Die Nachhaltigkeitsziele, auch unter dem englischen Namen Sustainable Development Goals (kurz: SDGs) bekannt, sind eine von den Vereinten Nationen (UN) ins Leben gerufene Initiative, die unter Beteiligung der UN-Staaten soziale Stabilität, kulturelle Vielfalt, ökologische Nachhaltigkeit sowie ökonomischen Wohlstand aller Menschen mit 17 konkreten Zielen fördern soll.
Mit dem SDG 7 werden Energiewirtschaft und Umweltschutz zusammengebracht: Mit diesem Ziel sieht die Agenda vor, auf die Nutzung moderner und regenerativer Energien umzulenken sowie deren Effizienz zu erhöhen. Vor allem südliche Entwicklungsländer, die vorwiegend veraltete und wenig nachhaltige Energieinfrastrukturen besitzen, sollen hierbei unterstützt werden. Darüber hinaus soll der Zugang dieser Energien für jeden Menschen gewährleistet und bezahlbar gemacht werden.
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Erneuerbare Energien
Erneuerbare, oder auch regenerative Energien genannt, sind Energiequellen, die für eine nachhaltige Energieversorgung in einem praktisch unerschöpflichen Ausmaß genutzt werden können. Sie grenzen sich zu fossilen Energiequellen (Öl, Gas etc.), die sich nur extrem langsam, oder eben gar nicht, regenerieren, dadurch ab, dass die Energie aus sich natürlich regenerierenden Quellen gewonnen wird. Die wichtigsten erneuerbaren Energien sind Sonne-, Wind- und Wasserkraft sowie Biomassen und Geothermie. Der Vorteil dabei ist, dass bei dieser Energiegewinnung CO2-Emissionen, die den Treibhauseffekt verstärken, vermieden werden. Auch gegenüber der nach wie vor umstrittenen Energiegewinnung aus Kernkraft (Atomenergie) stellt sie eine plausible Alternative dar.
Kaum Zugang zu Elektrizität
In Deutschland sind regenerative Energien seit der Energiewende ein großes Thema geworden und werden seither stetig ausgebaut. Anders sieht es jedoch in Entwicklungsländern aus. Nach wie vor haben insbesondere Menschen ländlicher oder abgelegener Regionen in Entwicklungsländern kaum Zugang zu Elektrizität. Als Energiequellen werden beispielsweise Holz, Pflanzenreste oder sogar Tiermist verbrannt, um die nötige Wärmeenergie für eine Koch- oder Heizstelle zu erzeugen. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge nutzen 2,4 Milliarden Menschen solch veraltete Methoden, die “große Mengen an Kohlenmonoxid und anderen schädlichen Gasen aus[stoßen]. Frauen und Kinder leiden am meisten, weil sie [den Schadstoffen] am längsten ausgesetzt sind.”
Und wenn tatsächlich ein Anschluss an das Stromnetz vorhanden ist, so wird das alltägliche Leben oft durch Stromausfälle erschwert, die teilweise schon mal eine Woche andauern können.
Dabei ist eine Stromversorgung in der heutigen Welt extrem wichtig, sei es für den normal funktionierenden Haushalt bis hin zum Bildungs-, Wirtschafts- oder dem Gesundheitswesen bzw. deren Einrichtungen.
Das fordert SDG 7
Die Forderungen bis 2030 laut des UNDP (United Nations Development Programme) sind:
- Zugang zu bezahlbaren, zuverlässigen und modernen Energiedienstleistungen: Für einen normal funktionierenden Haushalt ist Energie enorm wichtig und soll daher für alle bis 2030 verfügbar sein.
- Deutlich erhöhter Anteil an erneuerbare Energien weltweit: SDG 7 fordert weitere Investitionen in Solar-, Wind- und Wärmekraft mit steigender Energieeffizienz. Dies soll unterstützt werden durch verbesserte und nachhaltige Technologien.
- Verdopplung der weltweiten Energieeffizienz: Energieeffizienz spielt eine wichtige Rolle in der Umweltschutzpolitik. Eine richtig funktionierende Effizienzpolitik könnte dazu beitragen, dass nicht mehr als 40 % der Emissionen das Klima belasten. Die Energieerzeugung ist bei weitem der größte Faktor, der die Klimakrise vorantreibt. Sie ist verantwortlich für 73% der anthropogenen Gase, die den Treibhauseffekt verursachen.
- Stärkere internationale Zusammenarbeit in Sachen Forschung und verbesserte Technologien bei regenerativen Energien: Viele Entwicklungsländer besitzen ein großes Potential, um erneuerbare Energieanlagen umzusetzen, jedoch fehlt es oft an der Planung, den verfügbaren Technologien oder der Finanzierung. Internationale Zusammenarbeit kann hier Abhilfe schaffen.
