Diese 5 Unternehmen produzieren am meisten Plastik

September 2024
Copyright: Foto von Agenlaku Indonesia auf Unsplash

Jährlich werden laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD 460 Millionen Tonnen Kunststoff produziert – die Tendenz steigend. Es sind Mengen, mit denen wir nicht mehr umzugehen wissen.

Infolgedessen sind unsere Ozeane mit schätzungsweise 100-142 Millionen Tonnen Müll belastet, ganze Landstriche, Gewässer und Wüsten sind riesigen Mülldeponien gewichen, klimaschädliche Emissionen werden bei der Produktion und Verwertung unserer Produkte ausgestoßen und keiner weiß mehr so recht, wohin eigentlich mit dem ganzen Abfall.

Doch wer sind die verantwortlichen Umweltsünder? Marcus Eriksen, einem Studienautor der britischen Zeitung “The Guardian” nach, stehen vor allem die Großkonzerne in der Verantwortung für die Unmengen an Plastikmüll auf der Welt, nicht die einzelnen Verbraucher:innen. Während Privatpersonen mehr und mehr versuchen, ihren individuellen Konsum einzuschränken, produzieren große Firmen weiterhin Tonnen an Plastik. Doch welche Unternehmen sind denn konkret zu Verantwortung zu ziehen? Wir sehen uns die weltweit größten Produzenten von Plastikmüll an!

Welche Unternehmen produzieren den meisten Müll?

Mithilfe von Daten, die über den Zeitraum von 2018 bis 2022 von einem erhoben wurden, gelang es einer Studie, die am 24. April 2024 in der Fachzeitschrift “Science Advances” unter dem Titel “Global producer responsibility for plastic pollution” veröffentlicht wurde, jene großen multinationalen Unternehmen zu bestimmen, die mitunter am meisten zur Plastikverschmutzung unseres Planeten beitragen.

Während dieser fünf Jahre wurden in 84 Ländern weltweit insgesamt 1,8 Millionen Tonnen Plastikmüll von einem Team von über 100.000 Helfer:innen gesammelt und ausgewertet. Dabei konnten 50% des Plastiks keiner eindeutigen Marke zugeschrieben werden. Ursache dafür waren unter anderem das Ausbleichen der Aufschriften durch Witterungseinflüsse sowie die Beschaffenheit des Materials selbst.


Für die Plastikabfälle, die sich jedoch eindeutig zuordnen ließen, waren zusammengerechnet 19.586 Unternehmen verantwortlich. Dabei stammt die Hälfte des ganzen Plastikmülls von gerade einmal 56 unterschiedlichen Unternehmen!


Die fünf größten Umweltsünder

Ganze 24 Prozent des gesamten zugeordneten Plastiks geht auf die Kappe von nur 5 Unternehmen. Hier kommt das Ranking der Unternehmen, die laut Untersuchung für den meisten Müll verantwortlich sind:

1. Coca-Cola
... war für 11 % des gesamten ausgewerteten Mülls verantwortlich.

2. PepsiCo
... war 5% des Mülls zuzuordnen.

3. Nestlé und 4. Danone
... liegen mit jeweils ca. 3% des Mülls an dritter und vierter Stelle, wobei zu Nestlé noch etwas mehr Müll gefunden wurde.

5. Altria (Tabakkonzern)
... schafft es mit einem Anteil von rund 2% des identifizierten Mülls auf den fünften Platz.

Eine 2018 ausgewertete Müllsammelaktion von Greenpeace – der „Global Brand Audit Report 2018“ – kam zu ähnlichen Ergebnissen. Auch in diesem Bericht steht Coca-Cola an erster Stelle, dicht gefolgt von PepsiCo, Nestlé und Danone.

Insgesamt waren 13 der weiteren Unternehmen, denen Plastikabfall sicher zugeordnet werden konnte, für jeweils 1% oder mehr des aufgefundenen Plastiks verantwortlich. Dabei sind all diese Unternehmen in der Herstellung von Lebensmitteln, Getränken, oder Tabak tätig.
Ein Großteil des gesammelten und untersuchten Mülls setzte sich aus Einweg- oder Wegwerfverpackungen zusammen.

