Die Nachhaltigkeitsziele, auch unter dem englischen Namen “Sustainable Development Goals” (kurz: SDGs) bekannt, sind eine von der UN ins Leben gerufene Initiative, welche gemeinsam und unter Beteiligung der UN-Staaten soziale Stabilität, kulturelle Vielfalt, ökologische Nachhaltigkeit sowie ökonomischen Wohlstand aller Menschen mit 17 konkreten Zielen fördern soll. Die offizielle Bezeichnung in Deutschland ist “Transformation unserer Welt: Die Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung”.
Im Auftrag der 2030-Agenda
Nach einer dreijährigen Planungsprozedur wurde am 25.09.2015 das Programm der Nachhaltigkeitsziele zunächst schriftlich als Agenda in Rahmen des UNO Nachhaltigkeitsgipfel der Staats- und Regierungschefs an die Exekutive weitergeleitet und trat Anfang Januar 2016 in Kraft.
Das Programm beschreibt Richtlinien zur Erfüllung einer zukünftig nachhaltigen Gesellschaft in folgenden Bereichen:
- Umwelt- und Klimaschutz
- Wirtschaft, Entwicklung und Konsum
- Menschenwürde, -gleichheit und -rechte
- Armutsbekämpfung
- Kultur und Bildung
- Technologie, Infrastruktur und Innovationen
- Weltfrieden
Dabei stellt das Festlegen der sogenannten “2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung” ein besonderes Ereignis dar, da erstmals gemeinsam und auf globaler politischer Ebene klar zeitlich definierte Ziele bis 2030 beschlossen wurden.
Die “2030-Agenda” beinhaltet nicht nur die 17 SDGs, sondern auch eine Präambel, eine politische Deklaration und einen Bereich für Maßnahmen zur Umsetzung, Verfolgung sowie dessen Überprüfung. Der Begriff “Präambel” stammt aus dem Lateinischen und meint eine Art Einleitung bei Verträgen oder Verfassungen. In der Präambel der 2030-Agenda mit inbegriffen ist folglich eine Zusammenfassung der Kerngedanken des internationalen, nachhaltigen Handelns unter den sogenannten “5Ps”: People (Menschen), Planet, Prosperity (Wohlstand), Peace (Frieden) und Partnership (Partnerschaft).
Die 17 SDGs der UN
Um einen Fortschritt der Ziele gewährleisten zu können, ist eine anhaltende Überprüfung und ein Monitoring der Staaten unabdingbar. Auf dem sogenannten “Hochrangigen Politischen Forum für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen” (kurz: HLPF) geschieht dies transparent und in regelmäßigen Abständen, wobei Staaten in einer Sitzung über ihre aktuelle Entwicklung und Problemstellungen berichten sowie über ihren Fortschritt hinsichtlich der 2030-Agenda Auskunft geben. Dabei zählte Deutschland 2016 zu den ersten Ländern, die beim HLPF über ihr Vorhaben und die ersten Maßnahmen für das Erreichen ihrer Nachhaltigkeitsziele berichteten.
Eine erste Zwischenbilanz erfolgte Ende 2020 durch das Global Policy Forum, welche den Titel “Agenda 2030 – Wo steht die Welt?” trug.
Die 17 SDGs sind nicht voneinander getrennt zu betrachten. Sie decken zwar jeweils große Themengebiete ab, dennoch überschneiden sich die Ziele.
Nachhaltigkeitsziel 1: Kampf gegen Armut
Für die 2030-Agenda stellt Armut einen Zustand dar, bei dem Grundbedürfnisse eines Einzelnen nicht getroffen werden können und die Verfügbarkeit von lebensnotwendigen Mitteln nicht vorhanden oder stark limitiert ist. SDG 1 ist die Grundvoraussetzung für alle anderen Nachhaltigkeitsziele und eröffnet Wege sowie Maßnahmen, gegen Armut vorzugehen.
Nachhaltigkeitsziel 2: Hunger beenden
Eng verknüpft mit dem ersten SDG steuert das SDG 2 darauf hin, den Welthunger vollständig zu beseitigen. Eine ausreichende und gesicherte Nahrungsquelle soll jederzeit für alle Menschen erreichbar sein. Dabei sollen auch Erzeuger produktive Ressourcen nutzen können sowie im Rahmen des Bevölkerungswachstums stabile Bedingungen für Agrarwirtschaft hinsichtlich einer gesteigerten Produktivität und Ertragsquote geschaffen werden.