- Ausbau der Energie-Infrastruktur, vor allem in Entwicklungsländern oder kleinen Inselstaaten: 1 aus 10 Menschen hat keinen Energiezugang. Am meisten davon betroffen sind Menschen aus Entwicklungsländern. Mehr als die Hälfte leben in der Subsahara (Afrika).
Erneuerbare Energien: Die Lösung?
Das Problem um die Energieversorgung wird ebenfalls durch den hohen Bevölkerungswachstum in Entwicklungsländern verstärkt, da somit logischerweise auch der Energiebedarf steigt. Prognosen von Wissenschaftler:innen berichten, dass innerhalb der nächsten 50 bis 70 Jahre die Weltbevölkerung auf bis zu 11 Milliarden Menschen ansteigen kann. Den Energiebedarf können Entwicklungsländern jedoch längst noch nicht decken. Paradoxerweise zeigen historische Beobachtungen, dass hohe Geburtenraten in Entwicklungsländern erst zurückgehen, wenn ein gewisser wirtschaftlicher Wohlstand erreicht ist. Für einen wirtschaftlichen Aufschwung benötigt die Industrie jedoch zuverlässige und bezahlbare Energie.
Dabei zeigen Entwicklungsländer ein hohes Potenzial, um regenerative Energiesysteme auszuschöpfen. Beispielsweise sind sonnige Regionen ideal für Solaranlagen. So zeigt sich etwa in Simbabwe eine mittlere solare Einstrahlung von mehr als 2100 kWh pro Quadratmeter im Jahr, was fast das Doppelte im Vergleich zu Deutschland ausmacht. Aber auch von Wasserkraftanlagen kann man beispielsweise in Gebirgsregionen wie dem Himalaya profitieren. Dafür erfordert es aber noch weiter angepasste Technologien, die auch irgendwie finanziert werden müssen.
Für eine nachhaltige Welt und zur Unterstützung des Klimas, erscheinen erneuerbare, dezentrale Energien in Entwicklungsländern als die Lösung, den wachsenden Energiebedarf trotz steigender Bevölkerungszahl zu decken. Ein Ausbau des Stromnetzes in abgelegene Gebiete ist mit hohem wirtschaftlichen Aufwand verbunden, da eine gut funktionierende Infrastruktur erst einmal ausgebaut werden muss. Die Übertragung und Verteilung von Energie aus fossilen Brennstoffen ist schwierig und teuer. Hier können netzunabhängige, lokale Technologien wie beispielsweise Solaranlagen durchaus sinnvoll sein. Damit vermeidet man nicht nur schädliche CO2-Emissionen, sondern wird auch unabhängiger von Öl und Erdgas.
Ebenso kurbelt ein Zugang zu modernen Energien das wirtschaftliche Leben an und hilft Menschen durch neue Einkommensgenerierung aus der Armut zu entkommen. So konnten bereits viele Projekte zu erneuerbaren Energien in Entwicklungsländern beweisen, dass der Ausbau regenerativer Energien in Drittweltländern gleichzeitig zur Armutsbekämpfung in diesen Regionen beitragen kann. Einrichtungen, Unternehmen und Industrien sämtlicher wirtschaftlicher Sektoren funktionieren nur mit einer ausreichenden Energiezufuhr. Dafür schaffen sie aber unzählige neue Arbeitsplätze, wenn einmal alles im Gange ist.
- Weltbevölkerung wächst um 82 Millionen Menschen - ZDFheute, abgerufen am 23.04.22
- Sustainable Development Goals | United Nations Development Programme (undp.org), abgerufen am 23.04.22
- Weltbevölkerung 2022 - Weltbevölkerungsuhr (countrymeters.info), abgerufen am 23.04.22
- SDG 7: Bezahlbare und saubere Energie | BMUV, abgerufen am 23.04.22
- 17Ziele - Ziele für Nachhaltige Entwicklung - Agenda 2030 der UN, abgerufen am 23.04.22
- Affordable and clean energy | 17 Sustainable Development Goals, abgerufen am 23.04.22
- Ziel 7 - Bezahlbare und saubere Energie - Deutschlands Indikatoren der VN Sustainable Development Goals (sdg-indikatoren.de), abgerufen am 29.04.22
- Goal 7 | Department of Economic and Social Affairs (un.org), abgerufen am 29.04.22
- Energie für Entwicklungsländer - Lehrstuhl für Erneuerbare und Nachhaltige Energiesysteme (tum.de), abgerufen am 29.04.22
- https://de.wikibrief.org/wiki/Renewable_energy_in_developing_countries, abgerufen am 29.04.22