer Kleidung zu nutzen, ist aufgrund der billigen Materialien kaum noch umsetzbar. Die Qualität der Synthetik-Mischfasern ist zu schlecht, um die Kleidung für den Second-Hand Markt aufzubereiten oder kostentechnisch nicht rentabel. Somit wird die meiste Fast Fashion am Ende geschreddert und zu Putzlappen oder Isolierstoff verarbeitet.

  • Auch der Export solcher entsorgter Altkleider führt zu größeren Krisen. Chile ist als einer der größten Importeure von Altkleidern Lateinamerikas bekannt. Seit Jahren werden hier Altkleider entsorgt.

Pro Tag kommen tonnenweise Stoffe und Kleidungsstücke in Containern an Häfen in Südamerika oder Asien an, von denen vielleicht noch etwa die Hälfte weiter genutzt werden könnte, die restlichen Stücke taugen nur noch für den Müll. Aufgrund der unglaublichen Mengen passt der Müll nicht in normale Abfallcontainer und wird in Chile deshalb direkt vor die Tore der Stadt Alto Hospicio, nämlich in der ehemals schönen und naturbelassenen Atacama-Wüste an der Küste, abgeladen. Jährlich landen hier etwa 40.000 Tonnen Kleidung.

Müll und ungewollte Kleidung werden einfach am Straßenrand oder hinter der nächsten Sanddüne abgeladen.

Dieselbe Problematik spielt sich auch in anderen Ländern ab. Das Second Hand System ist durch Fast Fashion überlastet und funktioniert nicht mehr so gut wie früher. Heute weiß keiner mehr so recht, wohin eigentlich mit der ganzen Kleidung. Anstatt nach einer langfristigen Lösung zu suchen, wird der Müll einfach irgendwo abgeladen, oft sogar in der Natur. Die Exporteure, z.B. USA, China, Deutschland, UK, Frankreich, Südkorea, Japan, Belgien und die Niederlande, sehen den Müll scheinbar als außerhalb ihres Zuständigkeitsbereiches an.

Du fragst dich, weshalb Müll containerweise in anderen Länder verschifft wird? Mehr dazu erfährst du in unserem ArtikelVerheerender Müllexport nach Asien – gibt es ausreichende Lösungen?”.

Als eine Art Gegenbewegung zur schnellen Mode kann übrigens der "Slow Fashion"-Trend gesehen werden, der sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Hierbei stehen, ganz im Kontrast zu Fast Fashion, eine ganzheitlich nachhaltige Produktion und Langlebigkeit der Mode im Fokus.

Wie du sofort mit der Umstellung beginnen kannst, erfährst du in diesem Artikel: "Von Fast Fashion zu Fair Fashion – ein Trend der sich nachhaltig lohnt!"

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