Zu erkennen war außerdem ein sehr starker Zusammenhang zwischen dem prozentualen Anteil der jährlichen Plastikproduktion und Plastikverschmutzung der untersuchten Unternehmen.
Das Ergebnis der Studie wirft die Frage auf, auf welchem Wege man am besten gegen die schier nie enden wollende Menge an Plastik(produktion) ankämpfen kann, um infolgedessen auch weitere Umweltbelastungen durch Plastik vermeiden zu können.

Lösungsansätze für unser Plastikproblem

Was tut die Politik?

Bereits 2022 fassten die UN-Mitgliedsstaaten den Beschluss, sich der Plastikflut durch ein sogenanntes “globales Plastikabkommen” entgegen zu stellen.
Vom 23 bis zum 29. April 2024 trafen sich die Mitglieder der Vereinten Nationen bereits zum vierten Mal – dieses Mal im kanadischen Ottawa –, um sich zu beraten. Die zunächst letzte Verhandlungsrunde zum Plastikabkommen soll vom 25. November bis zum 1. Dezember 2024 in Busan, Republik Korea, stattfinden.

Weltweite Plastik-Obergrenze als Lösung?

Als eine von vielen möglichen Lösungsansätzen steht die Idee einer globale Plastikobergrenze für die Produktion von Gütern im Raum. Schon in Paris 2023 soll diese zur Debatte gestanden haben. Eine solche Obergrenze würde – sollte sie denn eingeführt werden – dem Ausbau unserer weltweiten Produktionskapazitäten ein Limit setzen. Beispielsweise könnten die Staaten festlegen, dass bis zu einem im Voraus festgelegten Datum die Kapazitäten, die zur Produktion von Plastikpartikeln vonnöten sind, nur um einen bestimmten Prozentsatz ansteigen dürften. Durch solche Maßnahmen könnte die bisher endlos erscheinende Produktion von Plastik eingedämmt werden, denn die Plastikproduzenten müssten sich in ihren Expansions- und Investigationsplänen den ihnen zur verfügung stehenden Kapazitäten anpassen.

Somit wäre es beispielsweise möglich, dass die verbleibenden Kapazitäten eher für die Entwicklung hochwertigerer Produkte verwendet werden würden und nicht für zum Großteil entbehrliche Einweg- und Wegwerfverpackungen, die in der zuvor erwähnten Studie den Großteil der Plastikabfälle ausgemacht haben.


Zwar gibt es auch viel Kritik an diesem Vorschlag – unter anderem deshalb, weil wir bereits jetzt schon viel mehr Plastik produzieren, als umweltverträglich ist – aber dennoch wäre eine Plastikobergrenze ein großer Schritt in die richtige Richtung, um die weitere Überlastung unseres Planeten durch unseren Konsum zu vermeiden.

In Großkonzernen wie Nestlé und Unilever fanden sich sogar bereits Unterstützer einer solche Plastikobergrenze.
Staaten wie die USA oder auch Saudi-Arabien wiederum positionieren sich klar gegen derartige Maßnahmen – nicht zuletzt wegen der starken Ölindustrie beider Länder, die von einem weiter andauernden Wachstum des Plastikkonsums eher profitieren, da Kunststoff aus Erdöl hergestellt wird..
Weitere einflussreiche Länder wie China positionierten sich weniger eindeutig.

Wie es mit dem heiß distkutierten Thema weitergeht, wird sich wohl erst noch zeigen.


Welchen Impact haben Verbraucher:innen?

Eine recht simpel erscheinende Möglichkeit, etwas gegen die Müllverschmutzung durch die oben genannten Unternehmen zu tun, besteht darin, diese nicht mehr aktiv – beispielsweise durch den Kauf ihrer Waren – zu unterstützen. Immerhin basiert unser Markt auf Angebot und Nachfrage. Fehlt die Nachfrage, wird – vereinfacht gesagt – auch das Angebot zurückgehen oder zumindest neu gestaltet werden müssen.