Nachhaltigkeitsziel 3: Gesundheit und Wohlergehen
Mit dem SDG 3 soll die menschliche Gesundheit priorisiert und gefördert werden, um vor allem vor frühzeitigen Todesfällen zu wahren. Insbesondere Erkrankungen aufgrund toxischer Schadstoffe oder Strahlungen in der Luft, in Wasser und im Boden sollen vermieden werden. Ein allumfassendes Gesundheitssystem soll für alle Menschen ermöglicht werden.
Nachhaltigkeitsziel 4: Hochwertige Bildung
Bildung ist ein hochwertiges Gut, zu dem jedoch viele Menschen, vor allem aus ärmeren Bevölkerungsschichten, wenig bis kaum Zugang haben. Dabei sichert Bildung unsere Zukunft. Somit soll SDG 4 Chancengleichheit für alle Menschen schaffen, qualitative Fach-, Schul-, oder Berufsbildung zu erfahren.
Nachhaltigkeitsziel 5: Geschlechtergleichheit
SDG 5 setzt sich gegen jegliche Arten von Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen ein und fordert eine allumfassende Gleichstellung der Geschlechter mit identischen Rechten und Chancen. Vor allem in beruflichen Sektoren soll eine Balance zwischen Männer- und Frauenanteilen in beispielsweise Führungspositionen und Bezahlung herrschen.
Nachhaltigkeitsziel 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
Wasser ist eine lebensnotwendige Grundlage für das Überleben des Menschen. Daher soll allen Menschen die ausreichende Nutzung sowie Verfügbarkeit von reinem Wasser gewährleistet werden. Ebenfalls zählen der Zugang zu gepflegten Sanitäranlagen und der Schutz der Gewässer zum SDG 6. Das Nachhaltigkeitsziel ist Schnittstelle von Entwicklungspolitik und ökologischen Herausforderungen.
Nachhaltigkeitsziel 7: Bezahlbare und saubere Energie
Die Agenda sieht mit dem SDG 7 vor, auf die Nutzung moderner und regenerativer Energien umzulenken sowie deren Effizienz zu erhöhen. Vor allem südliche Entwicklungsländer, die vorwiegend veraltete und wenig nachhaltige Energieinfrastrukturen besitzen, sollen hierbei unterstützt werden.
Darüber hinaus soll der Zugang dieser Energien für jeden Menschen gewährleistet und bezahlbar gemacht werden.
Nachhaltigkeitsziel 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Wirtschaft und Nachhaltigkeit wurden in der Geschichte vorwiegend getrennt, aufgrund der wachsenden Klimakrise ist eine Vereinbarung jedoch unabdingbar. SDG 8 will eine nachhaltige Ökonomie voranbringen, die gleichzeitig mit einem Wohlstand innerhalb der Gesellschaft existieren kann. Kostensparende, aber jedoch umweltbelastende Produktionswege, Billiglohnarbeiter sowie eine “Müllgesellschaft” sollen durch bedachten Einsatz von nachhaltigen Ressourcen, fairer Bezahlung und einem Konsum-Umdenken ersetzt werden.
Nachhaltigkeitsziel 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur
Das SDG 9 setzt auf einen stabilen und nachhaltigen Ausbau der Infrastruktur. Zusätzlich fördert es umweltfreundliche Industriebereiche, bei denen effiziente und innovative Technologien zum Einsatz kommen, welche durch wissenschaftliche Forschung genährt werden.
Nachhaltigkeitsziel 10: Weniger Ungleichheit
Das SDG 10 fördert Chancengleichheit, Selbstwirksamkeit sowie soziale und politische Integrierung aller Personen ungeachtet ihres Alters, Geschlechts, ihrer körperlichen Einschränkungen, Herkunft, Sprache, Kultur oder ihres Glaubens. Zudem soll es eine ungleiche Verteilung von Wohlstand innerhalb der Gesellschaft reduzieren.
Nachhaltigkeitsziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
Mit dem SDG 11 soll der Entwurf sowie die Entwicklung von Städten, Siedlungen oder Verkehrswegen nachhaltig entworfen werden. Zusätzlich soll das Generieren von Grünflächen und umweltfreundlichen Verkehrssystemen die Schadstoffbelastung in urbanen Regionen senken. Dabei sieht man vor, ein urbanes Netzwerk mit nachhaltigen Programmen, wie beispielsweise effizienter Ressourcennutzung zu etablieren, um weiter gegen den Klimawandel vorzugehen sowie eine engere Zusammenarbeit von sowohl städtischen als auch ländlichen Gebieten auszubauen. Diese Zusammenarbeit soll die Entwicklung von sozio-politischen, ökonomischen sowie ökologischen Aspekten zwischen Städten und Gemeinden verbessern.
Nachhaltigkeitsziel 12: Nachhaltiger Konsum und Produktion
Das SDG 12 sieht vor, vorhandene Wirtschafts- sowie Konsummuster von einer Wegwerfgesellschaft in Richtung einer Kreislaufgesellschaft umzustrukturieren. Der Rahmen der Nutzung von nachhaltig verfügbaren Ressourcen soll nicht gesprengt werden.
Zusätzlich zielt das Vorhaben auf eine Reduzierung der Lebensmittelverschwendung um 50% bis 2030 ab.
Nachhaltigkeitsziel 13: Klimaschutz
Im Fokus des SDG 13 stehen der Klimaschutz sowie die Adaption der Gesellschaft an die Konsequenzen des Klimawandels mit Hilfe von aufklärenden, animierenden sowie vorbeugenden Maßnahmen, insbesondere auf politischer Ebene.
Dabei sind ebenso eine finanzielle Aufbringung der Klimaschutzmaßnahmen sowie die Unterstützung südlicher Entwicklungsländer wichtig.
Nachhaltigkeitsziel 14: Leben unter Wasser
SDG 14 trägt dazu bei, Gewässer und Ozeane sowie deren Artbestand und Biodiversität zu wahren. Es erfordert eine nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer zur Stabilisierung der Fischbestände sowie eine Verringerung der Verschmutzung durch Müll.
Nachhaltigkeitsziel 15: Leben an Land
SDG 15 zielt darauf ab, weltweit natürliche Ökosysteme und deren Biodiversität zu schützen, ländliche Gebiete nachhaltig zu nutzen sowie die Möglichkeit zur Regeneration bereitzustellen. Auch Tierbestände und dessen Artenvielfalt sollen gewahrt werden.
Nachhaltigkeitsziel 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
Das SDG 16 konzentriert sich auf die Sicherung des Weltfriedens hinsichtlich einer Entwicklung und Wiederherstellung zur Rechtsstaatlichkeit, die auf den Bedarf der Gesellschaft abgestimmt ist. Toleranz, Mitbestimmung sowie eine realistische Vertretung des Volkes stehen im Fokus. Dabei ist Transparenz gegenüber dem Volk wichtig, weshalb Informationen öffentlich zur Verfügung stehen sollen.
Nachhaltigkeitsziel 17: Partnerschaft zur Erreichung der Ziele
Mit dem SDG 17 kommt einer der 5 Kerngedanken der 2030-Agenda zum tragen: Partnerschaft. Ein Zusammenschluss der Länder soll die Entwicklung hinsichtlich einer nachhaltigen Gesellschaft stärken und schneller voranbringen. Dabei stehen bei Ländern, die eine nachhaltige Entwicklung noch nicht stemmen können, Fördersysteme und finanzielle Aufbringungen als Hilfsmittel im Fokus.
Deutschland und das Nachhaltigkeitsprogramm
Bei einem Ranking von 34 Staaten belegt Deutschland Platz 6 in der Erfüllung des Nachhaltigkeitsprogramms - nach Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland und der Schweiz. Dabei wurden insbesondere sozioökonomische Bewertungskriterien wie das Bruttoinlandsprodukt betrachtet.