Abgesehen von den großen Müllvorkommen, die durch Unternehmen wie Coca-Cola oder Nestlé verursacht werden, stehen insbesondere diese beiden Unternehmen außerdem mit heftigen Vorwürfen zu Kinderarbeit und allgemein schlechten und unfairen Arbeitsbedingungen in Verbindung. Auch hier kann man also durch den Verzicht auf solche Waren ein Zeichen setzen.

Achtung: Auch Produkte, die augenscheinlich andere Markennamen tragen, gehören inzwischen zu den Top Playern (wie Coca-Cola oder Nestlé). Doch ein kurzer Blick ins Internet kann dabei helfen, herauszufinden, welche Verbindungen zwischen bekannten Marken bestehen.
Möchtet ihr auf Nummer sicher gehen, könnt ihr euch natürlich auch für Marken entscheiden, die nachweislich einen guten Beitrag zum Umweltschutz und der Erhaltung von Menschenrechten leisten.

Außerdem kann jede:r Einzelne von uns die Umwelt und unseren Planeten durch einfache Maßnahmen schützen.
Schon verantwortungsbewusstes Recycling trägt zu weniger Umweltverschmutzung bei und in fast jedem Supermarkt gibt es inzwischen zahlreiche Alternativen zu Plastikprodukten- und Verpackungen oder wenigstens recycelbare Produkte.

Auch Spendenaktionen an große und bekannte Umweltschutzverbände wie den WWF oder Greenpeace, aber auch an kleinere Unternehmen wie das Everwave-Projekt zur Reinigung von Flüssen, können großes bewirken.

Hier haben wir eine Übersicht über bekannte Umweltorganisationen für dich.


Handeln, und zwar jetzt!

Klar ist: Irgendetwas muss gegen die Fluten an Müll unternommen werden. Bei jetziger Entwicklung könnte sich die Menge des Plastiks bis 2060 weltweit verdreifachen, warnt die OECD.
Das bedeutet, dass sowohl die Politik als auch Wirtschaft effiziente und umweltfreundliche Wege einschlagen muss – wie sie es z.B. mit dem bevorstehenden Plastikabkommen vorsieht – aber auch einzelne Unternehmen und wir als Konsument:innen individuell zur Bekämpfung des Problemes beitragen müssen.

Kommentar: Nur weil große Unternehmen für den Großteil des Plastikmülls auf der Erde verantwortlich sind, heißt das nicht, dass sich der Rest der Bevölkerung einfach entspannt zurücklehnen und die Politik und Wirtschaft alles regeln lassen sollte. Jede:r von uns kann und sollte aus Eigenmotivation ein gewisses Maß an Verantwortung übernehmen und einen Beitrag zum Umweltschutz leisten – und sei er auch noch so klein! Denn Kleinvieh macht auch Mist.

Zum Weiterlesen:

  • https://www.wiwo.de/technologie/umwelt/coca-cola-nestle-und-co-diese-unternehmen-sind-fuer-den-weltweiten-plastikmuell-verantwortlich/29773308.html
  • https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/abkommen-gegen-plastik-kommt-jetzt-die-plastikobergrenze/29173456.html
  • https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/welche-abfallmengen-befinden-sich-in-den-meerenhttps://www.wwf.de/2023/september/umfassender-entwurf-fuer-ein-globales-plastikabkommen-liegt-vor
  • https://www.awi.de/im-fokus/muell-im-meer/un-plastics-treaty.html
  • https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/45302/ScenarioNoteE.pdf
  • https://exit-plastik.de/plastics-treaty/
  • https://www.zdf.de/nachrichten/politik/un-plastik-muell-meer-abkommen-paris-100.html
  • https://www.oekotest.de/freizeit-technik/Von-diesen-10-Unternehmen-stammt-der-meiste-Plastikmuell-_600683_1.html
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