Deutschland will mit einer klaren Definition der Ziele für sich selbst die 2030-Agenda der UN verwirklichen. Dafür hat die deutsche Bundesregierung zum einen im Januar 2017 die Neuauflage der “Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie” gefestigt, welche für jedes der 17 Nachhaltigkeitsziele Unterpunkte aufführt, um diese konkret umsetzen zu können. Die Neuauflage sollte nochmals betonen, wie wichtig die Beteiligung von Industrieländern zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele ist.
Zum anderen unterstützt die Bundesregierung die Durchsetzung der Ziele auch auf internationaler Ebene mit der Initiative “Partners for Review”, die gemeinsam vom Bundesumweltministerium und dem Bundesentwicklungsministerium gegründet wurde. Sie stellt ein Netzwerk, bestehend aus Gesandten sämtlicher Bereiche wie Politik, Zivilgesellschaft, Ökonomie und Wissenschaft dar, mit denen sich national über das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele und der Entwicklung der 2030-Agenda ausgetauscht wird. Durch Diskussionen sollen gezielter Hürden bewältigt werden und das Bewusstsein für die aktuelle Aufgabe sowie Verantwortung für die Erreichung der Ziele gestärkt werden. Das weltweite Netzwerk hat sich mittlerweile in sieben Sitzungen zusammengeschlossen und ausgetauscht, beispielsweise in Bonn, Bogotá (Kolumbien), Kampala (Ungarn), Tiflis (Georgien), Berlin, Oaxaca de Juárez (Mexiko) und Hanoi (Vietnam).
Was können wir tun?
Während man den Eindruck hat, die SDGs seien eine großeinheitliche internationale Aufgabe, so will die UN gezielt auch einzeln Personen animieren, aufklären und Ratgeber sein, auf welche Weise man die Philosophie der Nachhaltigkeitsziele selbst umsetzen und unterstützen kann.
Auf der Website der UNRIC (= United Nations Regional Information Centre bzw. Regionales Informationszentrum der Vereinten Nationen) werden Grafiken, Poster und Jahresberichte zur Verfügung gestellt sowie sämtliches Wissensmaterial zur intensiven Selbstrecherche zurecht gelegt. Zudem kann man sich über die “SDG Action App” über aktuelle Nachrichten zu den SDGs informieren. Gleichzeitig können eigene Veranstaltungen erstellt werden, zu denen man Freunde einladen kann, sich gemeinsam nachhaltigen Aktionen anzuschließen.
Auch für die sogenannte “ActNow-Kampagne” für Klimaschutz und Nachhaltigkeit gibt es eine mobile App, bei der man täglich Tipps erhält, Gewohnheiten nachverfolgen, Punkte sammeln und sich für Beiträge zugunsten des Umweltschutzes eintragen kann.
Ebenfalls stellt die UNRIC in Form einer Infobroschüre leicht umsetzbare Maßnahmen vor, um seinen Teil gegen die Klimakrise beizutragen und die Umwelt zu schützen, beispielsweise durch einen verantwortungsbewussten Konsum und Umgang mit Lebensmitteln sowie Energieressourcen.
- 17 Nachhaltigkeitsziele – SDGs | BMUV, abgerufen am 22.02.2022
- Die 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung | BMUV, abgerufen am 22.02.2022
- Präambel – Wikipedia, abgerufen am 24.02.2022
- Ziele für nachhaltige Entwicklung – Wikipedia, abgerufen am 24.02.2022
- Transformative Ziele und globale Partnerschaft für eine nachhaltigere Entwicklung | BMUV, abgerufen am 24.02.2022
- Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele in Deutschland | BMUV, abgerufen am 24.02.2022
- 17 Ziele - Vereinte Nationen - Regionales Informationszentrum für Westeuropa (unric.org), abgerufen am 24.02.2022
- LazyPersonGuide_GERMAN.pdf (unric.org), abgerufen am 24.02.2022
- Home - United Nations Sustainable Development, abgerufen am 24.02.2022
- ActNow - Auf dem Weg zu Netto-Null - Vereinte Nationen - Regionales Informationszentrum für Westeuropa (unric.org), abgerufen am 24.02.2022
- THE 17 GOALS | Sustainable Development (un.org), abgerufen am 28.02.2022
- Home - United Nations SDG Action Campaign, abgerufen am 10.03.2022